Innovation
Snowcatcher: Von Neustift aus in die Gefahrengebiete?

Kameras filmen den Lawinenabgang auf das Netz und die dabei auftretenden Kräfte werden gemessen. | Foto: Ingenieurbüro Daniel Illmer
  • Kameras filmen den Lawinenabgang auf das Netz und die dabei auftretenden Kräfte werden gemessen.
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Das Neustifter Ingenieurbüro Daniel Illmer hat gemeinsam mit Partnern im Neustifter Ortsteil Ranalt zu Test- und Forschungszwecken einen so genannten Snowcatcher installiert, der Lawinen auffangen soll.

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Illmer, was ist der Snowcatcher?
Illmer:
Der Snowcatcher ist ein neuartiges Verbauungssystem gegen Lawinen, das die Geschwindigkeit einer Lawine in der Sturzbahn bzw. im Auslaufgebiet reduzieren soll. Der Snowcatcher sieht ähnlich aus wie ein Steinschlagschutznetz, ist aber mit zusätzlichen Stützen versehen, um dem System mehr Stabilität zu verleihen. Beim Prototypen in der Gemeinde Neustift, Ranalt, sind zudem Lastsensoren eingebaut, welche Kräfte aufzeichnen, wenn eine Lawine auf den Snowcatcher trifft.

Wer steht hinter dem Projekt?
Das Projekt ist aus einer Kooperation zwischen dem Ingenieurbüro Illmer Daniel e.U., dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), der Frey Austria GmbH und der Trumer Schutzbauten GmbH entstanden. Das Projekt wird von der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) finanziell unterstützt.

Wie wirkt der Snowcatcher?

Um das festzustellen, wurden im Vorfeld Modellversuche am verkleinerten Snowcatcher im Labor durchgeführt. Die Versuche zeigen, dass die Geschwindigkeit deutlich reduziert wird, wenn eine „Modelllawine“ auf das Netz trifft. In Abhängigkeit von der Größe wird ein Teil aufgefangen, ein Teil der Lawine fließt durch das Netz hindurch, ist danach aber langsamer. Ein anderer Teil der Lawine wird nach oben über das Netz abgelenkt, dabei wird durch die Ablenkung ebenfalls die Geschwindigkeit reduziert.

Was ist der Vorteil des Snowcatchers?
Die im Alpenraum vorwiegend eingesetzten Schutzmaßnahmen gegen Lawinen sind Anbruchverbauungen in Form von Schneebrücken. Verbauungen im Lawinenanbruchgebiet sind oft sehr teuer und vor allem für kleine Schutzprojekte ökonomisch und ökologisch nicht vertretbar.
Hier wird häufig auf eine Schutzmaßnahme im Auslaufgebiet zurückgegriffen. Lawinenschutzdämme sind meist das Mittel zum Zweck. Das verlangt aber in der Regel viel Platz und großflächige Erdbewegungen. Der Snowcatcher ist eine platzsparende Alternative zu Lawinendämmen, bei der die notwendigen Erdarbeiten auf ein Minimum reduziert werden.

Worauf zielt man mittelfristig ab?
Ziel ist die Feststellung, welche Auswirkung der Snowcatcher auf eine natürliche Lawine hat. Es existieren bisher keine Aufzeichnungen darüber, wie sich ein Schneenetz mit Bremselementen bei einem Lawineneintrag verhält. Die Kenntnis dieses Verhaltens ist notwendig, um den Snowcatcher in künftigen Projektgebieten gezielt einsetzen zu können.
Ein weiteres Ziel ist die Untersuchung der Snowcatcher unter sehr großer Belastung. Durch die Beaufschlagung des Snowcatcher mit der Lawine in Ranalt wird das Bauwerk gezielt an die Leistungsgrenze gebracht. Das gibt im Weiteren wertvolle Informationen zur Optimierung der Struktur.
Weiterführende Links: https://www.meinbezirk.at/tag/neustift-im-stubaital

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