„Es geht um die Patienten“

Am 5. Dezember informierten rund 30 Ärzte (rechts am Bild Josef Lambert) am Steyrer Stadtplatz über die Auswirkungen der geplanten Gesundheitsreform. | Foto: Laresser
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  • Am 5. Dezember informierten rund 30 Ärzte (rechts am Bild Josef Lambert) am Steyrer Stadtplatz über die Auswirkungen der geplanten Gesundheitsreform.
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STEYR, STEYR-LAND. Viel Verständnis ernteten rund dreißig Ärzte aus Steyr und Steyr-Land bei ihrem Infotag zur geplanten Gesundheitsreform vergangene Woche auf dem Steyrer Stadtplatz. Sie gingen auf die Straße, um ihren Missmut über die geplanten Einsparungen zum Ausdruck zu bringen.

Es geht um 3,4 Milliarden Euro, die bis 2016 im österreichischen Gesundheitswesen eingespart werden sollen. Bis 2020 sollen es sogar elf Milliarden Euro sein. „Die Passanten waren über die Maßnahmen und Konsequenzen kaum bis gar nicht informiert“, berichten Karl Brunthaler, Bezirksärztevertreter von Steyr, und sein Kollege Peter Mair aus Aschach, Bezirksärztevertreter von Steyr-Land.

Brunthaler befürchtet eine massive Verschlechterung der Gesundheitsversorgung. „Es wird weniger Facharztordinationen geben, dafür explodieren die Spitalsambulanzen. Auch die Wartezeiten für die Patienten werden sich erhöhen.“

Therapiefreiheit in Gefahr
Durch die Einsparungen seien auch die persönliche Arzt-Patienten-Beziehung und die Therapiefreiheit in Gefahr, meint Brunthaler. „Bei der Gesundheitsreform geht es nicht um uns Ärzte, es geht definitiv um die Patienten“, betont der engagierte Steyrer Ärztevertreter. „Es wird durch die Reform weniger Ordinationen geben, und viele junge Ärzte werden das Risiko nicht mehr eingehen, eine Ordination überhaupt zu eröffnen“, befürchtet Brunthaler.

Massiv stört ihn die „Drüberfahr-Mentalität“ der Politik. Die Ärzte seien nicht in die Reformpläne eingebunden worden. „Wer sagt, dass überhaupt gespart werden muss?“, fragt Brunthaler. „Es ist genug Geld vorhanden, wir erwirtschaften Überschüsse in Oberösterreich.“

Auch Peter Mair verwehrt sich gegen die Einsparungen. Die Allgemeinmediziner seien primäre Ansprechpartner für die Patienten und sollten es auch bleiben, fordert Mair. „Gewisse Leistungen, etwa Hausbesuche, könnten künftig nicht mehr geboten werden, weil das Geld dafür nicht da ist“, befürchtet der Aschacher Gemeindearzt.

Landauf landab sind die Ärzte fest entschlossen, die geplanten Leistungskürzungen im Gesundheitssystem zu verhindern. Sollte es kein Einlenken geben, planen die Ärzte österreichweit, ihre Ordinationen am Mittwoch, 16. Jänner 2013, geschlossen zu halten, Spitalsärzte-Versammlungen und weitere Protestaktionen abzuhalten.

„Mit Reformunwilligkeit hat das nichts zu tun. Wir haben ja selbst Interesse an einer Verbesserung der Strukturen und schon Konzepte erarbeitet. Leider scheint die Politik aber wenig Interesse an der Expertise und den Erfahrungen jener zu haben, die das Gesundheitssystem am besten kennen“, erklärt Peter Niedermoser, Ärztekammerpräsident für Oberösterreich.
Mehr Infos auf der Ärztekammer-Homepage: http://www.aekooe.or.at

LH Pühringer: „Kostendämpfungen“

Im Kurzinterview nimmt Landeshauptmann Josef Pühringer zur geplanten Gesundheitsreform Stellung.
BezirksRundschau: Das Gesundheitssystem in OÖ steht laut Ärztekammer auf gesunden Beinen. Warum sind Einsparungen notwendig?
PÜHRINGER: Es geht nicht um Einsparungen, sondern um Kostendämpfungen. Die Kosten für das Gesundheitssys-tem werden auch in Zukunft steigen. Eingedämpft wird das Ausmaß des Ansteigens, damit das System finanzierbar bleibt.

BezirksRundschau: Befürchtet wird, dass es durch die Reform zu massiven Verschlechterungen für die Patienten kommt.
PÜHRINGER: Es geht um eine bessere Organisation, es wird keine Verschlechterung der medizinischen Leistungen für die Patienten geben. Wer das Gegenteil behauptet, muss erst den Beweis antreten.

BezirksRundschau: Die Proteste sind groß. Bemängelt wird die fehlende Mitsprache.
PÜHRINGER: Die Reform muss von denen gemacht werden, die die finanzielle Verantwortung tragen. Die Ärzte sind gehört worden und werden gehört, sie haben sich aber stark in die Gegenposition gebracht. Auf Plakaten werden Unwahrheiten behauptet. Es werden keine Ordinationen und es wird kein Spital zugesperrt.Durch die gemeinsame Steuerung des Spitals- und niedergelassenen Ärzte-Bereichs können Kosten reduziert werden.

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