Fastenbeugel - ein traditionelles Brauchtumsgebäck
Theresia Erbler von der Zöhrmühle spricht über Herstellung und Tradition

Die Beugerl aus der Zöhrmühle sind etwas dicker und weicher als andere. Sie werden täglich frisch verkauft.  | Foto: Erbler
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  • Die Beugerl aus der Zöhrmühle sind etwas dicker und weicher als andere. Sie werden täglich frisch verkauft.
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Seit dem Aschermittwoch werden in der Bäckerei Zöhrmühle in Pfarrkirchen wieder die traditionellen Fastenbeugel gebacken. Inhaberin Theresia Erbler verrät, wie die leckeren Beugel hergestellt werden. Großer Beliebtheit erfreut sich das traditionelle Fastengebäck nicht zuletzt wegen dem "Beugel ziagn", bei dem die beiden Sitznachbarn je an einem Ende des runden Beugels fest anziehen bis das Beugel bricht. Wer den größeren Teil des Beugels abreißt, ist einerseits Sieger. Andererseits darf er sich der Überlieferung nach, aber auch über ein Glück bringendes Ereignis freuen. Das Körberl mit den Fastenbeugeln durfte früher auf keinem Wirtshaustisch fehlen. 

Fastengebäck mit Tradition
"Die Beugerl sind ein typisches Fastengebäck", erzählt Theresia Erbler. "Wir machen sie jedes Jahr von Aschermittwoch bis Karsamstag. Denn in manchen Haushalten ist es Brauch, Beugerl noch zur Osterjause zu essen. Andere hängen sie auf den Osterstrauch. "Gemacht werden die Fastenbeugel heute hauptsächlich nur mehr von den kleinen Bäckereien, da die Herstellung eine Mehrarbeit bedeutet. Familie Erbler bäckt in der Fastenzeit ca. 30 Beugel täglich. Auf Bestellung sind auch mehr erhältlich. 

Tipps und Tricks damit die Beugerl gelingen
"Grundlage für unsere Fastenbeugerl ist ein fester Weißbrotteig", verrät die Zöhrmühlerin. "Daraus werden Stangerl geformt, die man zu einem Kreis biegt. Wichtig ist, dass sich die Enden gut verbinden, damit sie nicht aufgehen. Nach dem Rasten sollten die Beugerl noch etwas überkühlt werden, das macht sie stabiler. Danach gibt man die Ringe vorsichtig in kochendes gesalzenes Wasser. Sobald sie an der Oberfläche schwimmen, fischt man sie vorsichtig mit einem Kochlöffel heraus und legt sie auf ein Backblech. Nun werden die Beugerl im Backrohr fertig gebacken. Zum Schluss bestreut man sie nach Geschmack mit Salz und Kümmel."

"Von der Tradition zur Innovation"
"Früher waren Beugerl ein Dauergebäck, das mehrere Tage haltbar war.  Heute bevorzugen die Kunden eher etwas weichere tagesfrische Beugerl - so wie wir sie seit jeher herstellen", so die Bäckerin. Unter dem Motto "von der Tradition zur Innovation", hat das Team der Zöhrmühle aber auch neue Fastengebäcke wie Bärlauchstangerl kreiert. Der verwendete Bärlauch wird von Theresia Erbler eigenhändig am Sulzbach gesammelt. Allgemein wird in der Zöhrmühle Regionalität groß geschrieben. Mohn, Kümmel, Kürbiskerne etc. werden in der direkten Umgebung bezogen. Selbst das Mehl stammt von einem Oberösterreichischen Familienbetrieb. 

Traditionen leben und weitergeben
Das Beugel-Ziehen war früher in den Familien ein äußerst beliebter Brauch, der heutzutage dem Gefühl nach eher rückläufig ist. Dabei wäre es so wichtig, sich an kleinen Dingen zu erfreuen. Auch Theresia Erbler sieht die Relevanz, solche Traditionen in den Familien weiterzugeben, damit unsere Traditionen nicht verschwinden und die zahlreichen regionalen Eigenheiten erhalten bleiben. 

Geschichtliches Hintergrund-Wissen zu den Fastenbeugeln
Der Brauch rund um das Beugel dürfte heidnischen Ursprungs sein. Gebäcke in Form des Sonnenrades oder des Mondes dürften auf uralte Opfergaben hinweisen. Die Form des Beugels ist ein Symbol für das Leben. 

Einen weiteren Ursprung vermutet man im Judentum.  Am Tag des Sabbats galt das Verbot, Feuer zu entzünden. Beugel waren als Speise für diesen Tag gut geeignet, da sie zubereitet werden konnten ohne gegen diese Regel zu verstoßen. Die Teiglinge wurden vor dem Sabbat vorbereitet, im Kühlkeller zwischengelagert und erst am Ende des Sabbats (nach Sonnenuntergang) gekocht und anschließend gebacken.
Das Loch in der Mitte des Beugels diente ursprünglich dem Transport an Holzstangen und ermöglichte es, den Teig auch vor dem Ende des Sabbats zu bewegen, ohne ihn direkt zu berühren, was an diesem Tag ebenfalls verboten war.

Was der amerikanische Bagel mit dem Fastenbeugel zu tun hat
Spannend ist, dass auch der amerikanische Bagel auf unsere traditionellen Fastenbeugel zurückgeht. Um 1880 sollen europäische jüdische Auswanderer das Gebäck in die USA, wo  es sich zu einem der beliebtesten Frühstücksgebäcke entwickelte.

Legenden rund um die Entstehung des Fastenbeugels
Österreichweit sind rund um die Fastenbeugel die verschiedensten Bräuche zu finden und auch Legenden um ihre Entstehung existieren zahlreich. So wird beispielsweise erzählt,  dass Beugel im Jahre 1683 in Wien von einem jüdischen Bäcker erfunden worden sein sollen, der dem polnischen König für den Sieg über die Türken bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung danken wollte. Da der König ein begeisterter Reiter war, kreierte der Bäcker ihm zu Ehren ein Brot in hufeisenähnlicher Form. Zu dieser Zeit soll „Beugal“ ein österreichisches Wort für Hufeisen gewesen sein.

Die Beugerl aus der Zöhrmühle sind etwas dicker und weicher als andere. Sie werden täglich frisch verkauft.  | Foto: Erbler
Daria und Fabian live dabei beim Beugel-Ziehen. | Foto: Erbler
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