Insolvenzverfahren über Reifen Bruckmüller-Gruppe eröffnet

Foto: Gina Sanders - Fotolia

BEZIRK. Seit einigen Wochen ist es kein Geheimnis mehr, dass die seit 80 Jahren in Oberösterreich bestehende Firmengruppe des Reifenhändlers Bruckmüller in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Die geplante außergerichtliche Sanierung mit einem Investor scheiterte. Firmenchef Othmar Bruckmüller (70) zeigte sich trotzdem zuversichtlich, die Insolvenz abwenden zu können, was sich nach bereits kurzer Zeit als nicht machbar herausgestellt hat. Heute wurden kurz nach Übermittlung der Insolvenzanträge 4 Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am LG Steyr eröffnet.

Diese Insolvenzeröffnungen betreffen folgende 4 Firmen der Bruckmüller-Gruppe:
Hans Bruckmüller Reifengroßhandel Gesellschaft m.b.H.
4550 Kremsmünster, Hauptstraße 29, Bahnhofstraße 29-35 und 4522 Sierning, Betriebsstraße 2-4
Reifen Bruckmüller Gesellschaft m.b.H.
4600 Wels, Reitschulgasse 3 (Servicebetrieb), Dr.-Groß-Straße 48 (Lager)
Reifen Bruckmüller Gesellschaft m.b.H.
4522 Sierning, Ruthnergasse 20, 23 und 25
Dr. Othmar Bruckmüller, geb. 20.3.1947, 4522 Sierning, Ruthensteinstraße 4 (Wohn- u. Geschäftsanschrift)
Standorte der Firmen befinden sich Wien, Salzburg, Asten und Leonding
Über die die Privatperson Othmar Bruckmüller wurde kein Insolvenzverfahren eröffnet.

NICHT von der Insolvenz betroffen sind bis dato folgende weitere Firmen der Bruckmüller-Gruppe:
Reifen Bruckmüller GesmbH
4060 Leonding, Kornstraße 9
Reifenland Bruckmüller GmbH
4020 Linz, Holzstraße 1
Die gesamte Bruckmüller-Gruppe beschäftigt etwa 200 Dienstnehmer, davon sind von den oa. 4 Insolvenzanträgen laut den dem KSV1870 vorliegenden Insolvenzanträgen exakt 111 betroffen.

Betroffene Gläubiger der insolventen Firmen in Summe: rd. 400
Gemeinsam weisen die insolventen Firmen rd. 51,5 Millionen Euro in den Büchern aus. Darin sind die Schulden vom oa. Antragsteller Dr. Othmar Bruckmüller nicht enthalten, da diese nicht im Insolvenzantrag angeführt wurden.
Das Aktivvermögen der 3 oa. Unternehmen (wiederum exklusive Antragsteller Dr. Othmar Bruckmüller) beträgt insgesamt rd. 9,6 Millionen Euro zu Liquidationswerten.

Obwohl in den letzten Jahren von der Unternehmensgruppe, deren Ursprünge auf das Jahr 1929 zurückgehen, viel Geld für die Rückzahlung von Bankverbindlichkeiten und Zinsen aufgebracht wurde, konnte schließlich keine Einigung mehr mit den Banken erzielt werden. Im Jahr 2016 wurde von der Geschäftsleitung ein Beratungsunternehmen mit der Suche nach Investoren beauftragt, die teilweise auch bereit standen. Da sich aber das Marktumfeld im Reifenhandel aufgrund des Preisdrucks erheblich verschlechtert hat, konnte sich ein Verkauf letztlich nicht mehr realisieren lassen.
Es wird in allen 4 Verfahren eine 20%ige Sanierungsplanquote geboten. Dies entspricht dem gesetzlichen Mindesterfordernis. Darüber wird dann mit den Gläubigern in einer eigenen Tagsatzung verhandelt werden.
In erster Linie gilt es nun, den Fortbestand der vier insolventen Firmen zu sichern, damit die Sanierung überhaupt möglich wird.

Land Oberösterreich bietet Unterstützung

Volle Unterstützung des Landes OÖ bietet Wirtschaftsreferent LH-Stv. Dr. Michael Strugl den Beschäftigten des oö. Reifengroßhändlers Bruckmüller sowie von zwei weiteren Unternehmen der Gruppe, von denen heute Insolvenz angemeldet worden ist: „Es ist zu hoffen, dass die geplante Fortführung der Unternehmen gelingt. Sollte das aber nicht möglich sein, dann werden allen betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedenste Unterstützungsmaßnahmen angeboten“, kündigt LH-Stv. Strugl an. Von der Insolvenz betroffen sind insgesamt 111 Beschäftigte.

„Grundsätzlich ist der Arbeitsmarkt in Oberösterreich aufnahmebereit, es gibt viele offene Stellen. Für alle Beschäftigten, die trotzdem Unterstützung brauchen, stehen verschiedenste Instrumente wie Stiftungen, die Arbeitsplatznahe Qualifizierung und weitere Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen des Paktes für Arbeit und Qualifizierung zur Verfügung“, unterstreicht LH-Stv. Strugl. Nun müsse aber einmal der Ausgang des Insolvenzverfahrens abgewartet werden.

Arbeiterkammer rät: Arbeitsverhältnis nicht überstürzt auflösen

„Es ist daher wichtig, die Arbeitsverhältnisse nicht überstürzt aufzulösen. Damit könnten Ansprüche verloren gehen“, rät AK-Präsident Johann Kalliauer. Sollte jemand sein Arbeitsverhältnis doch beenden wollen, ist vor Auflösung eine Beratung durch die Arbeiterkammer dringend anzuraten.
Die Oktoberlöhne haben die Bruckmüller-Beschäftigten noch erhalten. In der Firma Hans Bruckmüller Reifengroßhandel Gesellschaft m.b.H., Kremsmünster, wurde jedoch das Weihnachtsgeld, das mit der Oktoberabrechnung fällig war, nicht mehr bezahlt. Die Arbeiterkammer Oberösterreich wird nun direkt vor Ort Versammlungen abhalten und die Beschäftigten beraten, wie sie zu ihren offenen Löhnen und Gehältern kommen. Wird die AK dabei zur Vertretung bevollmächtigt, kümmert sie sich auch um die Anmeldung und Beantragung der offenen Ansprüche bei Gericht und beim Insolvenz-Entgelt-Fonds. Die Vertretung ist kostenlos.

Wann die Betroffenen mit Geld vom Insolvenz-Entgelt-Fonds rechnen können, lässt sich nicht abschätzen. „Unsere Insolvenzrechtsexperten werden alles daran setzen, die Wartefrist möglichst kurz zu halten – schließlich steht Weihnachten vor der Tür“, so AK-Präsident Kalliauer und ergänzt: „Das ist nun schon die dritte Großinsolvenz, die wir seit Ende August betreuen.“

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