Larissa Besserwisser und das geheimnisvolle Wischwasser
BINGELKRAUT. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kindgebliebene - Teil 119

Bingelkraut kommt oft schon im Februar raus. Jetzt beginnt es gerade zu blühen. Es ist nicht genießbar und wird im Volksmund auch "Scheißkraut" genannt, weil es bei Genuss Durchfall verursacht.  | Foto: Erika Kerbl
  • Bingelkraut kommt oft schon im Februar raus. Jetzt beginnt es gerade zu blühen. Es ist nicht genießbar und wird im Volksmund auch "Scheißkraut" genannt, weil es bei Genuss Durchfall verursacht.
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Die aktuellen Ausgangsbeschränkungen lassen einem schon manchmal die Decke auf den Kopf fallen. Kein Wunder also, wenn die Stimmung daheim mies ist und Streit in der Luft liegt. Ein Tipp wie man diese miesen Vibes wieder aus dem Wohnbereich entfernt, ist etwas Bingelkraut ins Wischwasser zu geben... Ich hab ja schon vor Beginn der Corona Krise verzweifelt nach diesem Kraut gesucht. Leider wächst es bei uns im Wald nicht. Da ist mir diese Geschichte eingefallen - in der Hoffnung die schlechte Stimmung auch so wegzukommen...

"Der Frühling ist da! Der Frühling ist da! Woher ich das weiß? Na, weil ich Larissa Besserwisser heiß!" trötete das kleine Osterhasen-Mädchen laut, falsch und mit Begeisterung durch den Frühlingswald. Dabei hopste sie auf einem Bein, sprang in Matschepfützen, dass der Dreck nur so spritzte und schaukelte auf Ästen und Lianen. In ihrer frühlingshaften Euphorie hatte sie weder bemerkt, dass sie schon ganz nah an die Behausungen der Menschen gekommen war, noch dass ein dürrer ausgehungerter Fuchs sie schon eine ganze Weile beobachtete. "Gleich hab ich dich, fetter kleiner Hase!" freute er sich und machte sich zum Angriff bereit. 

"Mama, Mama! Schau nur! Der räudige Fuchs dort drüben frisst gleich den lieben kleinen Hasen! Das ist sicher ein Osterhase! Mama, schnell! Wir müssen ihn retten!" Der Kleine zerrte wild an der Hand der Mutter. Doch diese wollte nicht stehen bleiben und schleifte ihn ungeniert weiter. "Hör auf zu plärren, Max! Du weißt doch, dass die Bürgermeisterin Pünktlichkeit erwartet. Wir sind auf das Geld, das ich beim Putzen bei ihr verdiene angewiesen!"

Da gelang es Max doch sich loszureißen. Schnell rannte er davon. "Dieser Junge!" jammerte die verhärmte Frau. Schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihn die Schutzengel beschützen sollten, und eilte schnell zum Bürgermeisterhaus. 

Max hatte jetzt nur die Rettung des kleinen Hasen auf dem Radar. Schnell schleuderte er zuerst dem Fuchs, dann Larissa einen Kieselstein auf den Pelz, sodass der Fuchs Reißaus nahm. Larissa aber, rannte vor lauter Schreck schnurstracks in eine Maderfalle, die sogleich zuschnappte. "Na super! Vom Regen in die Traufe!"

"Bist du der Osterhase?" wollte Max wissen. Er freute sich riesig, dass er endlich die Gelegenheit hatte, mit einem Waldtier zu reden. Er war sich schon lange sicher, dass er das insgeheim drauf hatte, hatte aber noch nie die Gelegenheit gehabt, es auszuprobieren. 
"Ich werd' verrückt! Seit wann können Menschen mit uns sprechen!?" wunderte sich Larissa mit großen Augen. "Gell, da guckst du!" grinste nun auch Max. "Ich bin Max! Übrigens toll, dass du in die Falle gelaufen bist, sonst wär ich mir nie sicher gewesen, ob ich mir das nur einbilde!" "Du hast vielleicht Nerven!" Larissa Besserwisser schnitt ihm eine Grimasse. "So, Klugscheißer, willst du mich jetzt endlich raus lassen?" "Hmmmm, du bist doch der Osterhase! Da könntest du mir doch eigentlich einen Wunsch erfüllen?" grübelte Max. "Ich bin nur das Hasenmädchen Larissa Besserwisser. Wünsche erfüllen, kann ich noch nicht, aber ich habe gute Ideen! Also, lass mich frei und dann schieß los!" Bald darauf saßen Larissa und Max hinter der Scheune vor Max uraltem düsteren Haus und Max schüttete dem Hasenmädchen sein Herz aus. "Weißt du Larissa, seit mein Vater fort ist, haben es Mama und ich ziemlich schwer. Zuerst mussten wir in dieses Haus hier ziehen. Wir haben es von unserer griesgrämigen Tante Klothilde geerbt. Eine verhärmte und böswillige alte Frau die nie lächelte. Seit wir hier wohnen wird meine Mama schön langsam genau so. Es ist ein schrecklicher Ort. Niemand will uns mehr besuchen und es mangelt an allen Ecken und Enden. Weißt du, ich denke es ist dieser Ort der das aus uns macht. Als wäre das Haus "verhext"! Hast du eine Idee, wie man so etwas weg bekommt?" Larissa hörte aufmerksam zu und dachte lange nach. Das überstieg sogar ihre Fantasie. "Leider nein, Max, sorry! Aber warte hier auf mich - morgen zur selben Zeit! Ich glaube ich weiß, wen ich fragen kann!"

