Leistbares Wohnen
Kritik an Freizeitwohnsitzen in Fulpmes

Obwohl in Fulpmes seit Jahren wie wild gebaut wird, bleibt leistbarer Wohnraum Mangelware. | Foto: Kainz
  • Obwohl in Fulpmes seit Jahren wie wild gebaut wird, bleibt leistbarer Wohnraum Mangelware.
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Regelmäßig wird auch im Stubaital der Ruf nach leistbarem Wohnraum für die einheimische Bevölkerung und speziell für die Jugend laut.

FULPMES. Insbesondere in Fulpmes wurden in den letzten Jahren auch zahlreiche Bauprojekte umgesetzt (wir berichteten). Ist der Wohnraum deshalb auch günstiger geworden? „Nein, das ist nicht gelungen. Der Wohnungsmarkt ist nach wie vor sehr angespannt“, kritisiert GR Fabian Muigg und gibt zu bedenken: „Für die einen wird zu viel gebaut, die anderen finden aber kaum leistbaren Wohnraum“. Auch er selbst hat den festen Eindruck, dass in Fulpmes in der Vergangenheit am tatsächlichen Bedarf vorbeigebaut wurde. „Zu kleine Eigentumswohnungen, zu große Mietwohnungen, Anlegerwohnungen, starker Zuzug – und übrig bleiben zahlreiche heimische Wohnungssuchende. Irgendetwas passt hier nicht zusammen“, fordert Muigg einen Schwenk bei der Wohnungspolitik.

Trotz Bauwut bleibt Bedarf

Er selbst hatte vor über einem Jahr eine Klausur des Gemeinderates dazu angeleiert. „Wir haben uns auf die konsequente Anwendung der Vertragsraumordnung geeinigt. Jetzt braucht es aber weitere Schritte, um dem großen Andrang von Wohnbauträgern Herr zu werden und trotzdem ausreichend leistbaren Wohnraum für die einheimische Bevölkerung zur Verfügung zu stellen“, will der ÖVP-Gemeindeparteiobmann vor allem Freizeitwohnsitzen den Kampf ansagen. „Freizeitwohnsitzler sind keine Einheimischen aber auch keine Touristen. Ihnen gehört in Fulpmes eine Immobilie, die sie gelegentlich benützen. Arbeiten, wohnen und urlauben tun sie aber meist irgendwo anders“, erklärt Muigg, der darin keinen Mehrwert für die Gemeinde sieht: „Durch Freizeitwohnsitze wird Wohnraum von jemanden besetzt, der ihn nicht dringend braucht, aber es sich halt leisten kann. Das erhöht den Druck auf den bereits angespannten Wohnungsmarkt und treibt die Preise weiter in die Höhe.“

Fulpmes bei Spitzenreitern

Fulpmes zählt laut einer Anfragebeantwortung an den Tiroler Landtag bei den gewidmeten Freizeitwohnsitzen zu den Tiroler Spitzenreitern. Mit 40 solcher Widmungen liegt Fulpmes hinter Telfs, Matrei in Osttirol und Lienz auf Platz vier! Das lässt bei Muigg die Alarmglocken schrillen: „Seit Jänner 2020 gibt es zumindest eine Freizeitwohnsitzabgabe, die von den Gemeinden eingehoben wird“, erläutert der Kommunalpolitiker. Zur Erklärung: Für jeden Einwohner erhält die Gemeinde vonseiten des Bundes sogenannte Ertragsanteile, also einen Teil der Bundessteuern. Freizeitwohnsitze werden hier aber nicht mitgezählt, weshalb die Gemeinde leer ausgeht. Die Freizeitwohnsitzabgabe soll diese Lücke füllen. Im ganzen Land werden aber auch zahlreiche illegal genutzt Freizeitwohnsitze vermutet.

Muigg: "Rigoros sein"

„Bei den Freizeitwohnsitzen müssen wir ab sofort rigoros sein. Das Land Tirol gibt einen Leitfaden für den Kampf gegen illegale Freizeitwohnsitze vor und Gemeinden wie St. Johann, Oberndorf und Kirchdorf zeigen bereits, wie man mit Gemeindekooperationen gegen diese Auswüchse vorgehen kann. Denn wenn dringend benötigter Wohnraum illegal als Freizeitwohnsitz genutzt wird, darf das nicht einfach toleriert werden. Der Kontrolldruck war hier in Fulpmes bislang überschaubar. Das müssen wir ändern. Zudem müssen wir die Stopptaste bei neuen Freizeitwohnsitzen drücken“, verweist der Gemeinderat auf die von der Landesregierung angekündigten Möglichkeit eines partiellen Freizeitwohnsitzverbotes in Regionen, in denen der Preisdruck am Wohnungsmarkt besonders hoch ist. „Dadurch würden in Fulpmes generell keine Freizeitwohnsitze mehr genehmigt werden. Das wäre ein wichtiger Schritt in Richtung einer modernen, fairen und leistbaren Wohnungspolitik“, so GR Fabian Muigg abschließend.

Zur Sache

Nach dem Tiroler Raumordnungsgesetz sind Freizeitwohnsitze Gebäude, Wohnungen oder sonstige Teile von Gebäuden, die nicht der Befriedigung eines ganzjährigen, mit dem Mittelpunkt der Lebensbeziehungen verbundenen Wohnbedürfnisses dienen, sondern zum Aufenthalt während des Urlaubs, der Ferien, des Wochenendes oder sonst nur zeitweilig zu Erholungszwecken verwendet werden. Mitte Oktober wurden in Tirol 262 gewidmete Freizeitwohnsitzflächen mit 704 Freizeitwohnsitzen erfasst. Die Dunkelziffer bei illegalen Freizeitwohnsitzen könnte weit höher liegen. Für die Kontrolle der Freizeitwohnsitze sind die Gemeinden als Meldebehörde zuständig. Tirolweit weisen aber nur 80 von 279 Gemeinden gewidmete Freizeitwohnsitze aus. Freizeitwohnsitze stehen regelmäßig in der Kritik, den Druck auf den Wohnungsmarkt und die Immobilienpreise in die Höhe zu treiben. Die Gemeinde Fulpmes liegt bei den gewidmeten Freizeitwohnsitzen im tirolweiten Spitzenfeld. Auf Telfs (109), Matrei in Osttirol (65) und Lienz (62) folgt Fulpmes auf Platz vier mit 40 Freizeitwohnsitzen - das geht aus einer Anfragebeantwortung des für Raumordnung zuständigen Landesrates hervor.
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