Flow akut: Ein Netzwerk gegen Drogen

Im Netzwerk gegen Drogen aktiv, von li.: Stadtrat Michael Schodermayr, Anita Platzer (flow akut), Peter Eitzenberger (Polizei Steyr), Stadträtin Ingrid Weixlberger, Thomas Schwarzenbrunner (Landesdrogenkoordination OÖ). | Foto: Thöne
  • Im Netzwerk gegen Drogen aktiv, von li.: Stadtrat Michael Schodermayr, Anita Platzer (flow akut), Peter Eitzenberger (Polizei Steyr), Stadträtin Ingrid Weixlberger, Thomas Schwarzenbrunner (Landesdrogenkoordination OÖ).
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STEYR. Seit 1999 kämpfen mehrere Organisationen in Steyr gemeinsam gegen die Drogenproblematik, 14 sind es mittlerweile. Zum erfolgreichen Netzwerk „flow akut“ zählt neben verschiedenen Magistratsabteilungen und Streetwork Steyr auch die Polizei. Alle zwei bis drei Monate gibt es ein Treffen.

„Eine Vernetzung in dieser breiten Form gibt es österreichweit nicht“, sagt Jugend-Stadträtin Ingrid Weixlberger. Zielgruppe seien Jugendliche und junge Erwachsene, sagt Anita Platzer von der Produktionsschule des BFI. Ein Vorteil des Netzwerks: „Man kann bei Auffälligkeiten schneller reagieren.“ Eine Maßnahme gegen die Sucht sind „Notfallkärtchen“, die in der Drogenszene verteilt werden. „Es geht darum, Drogenopfer nicht liegen zu lassen, sondern 144 anzurufen“, sagt Platzer. Die Kärtchen gibt es seit 2005/06. Damals waren in der Stadt sieben Drogen-Tote zu beklagen.

Bewusstsein schärfen
Platzer fordert noch mehr Unterstützung, es scheitert aber am Geld. „Wünschenswert wären eine Einrichtung oder Räume, wo sich Betroffene treffen und Betreuung erhalten“, sagt Platzer. Nach Schätzungen gibt es derzeit 250 bis 300 Drogensüchtige in Steyr. In der Region vorherrschende Substanzen sind Cannabis, Heroin, illegal beschaffte Substitutionsmittel und Medikamente sowie aufputschende Drogen wie das Methamphetamin „Crystal Meth“. Speed, Extacsy, Kokain, LSD und neue synthetische Drogen (Research Chemicals, legal highs) sind derzeit kaum ein Thema.

„Sucht ist eine Krankheit“
„Es gibt nicht nur einen Grund, um drogenabhängig zu werden, es braucht mehrere Faktoren“, sagt Gesundheits-Stadtrat Michael Schodermayr (SP). Der Allgemeinmediziner verwehrt sich dagegen, Menschen zu schnell zu brandmarken. „Eine meiner Absichten ist es, das Thema Sucht vom Rand der Gesellschaft in die Mitte reinzuholen. Es ist Bestandteil des menschlichen Lebens und nichts Abnormes.“ Sucht sei eine Krankheit und kein selbst verschuldetes Elend. Repression allein könne nicht die Lösung sein, deshalb die Vernetzung.

Peter Eitzenberger vom Stadtpolizeikommando Steyr spricht von einer beständig wachsenden Drogenszene. Der Handel spiele sich großteils in Wohnungen ab, es gibt keine offene Szene in Steyr. Wichtig sei, schon im Vorfeld, im Elternhaus, Freundeskreis und in den Schulen, das Bewusstsein zu schärfen.

„In Sachen Prävention ist noch viel zu tun, damit wir gut aufgestellt sind“, erklärt Thomas Schwarzenbrunner von der Landesdrogenkoordination Oberösterreich. Mit dem Netzwerk flow akut gehe Steyr einen sehr guten Weg, sagt er. Steyr habe „keine größeren Drogen-Probleme als andere Städte“, so Schwarzenbrunner. Wesentlich sei aber, diese bewusst wahrzunehmen.

Zu den Substanzen und ihre Häufigkeit im Raum Steyr:
Cannabis: am weitesten verbreitete illegalisierte Droge. Unrechtsbewusstsein und Risikobewusstsein sind unter Konsumenten kaum vorhanden, auch in Bezug auf Lenken von KFZ. Jugendliche konsumieren vielfach zum Probieren in der Gruppe. Fallweise argumentieren Jugendliche ihren Cannabiskonsum mit einem geringeren Gesundheitsrisiko gegenüber dem Alkohol.
Heroin: Tauchte etwa ab dem Jahr 2000 wieder vermehrt auf dem Markt auf. Problematisch ist seit dieser Zeit vor allem der riskante Mischkonsum aufgefallen, der immer wieder zu Drogennotfällen und auch Todesfällen führte. Mit der steigenden Zahl der Opiatkonsumenten ist auch der illegale Markt und Missbrauch von Substitutionsmitteln gewachsen. Heroin wie illegal beschaffte Substitutionsmittel werden vielfach in Kleinmengen aus Großstädten besorgt, beliebt sind Wienfahrten. In Steyr besteht eine gute Vernetzung zwischen Apotheken und Gesundheitsamt, dadurch kann Schmuggel aus der Apotheke auf ein Minimum reduziert werden.
Crystal Meth: Derzeit hat sich eine Szene gebildet, die vorwiegend aufputschende Substanzen konsumiert. Dabei fällt besonders das Methamphetamin Crystal Meth auf. Neben Heroin und Cannabis die derzeit vorherrschende Substanz am Drogenmarkt. Crystal Meth nimmt auch Einzug in die Arbeitswelt, festgestellt wurde Konsum zur vermeintlichen Steigerung der Leistungsfähigkeit bei Nachtarbeit. Mehrere Straftaten durch sehr aggressiv und unberechenbar agierende Täter nach der Einnahme von Crystal Meth sind im heurigen Jahr vorgefallen.

Im Netzwerk „flow akut“ sind diese 14 Organisationen vertreten:
Suchtberatungsstelle x-dream pro mente
Streetwork Steyr
Verein Wohnen B29
Verein Neustart
Bfi-Produktionsschule
Integrationszentrum Paraplü
Kinderschutzzentrum Wigwam
Polizei Steyr
Institut Suchtprävention Linz
STI Wohnverbund Brucknerstraße
Jugendwohnhaus Maradonna
Gesundheits- und Sozialservice – GSS/Magistrat Steyr
Schulsozialarbeit/Magistrat Steyr
Jugendhilfe/Magistrat Steyr

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