Auslandsoberösterreicher
Weihnachten weit weg von Oberösterreich
Weihnachten fernab der Heimat – wie feiern Menschen aus der Region in Spanien, Schweden oder China?
STEYR, STEYR-LAND. Christoph Wühl lebt seit elf Jahren mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Madrid. "Ich versuche den Heiligen Abend gemeinsam mit meiner spanischen Frau und meinen Kindern in Garsten bei meinen Eltern zu verbringen, um ein klassisches österreichisches Weihnachtsfest zu erleben. Den Silvesterabend sind wir dann aber oft wieder in Spanien, um hier die wichtigsten Traditionen mitzumachen. Dabei darf der Volkslauf 'San Silvestre' und zu Mitternacht das Essen von zwölf Weintrauben zu jedem Glockenschlag nicht fehlen", erzählt der 40-Jährige.
Geschenke bringen Heilige Drei Könige
Ganz wichtig in Spanien: Der Aufbau der Weihnachtskrippe. "Vor allem mit Kindern ist das eine wichtige Aktivität. Die Krippen besetzen dabei oft den ganzen Wohnzimmertisch oder das halbe Wohnzimmer und setzen sich aus ganz vielen Figuren zusammen. Manche Familien stellen dabei die Heiligen Drei Könige noch etwas weiter weg und schieben sie dann Tag für Tag etwas näher zum Jesuskind. In Spanien bringen die Heiligen Drei Könige am 6. Jänner die Geschenke", so Wühl. Auch ein Christbaum gehört in Spanien zu Weihnachten dazu. "In dem Pandemiejahr, als wir in Spanien den 24. Dezember verbrachten, hatten wir natürlich einen echten, kleinen Christbaum. Der steht immer noch im Topf in unserem Garten. Viele haben haben aber keinen echten Christbaum, sondern höchstens einen aus Plastik". In spanischen Familien ist der 24. Dezember mit gemeinsamem Festessen in der Großfamilie sehr wichtig. "Es gibt Turrón, Rohschinken, Langustinen und in der Großfamilie meiner Frau werden traditionell geschmorte Rebhühner serviert. Dabei wird weder an Qualität noch an Quantität gespart."
Was auf gar keinen Fall in keiner Familie fehlen darf, ist der „Roscón de Reyes“ am 6. Jänner. Das ist eine Art süßes Milchbrot, welches kranzförmig gebacken und mit Schlagobers gefüllt wird. In diesem Roscón befinden sich zwei kleine „Objekte“. "Eines ist eine kleine Figur, das zweite ist eine dicke Bohne. Derjenige, der die Bohne erhält, muss dann im darauffolgenden Jahr den Roscón bezahlen", erklärt Wühl.
Feiern von 24. bis 26. Dezember
In Schweden beginnt die Weihnachtszeit am 1. Advent. "Dann werden Leuchter in die Fenster gestellt und Lichterketten leuchten beispielsweise am Balkon", erzählt Thomas Marten. Der gebürtige Steyrer lebt seit mehr als 40 Jahren in Småland, Südschweden. Weihnachtsmärkte gibt es in Schweden nur vereinzelt, vor allem in größeren Städten. "Die schönen Weihnachtsmärkte in Österreich und Deutschland vermissen wir hier sehr." Gefeiert wird bei Marten international: schwedisch, deutsch, österreichisch und polnisch. "Wir feiern Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember."
Am Heiligen Abend (julafton) kommt der Weihnachtsmann (jultomte) mit Geschenken. "Diese werden vor dem Weihnachtsbaum verteilt und ausgepackt. Es werden Weihnachtslieder gesungen und die Kirchen sind zu den Mitternachtsmessen am Heiligen Abend überfüllt." Den echten Christbaum holt sich der 72-Jährige bei Freunden, die Waldbesitzer sind.
Zum Essen wird am Heiligen Abend oft ein traditionelles Buffet julbord mit zartem Weihnachtsschinken (julskinka), Fleischbällchen, eingelegtem Hering, Graved Lachs, Cocktail- oder „Prinzwürstchen“ (Prinskorv), Kartoffeln, Salat aus Roter Bete und einiges mehr serviert. Am 1. Feiertag gibt es meist Truthahn mit Kartoffeln und Gemüse. "Wir essen am ersten Feiertag traditionell immer Gans mit Kartoffeln und Rotkohl. Die Gans muss man aber schon im November kaufen."
Ob Marten das österreichische Weihnachten fehlt? "Uns fehlen hier vor allem die tollen Weihnachtsmärkte und die leckeren Mehlspeisen in Österreich."
Weihnachten mit Freunden
Der gebürtige Bad Haller Alfred Pichler lebt seit Jahrzehnten in China. Bereits in jungen Jahren hat er seine beruflichen Chancen als Koch im Ausland genutzt und wohnt nun mit seiner Familie in Shanghai. Weihnachten ist in China kein traditioneller Feiertag, denn die große Mehrheit der Chinesen ist buddhistisch.
Dennoch hält Pichler an dem Weihnachten, wie er es von zuhause kennt, fest. Die Weihnachtsdeko ist etwas Besonderes. Sie stammt teilweise von seiner verstorbenen Mutter und seiner Schwester. Kleinigkeiten, die noch fehlen, werden von Pichler und seiner Frau Winnie auf Weihnachtsmärkten besorgt. "Dort gibt es auch Punsch und Glühwein, und man trifft Freunde, aber leider gibt es keinen Schnee wie in Österreich", bedauert Pichler.
Die Feier findet dann am 25. Dezember, wenn es die Pandemiesituation zulässt, gemütlich zuhause mit Freunden, statt. "Auch heuer wird bei uns gekocht und gebacken und anschließend in der Runde gespeist". Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Österreichtypisches wie Hascheeknödel, Räucherwaren aus Pichlers eigener Erzeugung und Lebkuchen.
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