Erschöpft, überlastet, ausgebrannt

Pflegekräfte beklagen dramatische Belastungen und fordern Veränderungen.
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  • Pflegekräfte beklagen dramatische Belastungen und fordern Veränderungen.
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WIPPTAL/STUBAI (lg). Zu wenig Personal, fordernde Patienten, schwere körperliche Belastung und der große Bürokratie-Aufwand sind nur einige der Punkte, die die Arbeit im Pflege- und Gesundheitsbereich immer schwieriger machen. Eine neue Studie der AK Tirol, durchgeführt durch das unabhängige Forschungsinstitut SFS (Sozialökonomische Forschungsstelle), macht jetzt dramatische Misstände sichtbar. Mehr als 2.400 Fachkräfte aus dem Bereich haben daran teilgenommen.

Düsterer Blick in die Zukunft

Die extreme körperliche Anstrengung wie schweres Tragen von Patienten ist für die Hälfte der Befragten eine große Belastung. Organisatorische Mängel wie das Arbeiten unter großem Zeitdruck, zu wenig Personal, schlechte Arbeitszeitregelungen und undurchsichtige Bürokratie senken die Zufriedenheit weiter deutlich. Eine unangenehme Wahrheit, die die Studie ans Tageslicht bringt: Bereits unglaubliche 40 Prozent der StudienteilnehmerInnen weisen eine beginnende oder fortgeschrittene Burnout-Symptomatik auf. Vier Prozent sind sogar im klinisch auffälligen Bereich einzuordnen und gehören dringend in Behandlung. Der Blick in die Zukunft sieht daher düster aus: So ist die Mehrzahl der Befragten pessimistisch hinsichtlich Verbesserungen, 40 Prozent befürchten sogar weitere Verschlechterungen.

"Akuter Handlungsbedarf"

„Diese Zahlen zeigen deutlich den akuten Handlungsbedarf“, warnet AK-Präsident Zangerl. "Es braucht mehr Personal und kürzere Arbeitszeiten, um den Zeitdruck für die Mitarbeiter zu entschärfen, aber auch aktive Prävention gegen Burnout und Rückenprobleme, weniger Bürokratie im Arbeitsalltag und eine professionelle Personalentwicklung in den Einrichtungen". Was außerdem nicht fehlen dürfe seien Wertschätzung und Anerkennung. Die Verantwortlichen sollten laut Zangerl endlich das Schrillen der Alarmglocken hören und tätig werden.

Von Zukunft und Kosten

An gestiegenen Anforderungen an das Pflegepersonal zweifelt auch Karl Thurnbichler, Leiter des Altersheimes Annaheim in Mühlbachl, keineswegs: "Die Pflegebedürftigkeit hat zugenommen und vor allem ist der Umgang mit dementen Heimbewohnern eine große Herausforderung. Die Anforderungen an das Pflegepersonal sind auch in medizinischer Hinsicht gestiegen, weil zum Beispiel Patienten früher vom Krankenhaus entlassen werden und oft zur Übergangspflege in die Heime kommen." Schulungen, Supervisionen und die Entwicklung klarer Berufsbilder von Seiten der Einrichtungsleitungen seien unumgänglich. Die Aufgabe der Politik sei es hier, möglichst gute Rahmenbedingungen zu schaffen und die Finanzierung sicherzustellen. "Ein höherer Personalschlüssel erleichtert die Arbeit", so Thurnbichler, "aber wer übernimmt die Kosten?" In Zukunft erfodere es ein hohes Maß an Solidarität in der Gesellschaft, hier sollte Meinungsbildung betrieben werden.

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