Der Sozialmarkt hat regen Zulauf

SIERNING, GROSSRAMING. „Unsere Sozialmärkte in Sierning und Großraming haben sich seit ihrem Bestehen im März 2010 und Februar 2011 gut etabliert“, bilanziert Rot-Kreuz-Geschäftsführer Stephan Schönberger. Derzeit besitzen 230 Bürger aus dem Bezirk eine Berechtigungskarte, die Tendenz ist steigend.

„Deutlich mehr Leute wären anspruchsberechtigt“, weiß Schönberger, „bei vielen gibt es aber eine Hemmschwelle.“ Die beiden Markt-Standorte wahren die Anonymität , betont er. Der Großteil der Kunden, die aus dem ganzen Bezirk kommen, sind Mindestrentner, vor allem alleinstehende Frauen.

Zu fairen Preisen, die rund dreißig Prozent des Diskonterpreises ausmachen, sind Mehl, Zucker, Öl, Süßwaren, Hygieneartikel und vieles mehr erhältlich. Ein Kilogramm Nudeln (nicht abgelaufene Ware) wird um 35 Cent verkauft. „Um Hamsterkäufe zu vermeiden, können pro Person und Öffnungstag Waren im Wert von maximal 15 Euro eingekauft werden“, erklärt Hermine Schmied. Das Wocheneinkaufslimit beträgt 30 Euro.

9000 Stunden im Einsatz
Die Waldneukirchnerin ist seit zwölf Jahren hauptberuflich beim Roten Kreuz tätig und ehrenamtliche Leiterin der zwei Sozialmärkte. Schmied schildert, wie eng bemessen das Auskommen bei einigen Kunden ist: „Am Monatsende lassen manche aufschreiben, weil sie das Geld nicht mehr haben.

Pro Öffnungstag besuchen etwa 35 Kunden die Filiale Sierning, in Großraming sind es halb so viele. Pro Jahr verzeichnet das Rote Kreuz in der Sozialmarkt-Filiale Sierning rund 3600 Einkäufe, in Großraming rund 900.

Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, sind 78 ehrenamtliche Mitarbeiter engagiert, 62 in Sierning und 16 in Großraming. Sie leisteten im Vorjahr 9000 Stunden. „Allein das Abholen, Sortieren und die Preisauszeichnung der Waren ist sehr aufwändig“, berichtet Hermine Schmied.

Die teils abgelaufenen Waren stammen von Supermärkten, Großhändlern und regionalen Produzenten. Auch Vereine und Organisationen unterstützen regelmäßig die Sozialmärkte. „Neben der Armutsbekämpfung zählt beim Sozialmarkt der Verwertungsgedanke“, betont Hermine Schmied. „Vieles von dem, was wir sammeln, würde palettenweise weggeschmissen.“

ZUR SACHE:
Das Rote Kreuz Steyr-Land betreibt zwei Sozialmärkte in Sierning und Großraming für Personen mit sehr geringem Einkommen. Erhältlich sind Lebensmittel und Hygieneartikel aller Art sowie teilweise auch Bekleidung.

Voraussetzung für den Einkauf ist ein Ausweis mit Lichtbild. Die nötige Bestätigung (nach Vorlage des Einkommensnachweises) ist im Heimatgemeindeamt oder an der Bezirkshauptmannschaft Steyr-Land erhältlich.

Folgende Netto-Einkommensgrenzen dürfen nicht überschritten werden: 880 Euro bei Alleinstehenden und 1310 Euro bei Ehepaaren/Lebensgemeinschaften (150 Euro je Kind zusätzlich).

Öffnungszeiten: Der Sozialmarkt Sierning in der Lagerhausstraße 12 ist dienstags von 9 bis 11 Uhr und an Samstagen von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Sozialmarkt Großraming: Schellnau 5, geöffnet an Donnerstagen von 9 bis 11 Uhr.

Von der Asylwerberin
zur ehrenamtlichen Helferin

Zwei der rund sechzig ehrenamtlichen Helfer im Sozialmarkt Sierning sind Esmat Jawaheri und ihr Ehemann. „Wir geben gern etwas von unserer Zeit“, erklärt die gebürtige Iranerin, die über beste Deutschkenntnisse verfügt und froh ist, in der Marktgemeinde eine neue Heimat gefunden zu haben, ohne Angst vor politischer Verfolgung. Seit 2006 lebt Esmat mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Österreich, das Asylverfahren ist positiv abgeschlossen worden.
Die junge Familie ist gut integriert und gehört auch der Evangelischen Kirchengemeinde Sierning an. „Seit wir hier sind, haben wir viel ehrenamtliche Hilfe von den Menschen bekommen. Es ist schön, auch helfen zu können“, sagt Esmat Jawaheri über ihr Engagement im Sozialmarkt Sierning.