Kräutermärchen
Kastanienblüten. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 149

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Wunderschön blühen derzeit die stattlichen Kastanienbäume bei uns. Ihre großen, weißen, zum Himmel gerichteten Blüten erinnern irgendwie an große weiße Kerzen. Mit diesem Gedanken ging die folgende Geschichte Hand in Hand - wieder einmal eine vom frechen Kevin, dem kleinen Vampir Rudi, Großonkel Ivan und der Chemischen Gesellschaft. Davor aber noch spannendes Pflanzenwissen zur Kastanie. Viel spaß beim Lesen!

In der Volksmedizin wird  Kastanienblüten-Tinktur zur Einreibung bei Venenproblemen und Krampfadern verwendet. Auch wirkt sie unterstützend bei müden , schweren Beinen. Ein Tee aus den Blüten soll bei hartnäckigem verschleimten Husten lindernd wirken können. Zu uns kam die Rostkastanie im 16. Jahrhundert aus dem Nahen Osten. Angeblich wurde die erste Kastanie 1576 in Wien gepflanzt  und zwar vom Botaniker Carolus Clusius, der sie aus Konstantinopel mitgebracht haben soll. Ihre Blütenstände besitzen bis zu 100 Einzelblüten. Die Samen der Kastanien enthalten sehr viel stärke. Obwohl sie leicht giftig sind, wurden sie in Notzeiten "entbittert" und die Saponine entfernt, um als Mehlersatz vermahlen zu werden. Auch wurden die Samen wie Eicheln geröstet und als Kaffeeersatz verwendet. Und nicht zuletzt dienten sie  wegen ihrer Saponine als Waschmittel. Gegen Rheuma und Gicht trugen die Menschen früher drei Kastanien in der linken Hosentasche.  Als Bachblüte "White Chestnut" wird sie eingesetzt, wenn bestimmte Probleme einen nicht loslassen und die Gedanken nur noch darum Kreisen. Kastanie bringt Ruhe und Klarheit. Sie hilft die innere Ruhe wiederzuerlangen - frei nach dem Motto: "In der Ruhe liegt die Kraft". Außerdem spendet die Kastanie Ausgeglichenheit, steigert die Kreativität und gibt neue Lebensfreude. 

Der kleine Vampir Rudi und die explodierten Kerzen

"Jungs! Ihr glaubt nicht was passiert ist! Stellt euch nur vor! Graf Drakula - unser Oberboss himself - ihr wisst schon, der der uns damals zu 100-jährigem Schlaf verdonnert hat, weil wir nach unserer genialen Blutersatzlösung geforscht haben... . Genau der will uns jetzt prämieren!" Und damit fuchtelte Großonkel Ivan überschwenglich mit einer unglaublich verschnörkelten Einladung vor den Gesichtern der beiden Jungs herum und tat aufgeregt und geheimnisvoll zugleich. "Sehr geehrte Herrschaften! Ehrwürdige Vampire der Chemischen Gesellschaft! Für ihre außerordentlichen Verdienste am Volke der Vampire durch ihre zahlreichen wenngleich auch manchmal fast zu fortschrittlichen Erfindungen, möchte ich Ihnen den Vampir-Staatspreis verleihen. Zusätzlich wird ihr Vorsitzender, Ivan von Röttelstein, den Dracula-Ehrenring verliehen bekommen. Ich übertrage ihm überdies die gewichtige Verantwortung, die Feierlichkeiten auszurichten."

"Puh, Onkel Ivan! So eine Ehre! Aber wenn ich das lese, bekomme ich irgendwie Angst!" flüsterte Rudi ehrfurchtsvoll. "Ich auch", fügte Kevin mit trockenen Lippen heiser hinzu. "Ich entschuldige mich jetzt schon! Vor Dracula, dem alten Blutsauger, hab ich zu großen Bammel!" "Der ist auch nicht ganz unbegründet..." meinte Großonkel Ivan nachdenklich. "Aber bei den Vorbereitungen kannst du uns sehr wohl helfen. Schließlich bist du ja unser Ehrenmitglied und warst an der Erfindung der Blutersatzlösung, die mittlerweile unser Hauptnahrungsmittel geworden ist, maßgeblich beteiligt. Ich bin gerade dabei, funkelnde, selbstleuchtende Kerzen zu entwickeln, die man zwar nach Vampir-Manier selber anzündet, die aber dann durch eine besondere chemische Zutat wie diese LEDS leuchten und blinken. Du weißt schon Kevin, die Dinger, die du bei euren Disco-Parties immer aufhängt. Aber Vampire sind grundsätzlich furchtbar altmodisch, daher dachte ich, wir ziehen den alten Gewohnheiten einfach neue Kleider an ; - )

"Wenn das bloß gut geht!" flüsterte Kevin bei sich. Manchmal war der alte Herr etwas zu enthusiastisch. 

Während Großonkel Ivan forschte und in seinem Labor werkelte, beschäftigten sich Kevin und Rudi mit ihrer momentanen Lieblingsbeschäftigung: nämlich eine coole Party-Lokation aufzubauen. "Was hältst du von einer Outdoor-Party im Mondlicht. Das wäre mal was anderes und nachts dürft ihr ja eh raus!" schlug Kevin vor. "Meinst du?" zweifelte der kleine Vampir Rudi. "Draußen ist man immer so Wetterabhängig und wer weiß, ob Dracula die Nachtluft verträgt." Ihr seid ein kompliziertes Volk!" begehrte Kevin beleidigt auf. Willigte aber schließlich in Rudis Vorschlag ein, die große Gruft zu schmücken. "Die Akustik ist dort auf jeden Fall besser!"

