Die Nahversorgung gesichert

Freude über die Trophäe: Kaufmann Bernd Fischer (li.), Trafikantin Angela Reibnegger und Fleischer Florian Forster. | Foto: Thöne
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LOSENSTEIN. Ohne sie würde gähnende Leere im Ortszentrum der „Perle des Ennstals“ herrschen: Drei engagierte Bewohner haben je einen eingesessenen Familienbetrieb übernommen, der ansonsten wegen Pensionierung für immer die Pforten geschlossen hätte.
Den Anfang machte „Quereinsteiger“ Bernd Fischer vor zwei Jahren. Der gelernte Ergotherapeut sattelte von heute auf morgen in die Lebensmittelbranche um und hielt so die Nahversorgung in seinem Wohnort aufrecht. Florian Forster übernahm vor 15 Monaten die Fleischerei von Franz Schachner, der krankheitshalber zusperren musste. Forster ging bereits bei ihm in die Lehre und leitete zuletzt die Fleischabteilung im Welas-Park in Wels.

Einen Lebenstraum erfüllt
Angela Reibnegger hat heuer die beliebte Trafik in Losenstein vor der endgültigen Schließung bewahrt. Für sie ging zugleich ein Lebenstraum in Erfüllung. „Ein eigenes Geschäft zu haben ist eine neue Herausforderung für mich, und ich liebe den Umgang mit den Leuten“, sagt die gesellige Losensteinerin.
Alle drei setzen auf Regionalität und machen sich für einen belebten Ortskern stark. Bernd Fischer lebt in seinem 240 Quadratmeter kleinen Nah-&Frisch-Geschäft zugleich seine Philosophie. Er lehnt den „Wachstumszwang“ kategorisch ab und verkauft saisonale Produkte von rund dreißig Landwirten und Privatpersonen aus der Region. Zum Verpacken wird Zeitungspapier verwendet, und Plastiksackerl kommen nur als Second-hand-Ware über seinen Kassentisch. In seinem „Nachhaltigkeitsstüberl“ lädt er zum gemütlichen Verweilen ein.

