AK kritisiert Ungleichbehandlung bei Loipenbenutzung in Seefeld

Das umfangreichste Loipennetz bietet – zumindest laut Angaben der Tourismusverbände – die Olympiaregion Seefeld mit 271 km vor dem Lechtal und den Kitzbühler Alpen St. Johann. | Foto: Holzknecht
  • Das umfangreichste Loipennetz bietet – zumindest laut Angaben der Tourismusverbände – die Olympiaregion Seefeld mit 271 km vor dem Lechtal und den Kitzbühler Alpen St. Johann.
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SEEFELD. Tiroler werden in einigen Tourismus-Regionen beim Langlaufsport noch immer diskriminiert und abkassiert, meldet die AK Tirol. So verteuerten sich die Tageskarten am Seefelder Plateau ohne Gästekarte auf 10 Euro, während Urlauber für einen Tag nur 5 Euro zahlen bzw. 15 Euro für ihren gesamten Aufenthalt. Direkt an der Loipe kostet das Tagesticket dann für alle 15 Euro! Die AK Tirol fordert Maßnahmen von der Landesregierung.
Von insgesamt 498 erhobenen Loipen können 426, also mehr als 85,5 Prozent, kostenlos genutzt werden. (Zum Teil ist das Benützen der Bahn entgeltlich, vor allem bei den Höhenloipen. Bei den 72 kostenpflichtigen Loipen kostet eine Tageskarte zwischen 5 und 15 Euro.

Abzocke in Seefeld – im Vorverkauf und an der Loipe

Besonders unerfreulich ist die Entwicklung in der Olympiaregion Seefeld, findet die AK Tirol, die schon in den letzten Jahren kritisch aufgezeigt wurde: Heuer ist sie die tirolweit einzige Region, in der bei den Tageskarten Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahr festgestellt wurden. Plateau-Bewohner konnten bis Ende November im Vorverkauf eine Spezial-Saisonkarte kaufen, alle anderen Tiroler werden erneut kräftig zur Kasse gebeten.

20 Millionen Steuergeld für Nordische WM 2019

„Andererseits fließen am Plateau gerade 20 Millionen Euro in Bauarbeiten für die Nordische Ski-WM 2019. Steuergeld wohlgemerkt, das überwiegend die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufbringen. Aber fürs Benützen der Loipen sollen sie dann noch einmal draufzahlen“, ärgert sich AK Präsident Erwin Zangerl über die besonders diskriminierende Preispolitik.

Tageskarte: Urlauber zahlen 5, Tiroler 10 Euro

Gäste, die in der Olympiaregion Seefeld übernachten und damit eine Gästekarte bekommen, zahlen im Vorverkauf nur 5 Euro pro Tag oder nur 15 Euro für die gesamte Dauer ihres Aufenthalts.
Alle anderen ohne Gästekarte, also Tiroler, Tagesausflügler etc., müssen hingegen tief ins Börsl greifen: Eine Tageskarte im Vorverkauf (bei ausgewählten Stellen wie Skischulen oder Geschäften) kostet sie mit 10 Euro das Doppelte – und um 1 Euro mehr als noch im letzten Winter.

Erstmals 15 Euro an der Loipe für alle

Noch teurer wirds heuer erstmals für jene, die sich ihre Tageskarte direkt an der Loipe kaufen möchten oder müssen: Dort kostet sie für alle 15 Euro pro Tag. Allerdings ist davon auszugehen, dass Gäste mit Gästekarte von dieser Möglichkeit wohl eher selten Gebrauch machen werden, während Tirolern oft gar nichts anderes übrig bleibt.
Vergleicht man dann als Einheimischer diesen Preis mit den 9 Euro, die die Tageskarte 2015/16 kostete, so ergibt sich eine Preissteigerung von 6 Euro. Das entspricht Mehrkosten von fast 67 %, wenn die Tageskarte an der Loipe gekauft wird!

Saisonkarte: Für Einheimische oder für Tiroler?

Sonst bleibt Langläufern nur, sich eine Saisonkarte zu kaufen.
- Im Vorverkauf kostet die Saisonkarte für den Winter 2015/16 heuer 100 Euro, um 10 Euro mehr als in der letzten Saison.
- Außerdem gibts erstmals den vergünstigten Tarif für Personen mit Hauptwohnsitz in der Olymparegion Seefeld – und damit eine Unterscheidung zwischen ihnen und „anderen“ Tirolern: Laut Homepage des TVB konnten Personen mit Hauptwohnsitz in der Olympiaregion Seefeld das Jahresticket im Vorverkauf bis zum 30. November 2016 „im Rahmen einer Sportförderung“ für 80 Euro beziehen. Hier stellt sich die Frage, warum diese Möglichkeit nicht allen Tirolern eingeräumt wird.
- Seit dem 1. Dezember 2016 kostet die Saisonkarte dann 150 Euro für alle, ohne Ermäßigung.

Kostenpflichtig sind außerdem einige Loipen in Osttirol, in Pertisau (hier ist die Loipenbenutzung mit Gästekarte ebenfalls kostenlos, das Langlaufen ohne Gästekarte kostet 5 Euro pro Tag), außerdem im Pillerseetal und eine Loipe der Silberregion Karwendel.

AK Tirol fordert Maßnahmen

„Das ist ungeheurerlich, wenn man bedenkt, dass die Beschäftigten mit ihren Steuern die Infrastruktur finanzieren, von der die Touristiker profitieren. Dafür werden wir noch einmal zur Kasse gebeten!“, kritisiert AK Präsident Erwin Zangerl. Die AK Tirol fordert Landesregierung und Landtag auf, Maßnahmen gegen die diskriminierende Haltung der Tourismusverbände gegenüber der einheimischen Bevölkerung zu setzen: Die TVB müssen dazu verpflichtet werden, dass sie ihre Maßnahmen und Aktivitäten auch in den Dienst der einheimischen Bevölkerung stellen.

