NACHGEDACHT – Was ich mir für das neue Jahr wünsche

Manfred Scheuer
Bischof der Diözese Innsbruck
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"Alles O. K.?", so werde ich recht oft gefragt. "Nein!", sage ich meistens. Es ist nicht alles in Ordnung, nicht perfekt. Überall gibt es unfertige Baustellen in der kleinen persönlichen Welt, in Familien, in der Politik, aber auch auf dem Arbeitsmarkt, den Finanzschauplätzen, auch in der Kirche. Ein gutes neues Jahr 2014, so haben wir einander vor einem Jahr gewünscht. War es ein gutes Jahr? „Zeige deine Wunden!“ Der Künstler Joseph Beuys hat vor etlichen Jahren mitten in einer Großstadt folgende Szene installiert: vor einer Betonwand stehen zwei Leichenbahren, darunter zwei Kästen mit geknetetem Fett und je einem Fieberthermometer. An der Wand zwei Tafeln mit der Aufschrift: „Zeige deine Wunde!“ Zum Jahreswechsel müssen wir 2014 nicht krank jammern. Ich erbitte aber auch einen nüchternen Blick für die Wunden anderer und für die eigenen Verletzungen. Das Jahr 2014 ist nicht fertig. Wir sind nicht einfach gesund, erfolgreich und ganz daraus hervorgegangen. Ich wünsche uns einen Blick für das Gute im Jahr 2014. Einmal hast du eine Blume wahrgenommen und darüber gestaunt, dass es so etwas Schönes einfach gibt. Einmal hast du eine Berührung gespürt, eine Umarmung erfahren, und du hast gewusst: da ist einer, der mich mag. Einmal hast du etwas vom Geheimnis Gottes geahnt. Es gibt Sternstunden des Lebens, die wir nie vergessen. Da sind Taborstunden, Erfahrungen des Glücks, der Lebensfreude, der intensiven Beziehungen, die zu uns gehören. Solche Erinnerungen sind Anker der Hoffnung; sie geben Zuversicht auch in dunklen Stunden und lassen nicht verzweifeln. Solche Erfahrungen sind wichtig für die Seele, fürs Leben und Überleben. Ich wünsche Ihnen Segen und Frieden für 2015!

Manfred Scheuer
Bischof der Diözese Innsbruck
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