Jürgen Unger, Askö SC Steyr
Einmal schwimmend um die Welt, bitte

Spaß muss sein: Jürgen Unger (re.) während des Trainings den Steyrern. | Foto: Askö SC Steyr
  • Spaß muss sein: Jürgen Unger (re.) während des Trainings den Steyrern.
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Österreich, ein Land der Nichtschwimmer? Jürgen Unger, sportlicher Leiter beim Askö SC Steyr, über Interessenskonflikte, Monotonie unter Wasser und mutige Erwachsene.

STEYR. Das Bahnenschwimmen nimmt in den heimischen Bädern zu. Grund dafür könnte neben dem „Triathlon-Boom“ auch das zunehmende Gesundheitsbewusstsein sein. Denn: Schwimmen ist nicht nur gesund, sondern vor allem gelenkschonend. 

Jeder zweite Drittklässler kann nicht schwimmen“, hieß es 2017 laut Zahlen des Wiener Stadtschulrats. Leben wir in einem „Nichtschwimmer-Land“?
Unger: Das würde ich nicht sagen. Die Infrastruktur in Sachen Schwimmbäder wäre da – auch in manchen Schulen, wie Sierning oder St. Ulrich, gibt es eigene Bäder. Was fehlt, sind Lehrkräfte. Es gäbe genügend Interessenten, diese sollten aber entsprechend ausgebildet sein. Lehrer könnten mit Trainern kooperieren und sie in die Schulen holen. Wir beim Steyrer Schwimmclub machen das. So kamen wiederum Leute zu uns in den Verein – Win-win-Situation für jeden.

Richtig schwimmen lernen: Wie geht das?
Die Kinder lernen bei uns im ersten Kurs kein klassisches Brustschwimmen. Das ist bei uns im Verein erst später Thema. Eigentlich ist es ja auch schwieriger, zu lernen. Wir beginnen im „Seestern-Kurs“ mit den fünf Grundelementen: Tauchen, Atmen, Gleiten, Fortbewegung mit Kraul- und Rückenbeinen sowie Springen. Es geht am Anfang vor allem darum, ein Gefühl für das Wasser zu bekommen. Außerdem haben Kinder diese wechselnde Rechts-Links-Bewegung „gespeichert“. Jedes Tier kann schwimmen; nur Mensch und auch der Affe müssen es erst lernen.  

Woher rührt der „Trend“ zum Brustschwimmen?
Das Kraulen der Kelten wurde im Mittelalter von der Kirche verboten. Hoher Kopf, um damals im freien Gewässer das Blattlaub zu verdrängen, war Gebot. Deshalb hat sich Brustschwimmen bei uns durchgesetzt und wird heute noch als erste Schwimmart gelehrt. Obwohl Kraul- und Rückenschwimmen wesentlich einfacher zu erlernen ist.

Du hast das Stufensystem sowohl bei den Schwimmkursen als auch bei euren -gruppen eingeführt. Ist es zielführend?
Ja. Wir machen das jetzt seit 2002 und haben seither immer gute Leute hervorgebracht. Anwesenheit ist uns ein großes Anliegen. Auch das Gruppengefüge ist wichtig, man beeinflusst sich gegenseitig. Gerade in der Pubertät befinden sich unsere Jungen in der Findungsphase. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Die Burschen haben's aber einfacher – männliche Hormone sind leistungsfördernd, bei den Damen ist das gegenteilig. Das Schwimmen weiter in die Adoleszenz „mitzunehmen“, fällt Mädels sicher schwerer. 

Stichwort Schwimmtechnik verbessern: Deine Tipps?
Wichtig ist das „Aufs-Wasser-Legen“. Am besten mit einer Schwimmnudel im Nacken und unter den Armen eingeklemmt in Rückenlage aufs Wasser legen und erst einmal mit der Beinbewegung beginnen. Das schafft jeder, der sich reingehen traut, außerdem ist es entspannend für die Halswirbelsäule. Auch „Aquajogging“, also das Laufen am Stand im Wasser, ist gut für Herz-Kreislauf, und gut für die Gelenke, weil man im Wasser kaum Gewicht hat.

Was hältst du von wasserfesten MP3-Playern?
Wenn einem langweilig wird, warum nicht. Bei Open-Water-Schwimmern wie David Brandl, der zwei bis drei Stunden durchschwimmt, versteh ich das auch. Bei uns im Training hat es aber nichts verloren. Mit der Monotonie muss man umgehen lernen. 

Die „Schwimmer“ nehmen zu, auch die Nachfrage nach Kursen steigt. Wie nimmst du das wahr?
Es gibt immer mehr Menschen, die wirklich im Bad trainieren und weniger Gesundheitsschwimmer. Diese Bevölkerungsgruppen treffen im Bad aufeinander. Jeder sollte Platz haben. Eine gute Lösung, um Konflikte zu vermeiden, wären dauergespannte Bahnen. In größeren Städten ist es gängiger, dass Bahnen abgesperrt sind, geschwommen wird im Rechtsverkehr: rechts rauf, links runter. Leider passt der gesunde Trend oft nicht mit dem Buffetangebot in den Bädern zusammen. Pommes, viel Zucker, kaum Obst. 

Kommen auch erwachsene Schwimmanfänger zu dir?
Ja, immer wieder. Es geht hauptsächlich ums Zutrauen: Man soll sich keinesfalls zu blöd sein. Jeder kann stolz sein, wenn er das als Erwachsener noch lernen mag. Wichtig ist, keine Angst zu haben. Horrorgeschichten rund ums Untergehen sind Blödsinn, denn das Gegenteil ist der Fall. Jeder, der einmal hineinspringt ins Wasser, der merkt, dass es mich fängt und ein bisserl nach oben „drückt“.

Zur Person

Jürgen Unger (38) lebt in Steyr. Der Sozialpädagoge war zwei Jahre Trainer des Liechtensteiner Nationalteams, ebenso hat er den Ost-Schweizer-Kader betreut. Selbst schwimmt er kaum mehr: „Ich bin einmal um die Welt geschwommen, das tut's.“ Koordinativ gefordert wird er beim Kung Fu bei Fit & Fight in Steyr oder beim Klettern. 
Mehr zum Askö SC Steyr sowie eine Übersicht über sämtliche Kurse und Wettkampfgruppen auf www.sc-steyr.at

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