Letzter Steyrer Widerstandskämpfer gestorben

Ferdinand Kurzböck. | Foto: Privat
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STEYR. Am 23. Juni ist in Steyr der Widerstandskämpfer Ferdinand Kurzböck (89) gestorben. Er war viele Jahre Mitglied und Landesvorstand des KZ-Verbands/VdA OÖ, des „Landesverbands Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus“.

Die Verabschiedung fand am 30. Juni 2014 in der Feuerhalle Steyr statt. Ing. „Feri“ Kurzböck war nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Bad Ischl nach Steyr übersiedelt und legte 1951 seine Meisterprüfung als Mechaniker ab. Er arbeitete als Berufsschullehrer und in der Versicherungsbranche. Er lebte bis zuletzt mit seiner Gattin Anna in Steyr.

Wegen „Vorbereitungen zum Hochverrat durch Beteiligung an kommunistischen Umtrieben“ war Ferdinand Kurzböck am 26. Februar 1941 von der Gestapo verhaftet worden. Er hatte als Jugendlicher in der Nazi-Zeit antifaschistische Flugblätter verbreitet und war Teil des illegalen KJV Bad Ischl.

ZUR PERSON:
Ferdinand Kurzböck wurde am 11. Dezember 1924 in Bad Ischl geboren. Als Sohn eines Nazis trat er kurz nach der Anbindung Österreichs durch Hitler-Deutschland dem „Deutschen Jungvolk“ (DJ), bei, der HJ-Organisation für 10- bis 14-Jährige und wurde dort Jungmannschaftsführer. Im Juli 1939 wurde er zur HJ überstellt, nahm aber bereits nach kurzer Zeit nicht mehr an den HJ-Diensten teil.
Er blieb auf dem Papier HJ-Mitglied – ein Umstand, der ihm später einige zusätzliche Monate hinter Gitter bescherte, da er vom Wiener Oberlandesgericht als eine „besondere Treueverletzung“ und daher als das Strafmaß erschwerend gewertet wurde.
Nach dem Besuch von Volks- und Hauptschule trat Kurzböck im Herbst 1939 bei einem Mechanikermeister in die Lehre. In der Gewerbeschule in Bad Ischl kam er schließlich mit den Elektrikerlehrlingen Franz Föttinger und Karl Adamec zusammen. Franz Föttinger hatte von Johann Rettenbacher den Auftrag, in Bad Ischl eine illegale Gruppe des Kommunistischen Jugendverbands aufzubauen. Franz Föttinger stand auch in engem Kontakt mit Raimund Zimpernik. Laut Anklageschrift konnte Föttinger im Herbst 1940 Ferdinand Kurzböck und Karl Adamec, geb. 24. 11. 1924, für den KJV gewinnen.

Die Bestrebungen, eine KJV-Gruppe aufzubauen und den Widerstand zu organisieren, fielen im Salzkammergut auf fruchtbaren Boden. Schon lange war es ein Gebiet mit einer kämpferischen Arbeiterbewegung, die unmittelbar vor dem Nazifaschismus auch schon gegen den Austrofaschismus gekämpft hatte. Auf diesen Traditionen baute schließlich auch die Partisanengruppe Willy-Fred auf, die gegen Ende des Krieges bis zu 600 Menschen verschiedener sozialer und politischer Herkunft umfasste.
Neben dem ständigen Kontakthalten untereinander – was wichtig war, etwa um die politischen Ereignisse gemeinsam auswerten oder die nächsten notwendigen Schritte für die eigene politische Arbeit besprechen zu können – organisierte der KJV auch Schulungen, für die sie sich in die Berge zurückverzogen, und produzierte eigenständig Flugblätter.

Am 26. Februar 1941 wurde Ferdinand Kurzböck verhaftet. Mit ihm kamen Karl Adamec, Franz Kain, Alois Straubinger, Alois Zeppezauer, Josef Huber, Herbert Filla und Leopold Scheutz gemeinsam zur Anklage. Bei der späteren Urteilsschrift war Straubinger nicht mehr angeführt – er konnte im Juli 1942 gemeinsam mit seinem Zellengenossen Franz Schwager aus dem Kreisgericht Wels fliehen. Franz Föttinger war ebenfalls verhaftet worden.

Die Anklageschrift gegen Kurzböck folgte im Dezember 1941, das Urteil erst Ende September 1942. Bis dahin saß er in Untersuchungshaft, und zwar großteils in Wels. Verurteilt wurde er „wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis. Seine Haft verbrachte er in Bad Ischl, Wels, Linz, Graz und im hessischen Rockenberg. wo er aufgrund einer Prügelstrafe auf dem Bock schwerste Verletzungen erlitt. Aus Rockenberg wurde Kurzböck am 22. Oktober 1943 entlassen. Er kehrte gesundheitlich schwer angeschlagen nach Bad Ischl zu seiner Familie zurück.

Anfang November 1944 erhielt er die Einberufung in eine Strafkompanie der deutschen Wehrmacht. Gesundheitlich stark geschwächt, kam er am 21. Dezember 1944 ins Lazarett und wurde anschließend ins Wilhelminenspital nach Wien überstellt. Er blieb fast bis zur Befreiung in diesem Spital in Behandlung. In den letzten Kriegstagen entging Ferdl Kurzböck nur knapp und mit viel Glück der Ermordung durch die SS. Eine Krankenschwester konnte ihn noch warnen, dass die SS ihn suchen würde. So konnte er in letzter Minute flüchten und sich bis zur Befreiung verstecken.

Kontakt:
KZ-Verband/VdA OÖ
Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen,
WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus
Weissenwolffstraße 17a, 4020 Linz.
http://www.kzverband-ooe.at

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