Noch einmal ganz von vorne, bitte
Josef Baumberger gewann Landeslehrlingsbewerb der Tischler im 2. Lehrjahr. Vor zwei Jahren war das Leben des 58-Jährigen noch ein ganz anderes.
LOSENSTEIN. Schaut man Josef Baumberger bei der Arbeit in der Tischlerei zu, sieht man auf den ersten Blick: Dieser Mann hat Freude an dem, was er da tut. Das war in den letzten Jahren nicht der Fall. Der heute 58-Jährige war 34 Jahre lang in einem großen metallverarbeitenden Betrieb in einer leitenden Position tätig, bevor er im Frühjahr 2015 die Notbremse ziehen musste. Baumberger hatte ein Burn-Out – er konnte schlicht und einfach nicht mehr. „Ich war total fertig, alles war mir zu anstrengend. Ich hatte keine Freude mehr im Leben, keine Motivation, morgens aufzustehen“, schildert Baumberger. Seine Psychologin riet Baumberger, sich unbedingt eine neue Tätigkeit zu suchen, und nicht zu Hause zu hocken, wie manch anderer nach einer solchen Erkrankung.
Lehre über Stiftung
Mit seinem damaligen Arbeitgeber kam eine einvernehmliche Lösung zustande und Baumberger bekam die Möglichkeit, über eine Stiftung die Tischlerlehre bei der Tischlerei Stöllnberger in Losenstein anzufangen – auch nicht alltäglich, wenn man bedenkt, dass Baumberger nicht im typischen Lehrlingsalter ist: „Wir hatten da immer schon einen anderen Zugang. Wir würden jeden, der für unseren Beruf brennt, aufnehmen – egal, ob über 50 oder nicht“, betont Geschäftsführer Martin Stöllnberger. Baumberger war schon immer vom Werkstoff Holz fasziniert. Brauchte er im alten Beruf eine Auszeit, baute oder bastelte er etwas aus Holz. Bei seinem Neustart im neuen Berufsfeld blüht Baumberger richtig auf. Nicht umsonst hat der Auszubildende den Landeslehrlingswettbewerb der Tischler im 2. Lehrjahr für sich entscheiden können.
Ausscheidung für den Bundesbewerb
Am kommenden Samstag, den 29. April, muss noch einmal Daumen gedrückt werden: Da findet die Ausscheidung für den Bundesbewerb im Juni im Linzer WIFI statt. Die sechs Besten des Landeswettbewerbs – darunter auch Baumberger – treten dabei erneut gegeneinander an. Das Burn-Out behält Baumberger im Hinterkopf: „Ich achte jetzt viel konsequenter auf mich. Die Gesundheit geht vor.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.