5. Loipenerhebung der AK Tirol

Insgesamt wurden bei der bereits 5. Loipenerhebung der AK Tirol wieder rund 3.000 Loipen-Kilometer erfasst. Die längsten zusammenhängenden Loipen sind in der Tiroler Zugspitz Arena (Tiroler Zugspitz Arena Loipe) mit rund 42 Loipen-Kilometern, in Neustift im Stubaital (Talloipe Fulpmes) mit 40 km, in Forchach-Steeg (Lechtal-Loipe) mit rund 40 km, in Lienz (Dolomitenloipe Lienz - Amlach - Tristach - Lavant) mit 35 km und in Tannheim (Rundloipe Ski-Trail) mit rund 31 km.

Das umfangreichste Loipennetz bietet – zumindest laut Angaben der Tourismusverbände – die Olympiaregion Seefeld mit 271 km vor dem Lechtal und den Kitzbühler Alpen St. Johann mit je 250 km, gefolgt von der Region Achensee mit 217 km. Der Tourismusverband Osttirol bietet insgesamt sogar 306 km.

Ärger um km x 2

Just in diesem Punkt schieden sich schon in den letzten Jahren die Geister. Zeigten die AK Konsumentenschützer doch auf, dass die Kilometer-Angaben mancher Tourismusverbände bestenfalls als Orientierungshilfe zu verstehen waren: Dadurch, dass viele Loipen sowohl mit klassischer, als auch mit Skating-Technik befahren werden können, nutzten dies einige Anbieter für eine Doppelzählung – obwohl klassische und Skating-Strecke großteils parallel präpariert werden. Und obwohl eine Loipe nicht länger wird, nur weil sie auf zwei Arten befahren werden kann.
„Wir haben diese irreführenden Praktiken heftig kritisiert und klare Informationen für die Konsumenten gefordert, ganz offensichtlich mit Erfolg“, berichtet AK Präsident Zangerl. Denn immer mehr TVB nehmen sich diese Forderung zu Herzen. So gaben in der aktuellen Erhebung nur noch sieben TVB addierte Loipen-Kilometer an. Die weit überwiegende Mehrheit achtete auf korrekte Angaben.

Gute Infrastruktur

Der Großteil der Loipen ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln, als auch mit dem Pkw gut erreichbar. Ausreichend Parkmöglichkeiten gibt es bei fast jeder Loipe, zum Teil sind die Parkplätze kostenpflichtig oder nur begrenzt verfügbar. Werden Parkgebühren verlangt, dann zum Teil stundenweise, zum Teil tageweise.
Das nötige Langlaufequipment kann zumeist in den Sportgeschäften oder Skischulen in den umliegenden Ortschaften ausgeliehen werden.

Zur Erhebung

Fast alle Tourismusverbände, die mittels Fragebogen kontaktiert wurden, haben daran teilgenommen. Nur dem Tourismusverband Wildschönau war eine Teilnahme aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
Gefragt wurde nach
- Anzahl der Loipen,
- Loipenlängen und -arten (klassisch oder Skating-Strecken),
- den Kosten für die Loipenbenutzung (mit und ohne Gästekarte) und Vergünstigungen, außerdem nach
- der Infrastruktur (Parkmöglichkeiten, Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Ausrüstungsverleih).

Fazit

Tirol bietet insgesamt ein beeindruckendes und umfangreiches Loipennetz sowie sehr gute Infrastruktur für Langlaufbegeisterte. Und Langlaufen ist – bis auf einige Ausreißer – eine überwiegend kostengünstige Sportart in der Natur.
Dennoch fordert die AK Tirol, dass einzelne Tourismusverbände ihre Preispolitik und missverständliche Loipenkilometer-Angaben überdenken. Denn Langlaufen muss auch weiterhin ein leistbarer Sport für die Familien bleiben.
Sämtliche Details zu den einzelnen Regionen finden Sie auf www.ak-tirol.com
(Quelle: AK Tirol)

Statement von Olympiaregion-GF Elias Walser zur AK-Kritik

"Gäste, die in Seefeld nächtigen, zahlen Kurtaxe, damit wird auch der Tagespreis für sie niedriger", entgegnet Olympiaregion-GF Elias Walser die Vorwürfe der Ungleichbehandlung. Man dürfe nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, beim Preis gilt es viele Faktoren zu beachten. Außerdem weiß jeder, dass Tickets im Vorverkauf günstiger sind als direkt an der Loipe, das ist wie bei der Bahn, so Walser, wenn Tickets erst im Zug gekauft werden, wird es auch teurer (übrigens: Kinder bis 15 Jahre laufen in Seefeld gratis).
"Die Preise wurden auf heuer leicht erhöht und bleiben aber in der nächsten Saison 2017/18 gleich", so Walser weiter.
Zudem führt Walser an, dass die Qualität seinen Preis hat: "Täglich präparieren 8 Pistenbullys die gesamte Strecke." Die sind in Seefeld normalerweise über 270 Kilometer, wenn der Schnee die Tiroler nicht im Stich lässt.
Derzeit freuen sich die Langläufer über eine top-präparierte Strecke von ca. 6 km in Leutasch (8 m breit, hin und zurück befahrbar) und eine fast 6 km lange Runde teilweise auf der künftigen WM-Strecke in Seefeld, so Walser: "Die Strecke wächst täglich weiter, bis Silvester könnten es in Leutasch und in Seefeld jeweils 10 km sein."

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