AMS NÖ-Ausbildungsoffensive 2024

1.600 zu Fachkräften werden vermittelt

Steigende Arbeitslosigkeit und Mangel an Fachkräften sind kein Widerspruch. Die Arbeitslosigkeit in NÖ wird 2024 um voraussichtlich rund vier Prozent zunehmen.

ST. PÖLTEN. Trotz rückläufigem Stellenangebot ist die Arbeitskräftenachfrage weiterhin intensiv.

Konkrete Beispiele (Vgl. 2/2023)

• Gesundheitsberufe (v.a. Pflege): 1.138 Jobsuchende (+0,9 %) zu 1.362 freien Stellen (+8,1 %). Aber: Ein Drittel der Jobsuchenden aus dem Pflegebereich haben gesundheitliche Probleme.
• Beherbergung und Gastronomie: knapp 4.000 Jobsuchende (+12 %) zu 1.400 Stellen (-17,1 %). Aber: Im Bereich Gastronomie kommen in Schwechat 6 Arbeitslose auf 1 freie Stelle. Im Bezirk Krems knapp 3 Arbeitslose und im Bezirk Scheibbs ist das Verhältnis nur noch 1 zu 1.
• Elektriker_innen: 771 Jobsuchende (+20,3 %) zu 905 Stellen (-6,3 %)
• Techniker_innen: 1.906 Jobsuchende (+13,0 %) zu 1.586 Stellen (-17,5 %) Aber: Nur 1,6 % aller Jobsuchenden Frauen in NÖ kommen aus technischen Berufen (Bsp.: Technikerinnen aus Maschinenbau etc. mit höherer Ausbildung). Gleichzeitig umfasst das Angebot an freien Stellen für den Bereich der Technik aktuell 11 %!

„Eines möchte ich vorab klarstellen: Die Mehrheit unserer arbeitslosen Kunden und Kundinnen möchte so rasch wie möglich wieder arbeiten. Aber nur etwa 10 % der Bewerber_innen, die wir den Betrieben vorschlagen, entsprechen dem Idealanforderungsprofil der Personalsuchenden. Starke Arbeitskräftenachfrage seitens der Wirtschaft wird uns auch in Zukunft beschäftigen. Aus Analysen des WIFO wissen wir, dass es in den kommenden Jahren vor allem zu einer deutlichen Verknappung des Arbeitskräfteangebotes mit Lehrabschluss kommen wird. Das ist vor allem demographisch bedingt und weil tertiäre Ausbildungen klar im Vormarsch sind“

, so Sandra Kern, AMS NÖ.

AMS NÖ-Arbeitsmarktstrategie: Jede Kundin und jeder Kunde bekommt auch heuer ein Angebot

Die Dynamik am Arbeitsmarkt ist trotz eines schwachen Wirtschaftswachstums weiterhin hoch. Das AMS nutzt diese Dynamik für seine Arbeitsmarktstrategie 2024. 

„Solange jede Kundin und jeder Kunde vom AMS in Niederösterreich betreut wird, haben wir regelmäßig, spätestens alle drei Monate, ein Angebot für sie oder ihn. Das ist ein Jobangebot oder das Angebot zur einer Aus- und Weiterbildung oder eine besondere Betreuungsleistung in einer eigenen, von uns beauftragten Beratungsstelle.“

betont Sandra Kern.

Bisherige Ergebnisse 2024 (Jänner bis Februar)

• 132.362 Vermittlungsvorschläge wurden an Jobsuchende ausgegeben.
• 16.140 Arbeitslose haben eine Arbeit gefunden und sich beim AMS abgemeldet.
• 13.431 freie Stellen wurden mit einer passenden Arbeitskraft besetzt.
• 503 Jobsuchende, davon 279 Frauen, sind in den ersten beiden Monaten mit Unterstützung des AMS NÖ in eine Fachkräfteausbildung eingestiegen.
• Allein im Februar sind 2.461 Jobsuchende in eine AMS-Schulung eingestiegen – Fachkräfteausbildung oder auch Weiterbildungen (Bsp.: Deutschkurse etc.). Das sind um 2,3 % mehr Schulungseintritte als im Vorjahr.

„Wir haben uns heuer zum Ziel gesetzt, 1.600 Kundinnen und Kunden, die mit unserer Unterstützung eine Fachkräfteausbildung gemacht haben, nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Wir werden nichts unversucht lassen, um Jobsuchenden den Einstieg und den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zu ermöglichen. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass Absolvent_innen nahtlos bei Betrieben mit dringendem Bedarf in ein Dienstverhältnis starten.“

weiß Kern.

Die Meinung der Jobsuchenden Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen über AMS-Schulungen

Um ein Kursprogramm zu entwickeln, das bei Jobsuchenden auf Resonanz stößt, hat die WU Wien im Auftrag des AMS Jobsuchende aus NÖ nach ihren Motiven und der Bereitschaft ein AMS-gefördertes Qualifizierungsangebot zu nutzen, befragt (2021).

Zentrale Ergebnisse

• Die Mehrheit der Arbeitsuchenden ist an AMS-Kursen interessiert.
• Befragte nehmen auch gerne an AMS-Kursen teil, die Meinungen sind allerdings polarisiert.
• Die wichtigsten Gründe, um einen AMS-Kurs zu besuchen, sind: schneller einen Job zu finden, einen besseren Job zu finden, das Ergebnis einer Beratung durch das AMS und der Wunsch nach Weiterbildung im bisherigen Berufsfeld
• Die wichtigsten Gründe, um an keinem AMS-Kurs teilzunehmen, sind: kein passendes Kursangebot beim AMS, zu wenig Information über die Kursangebote und befürchtete finanzielle Einschränkung während der Zeit der Ausbildung.

