Mieders
Teamwork am Biohof

Ohne Bürokratie und trotzdem seit sieben Jahren ohne Reibereien funktioniert die Zusammenarbeit der zwei Bio-Bauern. | Foto: Kainz
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  • Ohne Bürokratie und trotzdem seit sieben Jahren ohne Reibereien funktioniert die Zusammenarbeit der zwei Bio-Bauern.
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MIEDERS.Zwei Bio-Bauern produzieren ihre bodenständigen Lebensmittel unter dem Dach einer gemeinsamen Marke und nehmen damit eine Vorreiterrolle ein.

"Die Überlegung war, Althergebrachtes mit neuen Ideen aufzufrischen, um unsere gut eingesessenen Landwirtschaften zukunftsfit zu machen. Und weil es als Einzelkämpfer schwerer wäre, haben wir den Weg gemeinsam eingeschlagen", erzählen Matthias Hammer und Matthias Seewald. Sie haben den Stangler- und den Prangerhof in Mieders zu einer Hofgemeinschaft zusammengeführt. Diese betreiben sie jetzt als "Team Biohof". "Als wir die gemeinsame Hofstelle amtlich vermerken ließen, wurden wir mehrmals gefragt, ob wir das wirklich wollen, weil das so selten vorkommt", lachen sie.

Keine klare Trennung

Dabei war dieser "Ehevertrag" noch der bürokratischste Akt, den sie ihrer fruchtbaren Zusammenarbeit zugrunde legten! Er regelt, dass jeder Besitzer seiner Flächen bleibt. Darüber hinaus funktioniert alles ohne jegliche Verschriftlichung. Die Freunde packen beide tatkräftig an und helfen sich gegenseitig wo es geht – sie schreiben aber keine Stunden. Sie bringen sich beide in die Bewirtschaftung der insgesamt 22 Hektar Grund und Boden ein und nutzen Gerätschaften und Material selbstverständlich gemeinsam. "Es hat sich in den nunmehr sieben Jahren noch nie einer benachteiligt gefühlt. Wir ergänzen uns perfekt und können Synergien optimal nutzen", berichten der 37- und der 39-Jährige. Wobei: Grob aufgeteilt sind die Aufgaben schon. Hammer kümmert sich vorwiegend ums Vieh und die Kartoffelernte. Seewald ist für den Anbau des Speisegetreides zuständig. Finanziell behält jeder einfach das, was er erwirtschaftet hat. 

Produzieren, verarbeiten, veredeln

Auf den Äckern gedeihen inzwischen zig Getreide- und Kartoffelsorten. Weitere Felder sind für die Haltung der hierzulande seltenen Charolais-Rinder, der Schweine und Hühner reserviert. Die Erzeugnisse werden zunehmend direkt am Hof veredelt und auch die Vermarktung über den Team-Biohof läuft wunderbar. Die Leute kommen von weit her und nehmen Wartelisten in Kauf.
Matthias und Matthias haben es sich zum Ziel gesetzt, vermehrt die gesamte Wertschöpfungskette am Hof abzubilden. "Dafür rüsten wir laufend auf", verweisen die Männer u.a. auf die neue Verarbeitungshalle inklusive Sortiermaschine für die Tonnen von Erdäpfeln, oder die neue, professionelle Mühle, mit Hilfe derer künftig im großen Stil Brot gebacken werden kann. Dass (nicht nur) hierbei auch das Geschick der Gattinen Melanie und Nina gefragt ist, versteht sich.

Pioniergeist

Für heuer ist noch die Eröffnung eines Hofladens, für 2021 die Anschaffung eines mobilen Hühnerstalls geplant. Es soll auch noch eine Maschinenhalle entstehen und, und, und. Abgerundet wird das breit gefächerte Angebot durch Kurse etwa für die Fleischverarbeitung in den Seminarräumen im Haus von Matthias Seewald. Die Miederer sprühen also nur so vor Innovationsgeist! Trotz allem soll Qualität immer vor Quantität stehen, betonen die Bio-Bauern. Ihnen geht es weniger um maximalen Ertrag und Riesengewinne, sondern vielmehr um die Liebe zu und den Sinn von dem, was sie tun. Sie wollen, dass man schmeckt, dass sie ihre Traumjobs leben!

Zur Sache

Der Stangler- und der Prangerhof sind schon seit Jahrhunderten im Ortskern angesiedelt. Sie liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Im einen ist Matthias Hammer, im anderen Matthias Seewald aufgewachsen. Die Burschen sind von klein auf befreundet. Schon ihre Eltern unterstützten sich gegenseitig beim Heu machen etc. Nach den Übernahmen der Bauernhöfe haben Matthias und Matthias ihre Kräfte gebündelt und die Bewirtschaftung der vormals zwei Hofstellen zusammengeführt. Sie betreiben ihren Team-Biohof im Nebenerwerb. Im Hauptjob ist Matthias Hammer ein Spezialist auf dem Gebiet des Maschinenbaus und hat zum Beispiel das Feld "pflugloser Bodenaufbau" revolutioniert. Matthias Seewald ist als Tierarzt eine Koriphäe. Er operiert in seiner Praxis im Innsbrucker Alpenzoo, in der er mittlerweile auch einen Computertomographen betreibt, gut 1.000 mal pro Jahr und hat dabei sogar Braunbären am Tisch.
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