Auf dem Heimweg hopste Larissa wieder lange durch den Frühlingswald, sammelte Leberblümchen und noch ein Kraut, das sie nicht kannte und wand es zu einem niedlichen Sträußchen. "Gwendolyn! Gwendolyn! Wie ein kleiner Wirbelwind hopste Larissa Besserwisser zur Tür von Kräuterfee Gwendolyns Behandlungszimmer herein. Rutschte aus und schon landete der süße kleine Blumenstrauß in Gwens Wischwasser! "Du schusseliger kleiner Nichtsnutz!" rief die sonst so freundliche Kräuterfee erbost. Heute war ein schlechter Tag. Im Wartezimmer saßen nur schlecht gelaunte Nörgler und sie hatte das Gefühl, als müsse sie gut putzen und räuchern um diese miese Stimmung wieder loszuwerden. "Egal!" Ohne Larissa weiter zu beachten wischte sie wild drauflos. Da war es ihr, als steige plötzlich eine schwarze Wolke auf, die von einem vanillefarbenen Rauch mit goldenen Sprenkeln aufgelöst wurde. "Ist ja irre, Gwen!" quiekte Larissa. "Hast du das auch gesehen!" Da ging Gwen ein Licht auf und sie untersuchte das Kraut im Wischwasser. "Larissa Besserwisser! Das was du in mein Wischwasser geworfen hast, ist Bingelkraut! Es hat die Eigenschaft den ganzen "Sch...!" den andere auf uns abladen, das Alte Schlechte, das an unguten Orten gespeichert ist..., das was eigentlich gar nicht uns gehört, uns aber doch belastet "wegzuputzen"! Ich kannte bisher nur seine Wirkung als Räucherung. Aber anscheinend wirkt es als energetisches  Putzmittel im Wischwasser noch um ein Vielfaches besser!"

Und so kam es, dass Larissa Besserwisser am nächsten Morgen stolz mit einem großen Straus Bingelkraut auf Max am Treffpunkt hinter der Scheune wartete. Schnell erklärte sie ihm, was sie am Vortag entdeckt hatte. Kaum war die Mutter aus dem Haus, machten sich die beiden mit Kübeln, Fetzen und Wischstangen ans Werk. Putzten jeden klitzekleinen Winkel der Hütte bis sie in einem Vanille-Goldenen Schimmer glänzte und funkelte. "Danke Larissa!" Max fiel dem Hasenmädchen um den Hals und drückte ihr einen dicken Schmatz auf die Wange. Dann hängte er ihr eine selbst geschnitzte Pfeife um den Hals! Die ist für dich... falls dir der Fuchs wieder mal auf den Pelz rücken will...  ich glaube, ich schulde dir noch was..."

Als das Osterfest kam und Larissa mit Papa Eddie Hasenmann vor Max' Hütte Ostereier versteckte, musste sie übers ganze Gesicht strahlen. Das Haus wirke plötzlich freundlich und sauber. An den Fenstern hingen neue Gardinen und der Stubentisch war mit einem schönen Kaffeeservice gedeckt. Anscheinend erwartete da jemand Besuch! "Huhu  huhuuu!" Als Eddie schon weiter gehoppelt war, hörte Larissa einen eigenartigen Ruf. Am Scheuneneck winkte ihr Max zu, war aber dann gleich wieder verschwunden. "Ach wie süß!" Max hatte seiner Freundin auch ein kleines Osternestchen versteckt. Darin befanden sich ihre Lieblings-Galerteier und ein saftiger Karottenkuchen.

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