MAN-Verkauf
"Nein" zu Angebot von Wolf

Foto: Klaus Mader
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Die Abstimmung der MAN-Mitarbeiter brachte offensichtlich eine breite Ablehnung von der Übernahme durch Investor Siegfried Wolf.

STEYR. Seit 7 Uhr wurden in Steyr die Stimmen ausgezählt. Stimmberechtigt waren laut Betriebsrat 2.356 Personen, die Wahlbeteiligung soll bei etwa 94 Prozent liegen. 

Ersten Informationen nach haben sich 63,9 Prozent (1415 Stimmen) gegen die Übernahme durch Wolf und die WSG Beteiligungs GmbH entschieden.  34,9 % (773 Stimmen) haben mit Ja gestimmt. 1,2 Prozent (27 Stimmen) waren ungültig.

Wolf will das Werk in Steyr übernehmen, aber nur einen Teil der Mitarbeiter behalten. Für die MAN-Zentrale in München ist Wolf die einzige Alternative. Sonst wird das Werk geschlossen.

Gerstorfer: Stehe an Seite der Arbeitnehmer

„Demokratische Entscheidungen – gerade auch in wirtschaftlichen Angelegenheit – sind nicht nur zu respektieren, vielmehr muss die betriebliche Mitbestimmung ausgebaut werden“, so SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer in einer ersten Reaktion auf die Abstimmung in Steyr. „Die Belegschaft in Steyr hat klar gemacht, was sie will. Ich stehe an ihrer Seite!“
Für Gerstorfer sind jetzt vor allem Landes- und Bundesregierung gefordert, „endlich Mittel für die Veränderung der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Hier werden die großen Trends verschlafen, anstatt alles zu unternehmen um unsere Welt mitzugestalten. Das zeugt weder von Weitblick noch von wirtschaftlicher Kompetenz.“

Klare Worte findet der Landesobmann der Freiheitlichen Arbeitnehmer, AK-Vorstand Gerhard Knoll vor dem Hintergrund des Ergebnisses der Abstimmung im MAN-Werk in Steyr, wonach sich 63,9 Prozent der Belegschaft gegen das Übernahmeangebot von Siegfried Wolf ausgesprochen haben: „Steyr ist ein wichtiger Teil unseres heimischen Industrie- und Wirtschaftstandortes Oberösterreich, MAN ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Von diesem Nein betroffen sein werden aber, so ist zu befürchten, auch weitere Arbeitsplätze in der Region, etwa jene der Zulieferer. Daher ist es unerlässlich, dass die politischen Verantwortungsträger auf Stadt-, Landes und Bundesebene jetzt nicht einfach den Kopf in den Sand stecken, sondern alles unternehmen, damit der Standort gerettet werden kann."

Land OÖ steht hinter Arbeitern

„Dieses Votum ist Ausdruck der Enttäuschung über den Umgang des MAN-Konzerns mit den Mitarbeitern des Werks in Steyr. Diese Enttäuschung ist auch verständlich, denn die Beschäftigten von MAN Steyr haben sich eine derartige Behandlung aufgrund der bisher erbrachten Leistungen keinesfalls verdient“, stellen Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner zum Ergebnis der Urabstimmung der MAN-Belegschaft in Steyr fest. „Für uns ist aber klar: Das Land OÖ ist von Beginn an voll hinter den Mitarbeitern von MAN Steyr gestanden und wird dies auch weiterhin tun. Wir werden weiterhin für den Erhalt des Standorts Steyr und damit für die Arbeitsplätze der MAN-Beschäftigten kämpfen“, unterstreichen der Landeshauptmann Stelzer und Landesrat Achleitner.
Stelzer und Achleitner appellieren dringend an alle Beteiligten, für weitere Gespräche offen zu bleiben und sich weiterhin mit vollem Einsatz um Zukunftslösungen für das Werk Steyr zu bemühen. Für sie sei das heutige Votum jedenfalls kein Schlusspunkt. "Wir werden vielmehr den MAN-Konzern in die Pflicht nehmen, auch andere Optionen ernsthaft ins Auge zu fassen und mit weiteren Interessenten zu verhandeln. Wir als oberösterreichische Landesregierung werden daher weiterhin um jeden Arbeitsplatz und jeden Betrieb in unserem Bundesland kämpfen“, betonen Landeshauptmann Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.

Gewerkschaft ist gesprächsbereit

Wenig Verständnis haben die Gewerkschaften PRO-GE und GPA für die sofort nach der Abstimmung angekündigten Schließungspläne. „Wir erwarten uns, dass die Konzernleitung die Gespräche wieder aufnimmt und auch andere Konzepte prüft und fair diskutiert. Hier geht es um die Arbeitsplätze tausender Menschen in der Region. Sich nun einfach nach Polen zurückzuziehen, nur weil dort die Menschen um nicht einmal vier Euro Mindestlohn arbeiten müssen, zeigt die mangelnde soziale Verantwortung von MAN gegenüber MitarbeiterInnen, die viele Jahre zum Erfolg der Marke beigetragen haben“, so Wimmer und Dürtscher, die bekräftigen: „Wir stehen für Gespräche jederzeit zur Verfügung.“
Für die Gewerkschaften ist klar, dass man – sollte es zu Kündigungen kommen – den Standortsicherungsvertrag bis 2030 einklagen werde. „Wir werden den Betriebsrat und die Belegschaft mit uns allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, damit der Vertrag eingehalten wird“, sagen Wimmer und Dürtscher, die in diesem Zusammenhang auf ein von den Gewerkschaften in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten verweisen, das die Gültigkeit des Standortvertrages bestätigt und gute Chancen für eine Klage einräumt.

Enttäuschung beim MAN Vorstand

Mit Enttäuschung nimmt der Vorstand der MAN Truck & Bus diese Entwicklung zur Kenntnis. Der zusammen mit der WSA ausgearbeitete Plan saht die Rettung eines großen Teils der Belegschaft vor, verbunden mit einer klaren Zukunftsperspektive für den Standort durch die Fertigung von Fahrzeugen der Marke Steyr sowie externen Aufträgen von MAN und anderen Unternehmen.

In einer Aussendung steht: MAN nimmt jetzt als Konsequenz die Pläne zur Schließung des Werks in Steyr wieder auf. Im nächsten Schritt wird zudem der Sozialplan neu verhandelt werden müssen – da der derzeitige Stand an die Übernahme durch WSA geknüpft war. 

Martin Rabe, Personalvorstand und Arbeitsdirektor MAN Truck & Bus: „Wir sind vom Ergebnis wirklich sehr enttäuscht, da wir die angebotene Alternative zur Schließung als einen für alle Beteiligten sehr guten Weg angesehen haben. Die gemeinsamen Pläne mit der WSA hätten der großen Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie den Lehrlingen eine Zukunftsperspektive am Standort geboten. Die hohe Wahlbeteiligung von über 90% beweist das große Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Leider gab es innerhalb der Belegschaft offensichtlich noch zu wenig Transparenz über das wirklich gute Konzept der WSA Beteiligungs GmbH. Wir bedauern sehr, dass sich die Belegschaft dagegen entschieden hat."

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