„Niemals Nummer. Immer Mensch.“
Reinhold Mitterlehner hielt Gedenkrede in Ternberg

Foto: Samuel Haijes
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Mehr als 200 Menschen gedachten im Rahmen der Gedenkfeier der Katholischen Jugend der Region Ennstal in der Pfarrbaracke Ternberg an die Opfer des Nationalsozialismus im KZ-Außenlager Ternberg. Mit dem ehemaligen Vizekanzler der Republik Österreich, Reinhold Mitterlehner konnte wieder ein prominenter Gedenkredner gewonnen werden konnte. Das Motto der Feier lautete gemäß des Jahresschwerpunktes des Mauthausen Komitees Österreich „Niemals Nummer. Immer Mensch.“

TERNBERG. Das Motto zog sich wie ein roter Faden durch die Feier. Einerseits in einer Art und Weise die durchaus zum Schmunzeln anregte – so erhielt zum Beispiel jedeR BesucherIn eine Platzkarte, der ein nummerierter Sitzplatz zugeteilt war. Manche beteiligten Jugendlichen waren gut sichtbar mit einer persönlichen Nummer ausgestattet. Auf der anderen Seite wurde das Thema natürlich in den zahlreichen Rede-Beiträgen der Feier sehr bewegend und eindringlich zur Sprache gebracht. Anita Buchberger, Beauftragte für Jugendpastoral im Dekanat Weyer und Reinhard Fischer, Regionskoordinator der kj oö in der Region Ennstal führten durch die Feier und erinnerten zu Beginn daran, dass KZ-Häftlinge mit Zuweisung einer Nummer ihrer Identität und Individualität beraubt wurden. In seinen Grußworten wies Bischof Manfred Scheuer darauf hin, dass die Frage: „Wer bist du?“ im KZ nicht mehr gestellt wurde. „Jene, die zur Nummer, zum Kalkül, zur Funktion degradiert wurden, sollen beim Namen genannt werden,“ fuhr der Bischof fort. Lisa Infanger, Vorsitzende der KJ OÖ., betonte den Einsatz der Katholischen Jugend für Identität, Individualität und Würde jedes einzelnen Menschen.

„Mensch-Sein“

Mitterlehner würdigte in seiner Rede das Engagement der kj oö in Ternberg und zeigte sich vom Gedenkraum beeindruckt. „Ist der Mensch des Menschen Freund?“ fragte er angesichts der Ereignisse, derer erinnert wurde, aber auch im Blick auf aktuelle Entwicklungen. „Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, die Fähigkeit Empathie und Mitgefühl zu entwickeln“, macht für Mitterlehner „Mensch-Sein“ aus und ist für unser Zusammenleben essentiell. Kritisch betrachtete er die Verblassung der Erinnerung aufgrund dessen, dass ZeitzeugInnen immer weniger werden sowie aufgrund einer Haltung des „Vergessen wollens“ der jungen Generation. Die Plicht der Erinnerung sei Basis um die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. „Wer Vergangenheit nicht aufarbeitet, dem fehlt das Sensorium um Fehlentwicklung zu erkennen,“ so Mitterlehner weiter. Als größte Gefahr in Europa sieht Mitterlehner den Nationalismus und Rechtspopulismus, „der – scheinbar überwunden – jetzt wieder da ist.“

Menschen hinter Anonymität der Nummern

Nach der Gedenkrede gestalteten Jugendliche einen bewegenden Gedenkakt. Alle Teilnehmerder Feier wurden aufgefordert Nummern, die für ihr Leben relevant sind aufzuschreiben und es stellte sich heraus, dass auch in unserer Zeit Menschen hinter der Anonymität der Nummern verschwinden. Emotional und von Applaus begleitet legten die Jugendlichen ein Bekenntnis ab, dass Nummern niemals wieder Namen ersetzen dürfen.
Im weiteren Verlauf der Feier wurden die bekannten Namen der Opfer des KZ-Außenlagers Ternberg verlesen und Dechant Friedrich Lenhart sprach ein Gebet. Zum Abschluss wurden vor der Pfarrbaracke Kränze niedergelegt.

Mauthausen Komitee Steyr & Weyer

Zahlreiche Ehrengäste aus der kirchlichen und politischen Öffentlichkeit nahmen an der Gedenkfeier teil. Unter anderem der Abgeordnete zum Nationalrat Ing. Markus Vogl; der Landessprecher der Grünen OÖ und Abgeordneten im OÖ. Landtag Stefan Kaineder, die Abgeordneten im OÖ. Landtag Regina Aspalter sowie die Bezirkshauptfrau von Steyr Land, Carmen Breitwieser. Der Diözesanjugendseelsorger Michael Münzner und Regionsjugendseelsorger P. Andreas Holl fanden sich auch unter den Gästen. Begrüßt konnten auch Adi Brunnthaler vom Mauthausen Komitee Weyer und Karl Ramsmaier Mauthausen Komitee Steyr werden.
Die musikalische Gestaltung oblag dem Jugendchor „re-member“ und einem Bläser-Ensemble des Musikvereins Ternberg. Das Anliegen des Gedenkens in Ternberg wird mittlerweile sehr breit mitgetragen. Als Mit-Veranstalter fungierten die Markt- und Pfarrgemeinde, der Musikverein, das Rote Kreuz, das Katholische Bildungswerk, die kath. Frauenbewegung und das Mauthausen Komitee Österreich.

Weitere Infos

Die heurige Gedenkfeier war die 11. ihrer Art. Im Vorfeld der Gedenkfeier führte der Historiker Erich Buchberger zahlreiche interessierte BesucherInnen durch den Gedenkraum und gab interessante Einblicke in die Zeitgeschichte.
Der Gedenkraum im Keller der Pfarrbaracke in Ternberg wurde 2008 im Zuge des größten Sozialprojekts Österreichs „72 Stunden ohne Kompromiss“ mit 45 Jugendlichen aus den Dekanaten Weyer und Steyr installiert. Seither findet jährlich eine Gedenkfeier statt, ebenso gibt es Führungen auf Anfrage und auch ein pädagogisches Begleitkonzept, insbesondere für Schulklassen wurde erarbeitet. Weitere Informationen erhalten sie bei Anita Buchberger (Beauftragte für Jugendpastoral im Dekanat Weyer, anita.buchberger@dioezese-linz.at) sowie bei Reini Fischer (Regionskoordinator der Kath. Jugend in der Region Ennstal, kj.ennstal@dioezese-linz.at).

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