Interview
"Die Musik war immer wichtig"

LehrlingsRedakteur Siegfried Gschwandtner im Gespräch mit Stefan Kern, von Kern Musikinstrumente.

Zu Beginn ganz grundlegend, was macht eigentlich ein Blechblasinstrumentenerzeuger und was wird in deiner Firma angeboten?
Kern: Der Beruf des Blechblasinstrumentenerzeugers teilt sich in zwei Sparten auf. Einerseits Reparatur und Wartung von Instrumenten und andererseits der Neubau. Bei uns spielt vor allem Service und Reparatur eine große Rolle, wobei auch der Eigenbau immer wichtiger wird.

Du hast ja die Firma 2018 neu gegründet. Wie schwierig gestaltete sich dieses Vorhaben?
Ich hatte einen Plan vor Augen und diesen versuchte ich Schritt für Schritt Wirklichkeit werden zu lassen. Und durch gute Vernetzung im Blasmusikbereich habe ich viele Kontakte, die mir dabei geholfen haben, den Anfang zu meistern.

Welche Tätigkeiten erledigst du noch selber, da du ja nicht mehr, wie zu Beginn, alleine im Betrieb bist?
Meine Aufgaben werden zunehmend immer administrativer, aber grundsätzlich bin ich Mädchen für alles. Buchhaltung, Wareneinkauf, Verkauf, Reparatur, das Entwickeln der neuen Instrumente, Ausbildung der Lehrlinge und so weiter. Aber jeder Selbstständige wird bejahen können, dass man für die Tätigkeit, die man eigentlich macht, mit Vergrößerung des Betriebes immer weniger Zeit findet....Umso schöner ist es, zwischen durch wieder ein paar Stunden in der Werkstatt richtig zu schuften! (lacht)

Was waren bis dato deine beruflichen Highlights seit der Gründung?
Das teilt sich wieder auf: Als Firmenchef freute mich natürlich die Einstellung meiner ersten Mitarbeiterin und meines ersten Mitarbeiters. Dann zählt auch die Aufnahme des ersten Lehrlings und dessen Lehrabschlussprüfung zu den Highlights. Mir wurde damals bei meiner Lehre viel Unterstützung angeboten von den verschiedensten Institutionen, vom AMS, von der Stiftung und so weiter. Ich hatte immer den Wunsch, diese Unterstützung wieder weiter zu geben. Da war die Lehrabschlussprüfung und danach die Einstellung des ersten Lehrlings ein Highlight aus unternehmerischer Sicht.
Als Instrumentenbauer war ein großer Moment, das erste selbst entwickelte Instrument an einen glücklichen Kunden zu Übergeben und damit auch den Handwerkspreis der WKO Oberösterreich zu gewinnen. Das war schon ein sehr gutes Gefühl, wenn man eine Idee in die Tat umsetzt und das Ergebnis dann von vielen Seiten honoriert wird.

Was macht deine Firma deiner Meinung nach besonders?
Ich versuche mit dem Unternehmen auf Nachhaltigkeit zu achten. Nicht nur was die Umwelt betrifft, sondern vor allem aus menschlicher Sicht. Mir ist auch Entschleunigung wichtig, es wird nicht jeder Euro umgedreht und auf jede Minute geachtet. Wir nehmen uns Zeit, mit den Kundinnen und Kunden zu sprechen und auf ihre Geschichte einzugehen. Es ist auch eine Besonderheit, dass wir im Beruf unser Hobby ausleben können. Dadurch können wir auch gut nachempfinden, was der Kunde braucht. Manchmal wird dann mit der Kundschaft und dem frisch reparierten Instrument noch ein zwei Stücke gespielt zum Beispiel. Es ist einfach schön, das eigene Produkt in der Freizeit zu verwenden, egal ob das selbst gebaute oder selbst restaurierte Instrument.

Welche Ziele hast du bezüglich der Ausbildung deiner Lehrlinge, worauf legst du da besonderen Wert?
Ziel ist, ein Umfeld zu schaffen, wo das Handwerk gelernt und auch eine Leidenschaft und Freude dafür entwickelt werden kann. Mir ist wichtig, dass ein Lehrling nicht einfach ab Tag eins eine billige Arbeitskraft ist, sondern dass viel Erlernt und Neugierde geweckt wird. Das braucht am Anfang viel Zeit, weil es auch viel um selbst ausprobieren geht. Natürlich möchte ich auch einen Rahmen schaffen, indem man sich gut für die Lehrabschlussprüfung vorbereiten kann. Es soll auch für einen abwechslungsreichen Tätigkeitsbereich gesorgt sein.

In welche Richtung soll sich das Unternehmen weiter entwickeln, welche Ziele verfolgst du?
Die Neugierde bewahren! Aber auch noch zu wachsen und mehr Mitarbeiter einstellen und die Möglichkeit zu bieten, dieses schöne Handwerk auszuüben. Neue Instrumente entwickeln und ein größeres Angebot zu bieten. Aber alles mit Gelassenheit, nicht erzwungen, sondern es sollte alles seine Zeit haben.

Wie siehst du generell die Zukunft unserer Branche?
Ich sehe die Zukunft positiv. Die Branche steht vor einem Generationenwechsel, viele Instrumentenmacher stehen vor der Pension doch einige junge Instrumentenmacher bringen frischen Wind in die Szene und der Austausch untereinander ist sehr aufgeschlossen, jeder profitiert vom Wissen des jeweils anderen. Die Ellbogenmentalität in der Branche nimmt immer mehr ab, was mich sehr freut.
Es gibt bei uns sehr gute Möglichkeiten in den Musikschulen Instrumente zu erlernen und in weiterer Folge auf den Universitäten zu studieren. Aus diesen Unis kommen auch laufend motivierte Lehrpersonen, also steht es gut um den musizierenden Nachwuchs. Und das schlägt sich natürlich direkt um auf unsere Branche. Die Musik war immer wichtig, in guten und schlechten Zeiten. Leichter ist es noch nie geworden, aber ich blicke mit einem gesunden Optimismus und Realismus in die Zukunft.

LehrlingsRedakteur Siegfried Gschwandtner bat seinen Chef, Stefan Kern von Kern Musikinstrumente zum Interview. | Foto: kai
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