Gerhard Weissensteiner
"Das Klima wird rauher werden"
Gerhard Weissensteiner über Unwetter, Hochwasser und deren Folgen damals und heute.
SCHIEDLBERG. "So lange ich mich zurückerinnern kann gab es immer wieder Unwetter mit Hochwasser, Vermurungen und Zerstörung der Natur. Meine Badetümpel, die ich in meiner Kindheit im Plaissabach in meiner Heimat Brunnbach immer wieder mühselig aufgestaut habe, wurden regelmäßig nach heftigen Gewittern vom Hochwasser weggerissen", erzählt Gerhard Weissensteiner, Autor und Heimatforscher.
Er hat erlebt, wie sich der sonst so friedliche Bach in eine braune hoch aufbauende und mit unvorstellbarer Geschwindigkeit heranbrausende Flut verwandelte und mit lautem Getöse über den Wasserfall vor seinem Elternhaus, hinabstürzte. "Zehn Festmeter Buchenholz, das ich mit meinem Vater umgeschnitten, mit der Meslhacke gekloben und zu einem Scheiterstoß aufgeschlichtet hatte, wurden vom plötzlich anschwellende Hochwasser in den Gräben, erfasst und fortgespült. Das war in den 1970-iger Jahren mitten im Hochwald des jetzigen Nationalparks Kalkalpen".
Unwetter dokumentiert
In der Schulchronik der Brunnbachschule kann man nachlesen: „Am Sonnwendtag den 21. Juni 1953 entlädt sich ein gewaltiger Wolkenbruch über Brunnbach. Der Weyer-Brunnbach und der Plaissabach schwellen zu reißenden Wildbächen an. Sämtliche Brücken und Stege fallen dem Unwetter zum Opfer. Im Gasthaus Stonitz dringt das Wasser bis in die Küche. Die Waren des Geschäftslokals müssen auf dem Dachboden in Sicherheit gebracht werden. Vielen Holzarbeitern wird ihr aufgestapeltes Holz weggerissen. Der Schaden ist beträchtlich. In den letzten 30 Jahren soll es keine derartige Unwetterkatastrophe gegeben haben.“
"Vor Kurzem fiel mir auf einem Flohmarkt ein Foto in die Hände, die diese Aussage bestätigt.
Etwa dreißig Jahre davor, am 23. Juni 1926 muss es auch schon ein gewaltiges Unwetter im Reichraminger Hintergebirge mit Hochwasser im Plaissabach und dem „Großen Bach“, der in Reichraming in die Enns mündet, gegeben haben", so Weissensteiner. Auf der Rückseite des großformatigen Fotos steht geschrieben: „ Holzfangrechen in Reichraming O.Ö. nach dem Rechenbruch vom Hochwasser vom 23. Juni 1926 nach beginnender Räumung. 12 000 fm Einlauf.
Selbst betroffen
"Dass der Klimawandel die Unwetter in immer kürzerer Zeit kommen lässt habe ich in den letzten 25 Jahren leider selber miterleben müssen. Unser Wohnhaus, das wir 1997 erworben haben liegt neben keinem Bach und trotzdem rinnt seit dieser Zeit von den umliegenden Feldern regelmäßig das Wasser vermischt mit Schlamm und Erde in unser Heim. Insgesamt waren wir schon vier mal vom Hochwasser mit beträchtlichem finanziellen Schaden, betroffen. Hätten wir nicht rund um unser Haus aus eigenen Mitteln einen Hochwasserschutz errichtet, wäre unser Haus sicherlich bereits mehr als zehn mal überflutet worden. Das Klima hat sich ja leider nicht nur in der Natur, sondern auch in unserem Zusammenleben in der Gesellschaft, verändert".
„Frostiger, aufbrausender und kühler“ geworden
"Um den Klimawandel in den Griff zu bekommen wird es nicht genügen, sich auf Fahrbahnen und Rollfeldern anzukleben oder Kunstwerke zu zerstören. Diese völlig unsinnigen und verwerflichen Aktionen selbsternannter „Klimaaktivisten“ erzeugen nur ein bisschen Aufmerksamkeit, bringen sonst aber absolut nichts. Sie erzeugen nur Unmut bei der arbeitenden Bevölkerung. Dabei laufend bestehende Gesetze zu brechen ist verwerflich und nicht nachvollziehbar. Demonstrationsrecht und Meinungsfreiheit ist ein wichtiger Bestandteil einer Demokratie. Aber so lange die Politik dabei zusieht und diese Vorgehensweise von einzelnen „Volksvertretern“ auch noch verteidigt und gutgeheissen wird, wird der Spalt in unserer Gesellschaft immer größer, die Politikverdrossenheit wird immer mehr zunehmen und das Klima wird noch rauher werden".
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