Aber nun war es höchste Zeit anzupacken. Das Fest sollte schon am nächsten Tag stattfinden. "Bum! Krach! Tschin!" Kevin und Rudi ließen sich auf den Boden fallen und hielten sich die Ohren zu. "Was war das denn?" Da kamm auch schon ein rußiger, zerzauster Onkel Ivan aus dem Labor gelaufen. Händeringend lief er von einem Ende der Gruft zum anderen. "Was mach ich bloß!? Was mach ich bloß?" Als er sich etwas beruhigt hatte, erzählte er den Jungs, aufgelöst was passiert war. "Ich wollte gerade das besondere Leuchtpulver auf die Kerzen streuen, da gab es wohl eine unvorhergesehene chemische Reaktion. Alles ist explodiert - auch der tausend Jahre alte Kerzenvorrat mit den riesen Vampirkerzen. Um solche herzubekommen muss ich einen anderen Stamm aufsuchen, der nach Amerika ausgewandert ist. Bis morgen schaffe ich das niemals!"

Da begann Rudi plötzlich übers ganze Gesicht zu grinsen. Ihm war Kevins Idee mit der Freiluftparty eingefallen und da hatte er eine Idee. "Ich glaube, ich weiß was! Draußen im Park vor unserem alten Gemäuer steht doch ein riesen Kastanienbaum. Kevin hat mir erzählt, er blüht gerade und die Blüten sehen aus, wie riesige, zum Himmel ragende weiße Kerzen. Wie wärs, wenn du sie mit deinem floreszierenden "so als ob Vampier-LED-Pulver bestreust. Bei Pflanzen müsste das doch funktionieren!" "Und ich mach euch die hippste Vampir-Partylocation ever!" jubelte Kevin und machte sich sofort ans Werk. Großonkel Ivan war noch nicht ganz überzeugt, aber schließlich hatte er keine andere Wahl. Bevor man eine Bestrafung durch Dracula himself riskierte, klammerte man sich an jeden Strohhalm, dessen man fündig werden konnte.

Bald war der große Moment gekommen und Graf Dracula traf ein. Der Freche Kevin hatte sich sicherheitshalber verzogen. "Zu viel Menschenblut" für den alten Blutsauger...". Aber er war irrsinnig gespannt, hatte er doch - extra für das FEstmahlr - für den Obervampier Blutersatzlösung mit Geschamcksstoffen und Färbemittel versehen, die ihm nun untergemogelt werden sollte. Damit er nichts merkte, kam als optischen Aufputz etwas Kastanienblüte ins Gebräu, auf die man notfalls die Abweichung vom Geschmack schieben könnte. 

Als der Großvampir seinen Platz einnahm, konnte sich Rudi das Lachen kaum verkneifen. "Was war denn mit dem los? Der fürchterliche Dracula hatschte und sah aus, wie eine zerzauste alte Fledermaus. "Hoffentlich merkt keiner was!", dachte Dracula indessen. Seit er einer gichtisch rheumatischen alten Hexe - zumindest war er sich sicher, dass es eine Hexe gewesen sein musste - das Blut ausgesaugt hatte, waren Venenprobleme samt hartnäckigem verschleimten Husten auf ihn übergegangen. Um seinen Kopf war es auch seit daher nicht gut bestellt. Es drehte sich dort alles nur mehr um seine neuen Krankheiten. "Dabei haben Vampire weder Blut noch Venen!" zischte er erbost bei sich. "Sie hat mich verhext und mir ihre Phantomschmerzen raufgedrückt!"

Aber die Zeremonie war nun in vollem Gang und er tat sein bestes, sich die paar Minuten darauf zu konzentrieren. Als die Fanfarenklänge verstummten und die Verdienstmedaillen angeheftet waren, wurde mit der "versteckten" Blutersatzlösung angestoßen. Verwundert sah Dracula die Kastanienblüten in seinem Glas an. Auch die eigenartig leuchtenden Kerzen am Kastanienbaum fielen ihm auf und es war ihm plötzlich, als ob Schmerzen, Husten udn das Dilemma in seinem Kopf in ihm hochstiegen und sich ein lichter Spinnweben zarter Schleier von ihm löste und in den Lüften verschwand. "Ah!" Ein Staunen ging durch die Reihen, als sich der Herr der Vampire plötzlich wieder zu seiner vollen erschreckenden, furchteinflößenden Größe aufrichtete. 

"Ivan, du chemisches Genie! Mit welchem Zauberblut hast du mich hier bewirtet?" Großonkel Ivan wurde kreidebleich und erstarrte. Er sah sich schon für weitere 100 Jahre, im modrigen Sarg eingesperrt, schlafen. Da preschte der kleine Vampir Rudi vor und rief: "Das war die Kastanienblüte mein Fürst! Die Kastanie ist ein Zauberbaum und gibt ganz normalem Blut wundersame Eigenschaften!" Kopfnickend ließ es Dracula damit bewenden und verabschiedete sich. Großonkel Ivan aber, schlug die Heileigenschaften der Kastanienblüten gleich im Kräuterbuch nach. Dabei pfiff der alte Gentleman Vampir leichtfüßig tänzelnd wie ein junger. Wenn es stimmte, was er vermutete, würde er dieses Geheimnis morgen gleich an seine neuen Freundin - Kevins Oma - weitergeben, denn die plagten ihre Venen schrecklich und ihr alter Raucherhusten könnte auch etwas Linderung gebrauchen.

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