 „Unsere Förderangebote sind nur so gut, wie sie auch tatsächlich angenommen werden. Das ist eine wesentliche Erkenntnis der Befragung. Im ersten Schritt haben wir an der Schraube `Info und Beratung´ für arbeitslose Kundinnen und Kunden gedreht, um ihnen den Zugang zu Ausbildungsangeboten zu erleichtern und die verschiedenen Optionen transparent zu vermitteln.“

, so Kern weiter

In fünf Schritten zur erfolgreichen Qualifizierung für die Wirtschaft

Schritt 1: Leicht zugängliche Information zu Schulungsangebot für Jobsuchende

Bislang waren die AMS-Berater_innen die vorrangige Info-Quelle. Nun informiert das AMS NÖ auch in regelmäßigen Mailing-Aktionen Arbeitslose, die für Schulungen infrage kommen, über aktuelle Angebote. Mit einem integrierten Antwort-„Gutschein“ in diese Mailings setzt das AMS auch einen werblichen Akzent. Die Mailing-Aktion wird von der WU Wien laufend beforscht (2021 bis 2026):

Das Ergebnis bisher

• Mailing wirkt! Rund 20 % mehr Teilnahmen (und Abschlüsse!) von Weiterbildungsangeboten.
• Der „Gutschein“ erhöht die Motivation, einen Kurs abzuschließen zusätzlich.
• Vor allem anspruchsvollere Kurse, wie jene mit längerer Dauer oder Zertifikat am Schluss.
• Wirkt vor allem bei Frauen und jenen mit niedrigerem Einkommen vor der Arbeitslosigkeit.

Anna Schwarz, Wien:

„Das Interesse an Weiterbildung ist klar vorhanden. Durch diese direktere Art der Kommunikation und der Darstellung als Gutschein kann dieses Potenzial besser ausgeschöpft werden.“

Schritt 2: Mit solider Bildungsberatung die richtige Entscheidung treffen

Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es und was passt zu mir? Diese Fragen beantwortet das AMS allen Interessierten in den BerufsInfoZentren (BIZ) – persönlich, telefonisch oder auch im Videocall. Der Zulauf zur AMS-Bildungsberatung hat zuletzt stark zugenommen:

• 2023 wurden 6.515 Personen beraten (davon 57 % Frauen), um 46 % mehr als 2022.
• In den Monaten November 2023 bis Ende Jänner 2024 (jüngste Daten) fanden 1.814 Bildungsberatungstermine statt – um ein Viertel mehr als im selben Zeitraum ein Jahr davor.

Schritt 3: Ein attraktives Schulungsangebot für einen erfolgreichen Wiedereinstieg

Branchen mit intensiver Personalnachfrage sind Berufe rund um die Energiewende, Technik sowie Gesundheit- und Sozialberufe. 2024 hat das AMS NÖ in Summe 2.600 Plätze flächendeckend in ganz Niederösterreich, geschaffen. Hinzukommen noch rund 1.200 Ausbildungen im Rahmen der arbeitsplatznahen Qualifizierung, die direkt in den Betrieben erfolgt, sowie besondere Angebote für Frauen.

Schritt 4: Laufende Verbesserungen für Jobsuchende und Unternehmen

Für die Förderung einer Ausbildung mit Lehrabschluss nimmt das AMS NÖ bis zu 15.000,– € pro Jobsuchenden in die Hand. Damit Jobsuchende die Qualifizierung erfolgreich absolvieren, wird laufend an Verbesserungen gearbeitet. 2024 setzt das AMS NÖ folgende Neuerungen um:

• Seit Jahresbeginn: Verbesserte Existenzsicherung während der Ausbildung:

Erwachsene Jobsuchende in einer Vollzeitschulung erhalten einen Existenzsicherungsbetrag von 1.264,20 € monatlich. 2023 lag dieser Betrag noch bei 1.085,- € pro Monat.

• Eigenes Portal zu Ausbildungen mit Lehrabschluss: Schulungen, die mit Lehrabschluss enden, wird eine eigene Vorbereitungsmaßnahme vorangestellt. Bei vertiefter Orientierung und Basisqualifizierung lernen die Jobsuchenden die Ausbildung ihrer Wahl besser kennen, bevor sie einsteigen.
• Tourismus Center neu: Das größte Ausbildungszentrum für den Bereich Hotellerie und Gastronomie mit derzeit 90 Kursplätzen in St. Pölten wird betriebs- und praxisnäher aufgestellt.

Schritt 5: Nahtloser Einstieg in den Arbeitsmarkt mit Outplacement und Live-Matching

Felix Falkensteiner, AMS St. Pölten dazu:

„Die Intensiv-Vermittlung nach Fachkräfteausbildung haben wir zur Chefsache erklärt. Alle Aktivitäten rund um die Vermittlung von Absolvent_innen werden von den Geschäftsstellenleiter und GEschäftsleiterinnen lückenlos dokumentiert, damit frisch erworbenes Wissen für die Betroffenen nicht im Handumdrehen altert. So erkennen wir auch, wenn Ausbildungen nicht zum gewünschten Erfolg führen. Damit verbessern wir laufend unser Ausbildungsprogramm.“

• Mit nahendem Schulungsende – Outplacement der Teilnehmer_innen durch die Schulungseinrichtung.
• Live-Matching im AMS: Absolventen und Absolventinnen ohne fixe Jobzusage werden vom AMS in gemeinsamen Matchings von Berater_innen des Service für Arbeitskräfte und des Service für Unternehmen intensiv vermittelt.
• Anschlussangebote nach Kursende: Finden Absolventen und Absolventinnen von Fachkräfteausbildungen nicht nahtlos eine Arbeit, erhalten sie passende Anschlussangebote, um den raschen Jobeinstieg zu forcieren.

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