Musizieren via Videokonferenz
Wie Musikvereine und Musikschullehrer die Corona Krise überbrücken
Die Corona Krise hat das soziale Leben, wie wir es gewohnt sind, zum totalen Stillstand gebracht. Für Musiker eine Katastrophe, möchte man meinen. Aber auch hier entwickeln sich momentan spannende Strategien, um die Zeit daheim bestmöglich zu überbrücken. Mittels Handy, Tablet und Computer bringt der Musikverein Hilbern sogar die wöchentliche Musikprobe ins Wohnzimmer nach Hause.
SIERNING/BAD HALL. "Der Musikverein Hilbern befand sich mitten in der Proben-Hochsaison" erzählt Kapellmeister Peter Rathgeb. "Letzte Woche hätten wir ein Konzert im Bad Haller Gästezentrum gespielt, am 28. März wäre die Konzertwertung auf dem Programm gestanden. Dafür haben wir das ganze Frühjahr geprobt. Man kann sagen, dass wir eigentlich im Endspurt voll abgestellt worden sind." Der findige Kapellmeister und Informatik Lehrer an der HTL Steyr überlegte nach einem Weg, um seine Musiker bei Laune zu halten und dafür zu sorgen, dass die Motivation nicht verloren geht. "Bei uns im Verein steht vor allem auch der soziale Charakter im Vordergrund. Da kam mir die Idee, uns per Videokonferenz zur Probe zu treffen. Musizieren ist zwar bei so vielen Musikern - momentan zählt der Musikverein Hilbern 83 Aktive - nicht wirklich möglich, aber sich gegenseitig austauschen, erzählen was man gerade übt und mitbekommen was sich bei den anderen tut ist allein für den Zusammenhalt in der Gruppe unbezahlbar.
Als Tool hat der findige HTL Lehrer Jitsi eingeführt. Jitsi ist frei und läuft direkt im Browser. Übers Handy ist nur die App notwendig. Einfach downloaden und los gehts. Selbst unsere ältesten Musiker kommen mit Installation und Anwendung klar - für den Gebrauch im Verein ein perfektes Programm.
Klavierlehrer Siegfried Faderl von der Musikschule Gattermann unterrichtet seine Schüler bereits seit vergangenem Montag via Whatsapp, Skype und Facetime. "Ich schicke meinen Schülern vorweg Material per Email. Während der Stunde wird zuerst das Bild eingerichtet, wir spielen uns wie gewohnt ein, dann können sie mir das Geübte vorspielen." Nur die Dynamik lässt sich laut Faderl schwer bearbeiten, da die Moderne Technik meist Lautstärken nachregelt. "Interessant ist, dass ich jetzt einmal sehe, wie die Schüler üben. Viele sitzen beispielsweise zu niedrig. Bei anderen hört man, dass das Klavier gestimmt werden sollte." Insgesamt sieht Siegfried Faderl die Sache positiv: "Die Situation ist nun einmal so. Man muss das Beste draus machen. Uns ist allen geholfen, wenn wir zu Hause bleiben!"
An den Landesmusikschulen ist es besonders für die bevorstehenden Übertrittsprüfungen wichtig, dass Fernunterricht stattfindet, um das bisher erarbeitete Können mitzunehmen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.