(Be-)Werbung für Fischer & Co

Susanne Ströher aus Losenstein hatte das Nahversorger-Trio für den Regionalitätspreis 2013 der BezirksRundschau vorgeschlagen. Hier der Originaltext ihrer Bewerbung vom Sommer 2013:
Preis für Regionalität 2013 – Projektbeschreibung „Geschäfte im Ortskern von Losenstein“. Gähnende Leere in den Geschäftslokalen im Ort.... Dies war noch vor zwei Jahren eine konkrete Zukunftsvision in der Gemeinde Losenstein. Die Lebensmittelhändlerin ging in Pension, die Inhaberin der Trafik stand kurz vor der Pension und der Fleischhauer musste sein Geschäft gesundheitsbedingt aufgeben. Nachfolger waren weit und breit keine in Sicht. Die Gewerbetreibenden des Orts machten auf Anregung von Bernd Fischer mit einer Schaufensterverhüllungsaktion auf diese bedrohliche Situation aufmerksam. Es wurde deutlich, wie viele Arbeitsplätze im Ort im Lauf der Zeit bereits verloren gegangen sind und mit ihnen auch ein großes Stück an Lebensqualität!
Wer seine Einkäufe erledigen möchte, muss sich in Zukunft ins Auto setzen und damit Geld (jeder kennt die derzeitigen Benzinpreise!) und Zeit für die Fahrt ins nächste Einkaufszentrum investieren.
Bernd Fischer, eigentlich Ergotherapeut, entschloss sich 2011, das Lebensmittelgeschäft weiterzuführen. Es gelang ihm so, Arbeitsplätze zu erhalten, und er konnte bereits auch neue schaffen. Im „Lebensmittelpunkt Losenstein“ fand auch eine fleißige und freundliche Mitarbeiterin über „pro mente OÖ“ Beschäftigung (eine zweite Mitarbeiterin wird Ende Juni 2013 im Sinne einer tagesstrukturierenden Maßnahme tätig). Damit leistet der Neohändler einen aktiven Beitrag zur sozialen Integration und schafft die Möglichkeit der Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess.
In seinem „Nah & Frisch“-Geschäft ist der Quereinsteiger in die Lebensmittelbranche dabei, eine Vielzahl von Ideen in die Tat umzusetzen. Einen besonderen Stellenwert haben in seinem „Lebensmittelpunkt Losenstein“ Produkte aus der Region. In den Körben lockt je nach Saison taufrisches Losensteiner Obst und Gemüse, in den Kühlvitrinen köstlicher Schafkäse aus Reichraming, zarter Ziegenkäse aus Ternberg, in der Feinkostabteilung Brot und Gebäck aus Losenstein und Umgebung sowie in den Regalen wunderbarer Honig und süße Marmelade direkt aus dem Ort. Im speziellen „regionalen Regal“ warten unter anderem leckere Senfgurken und Rotkraut aus Losenstein im Pfandglas auf Feinschmecker.
Mit den hier extrem kurzen Transportwegen und den Verpackungen, die retourniert werden können (Pfandgläser), engagiert sich das Kaufhaus Fischer aktiv in der Müllvermeidung und Ressourcenschonung.
Von Beginn an gab es keine Plastiksackerl an der Kasse, und auch für Obst und Gemüse dienen mittlerweile Zeitungen und Papiertüten als Verpackung. Auch vielen Kunden ist der Umweltschutz ein Anliegen und so mancher Losensteiner bringt regelmäßig gebrauchte Sackerl zum „Fischer“ zum Wiederverwenden, sodass der Konsum bei Papier und Biosackerl noch einmal drastisch reduziert werden konnte.
Der Nachhaltigkeitsgedanke prägt das so genannte „Nachhaltigkeitsstüberl“ (auch „Wohnzimmer“ genannt). Hier werden einerseits Produkte aus biologischer Landwirtschaft (ein breit gefächertes Sortiment an Vollwertnudeln sowie Mehle und gesunde Getreidereissorten), Getreide und Gewürze für Brotbäckerinnen, nachhaltig produzierte Büroartikel und Spielwaren sowie bewährte ökologische Waschmittel und Toiletteartikel angeboten.
Eine gemütliche Sitzecke nebst Kaffeemaschine und eine liebevoll gestaltete Kinderspielecke laden zum Ausruhen und Verweilen ein und machen den „Lebensmittelpunkt“ noch mehr zum sozialen Treffpunkt der Losensteiner und Losensteinerinnen, die ihren Kaufmann direkt im Ort zu schätzen wissen.
2012 fand sich mit Florian Forster ein Nachfolger für die Fleischhauerei in Losenstein. Forster legt in seinem Betrieb großen Wert darauf, die Schlachttiere aus der Region zu beziehen. Er schlachtet diese auch ab Hof und weiß also genau, woher das Fleisch für seine Produkte stammt. Forster sperrt zwar am Samstag um 12 sein Geschäft zu, zu arbeiten hört der junge Fleischermeister aber nicht auf: er bietet einen umfangreichen Partyservice an und beweist damit auch an den Wochenenden sein hohes Engagement. Auch die Kooperation mit den anderen Geschäftsleuten ist ihm ein Anliegen. Florian Forster kauft beispielsweise auch Zutaten für seine Produktion in Fischers „Lebensmittelpunkt“ ein.
Die Kooperation der „Newcomer“ im Ort funktioniert bestens! Einmal im Quartal wird beispielsweise ein gemeinsamer Markt organisiert. An den Ständen stehen nicht nur Forster und Fischer, sondern auch Bauern und Hausfrauen großteils direkt aus dem Ort Losenstein.
Und – ganz aktuell: am 5. Juli 2013 feierte Angela Reibnegger ihren Einstieg als Losensteiner Trafikantin. Das ist besonders erwähnenswert, da Frau Reibnegger einige Hürden überwinden musste, um „ihre“ Trafik eröffnen zu können. Ihr wurde auch angeboten, gut gehende, große Geschäfte in der Stadt weiterzuführen, Frau Reibnegger war es aber sehr wichtig, dass es in Losenstein weitergeht! Vielen Dank für das Engagement!!!
Noch einmal zusammenfassend:
Innerhalb von nur 2 Jahren wurde in unmittelbarer Nachbarschaft im Ortskern von Losenstein ein Generationenwechsel von gleich drei wichtigen Nahversorgern geschafft (obwohl viele LosensteinerInnen dies vor 2 Jahren nicht geglaubt haben). Engagierte junge Gewebetreibende schafften damit eine Trendumkehr (Schließung des Lebensmittelgeschäfts, der Post, dem Textilgeschäft und dem „Auswandern“ von Apotheke, Bank und Versicherung „auf die grüne Wiese“ am Ortsrand von Losenstein).
Und so gibt es jetzt weiter direkt im Losensteiner Ortskern: ein Musikgeschäft, ein Lebensmittelgeschäft, ein Blumengeschäft, eine Massagepraxis, eine Fleischhauerei, eine Trafik, eine Bank, eine Bäckerei, einen ehrenamtlich geführten Weltladen, ein Cafe, einen Frisör, eine Bibliothek und drei Gasthäuser. Eine beachtlich bunte Mischung, die die Lebensqualität in Losenstein enorm steigert!

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