Loni Hofinger im Gespräch
Caritas Haussammlung: "Da geht mir das Herz auf"

Loni und Franz Hofinger engagieren sich seit über 30 Jahren für die Haussammlung der Caritas. | Foto: Lair
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ZIRL, RANGGEN. Seit über 30 Jahren engagiert sich Loni Hofinger für die Haussammlung der Caritas, welche jedes Jahr im März stattfindet. Im Interview spricht sie von einer sehr erfüllenden Tätigkeit und hat die ein oder andere Anekdote parat.

Wie kann man sich die Caritas Haussammlung vorstellen?
LONI: Also ganz normal und einfach, es gibt bei uns im Dorf 10 bis 12 Leute die sammeln gehen. Wir sind aus Ranggen und machen das ganze jetzt schon seit Jahrzehnten. Immer wieder denken wir uns dass es wichtig ist dass man bereit ist zu den Familien hinzugehen, zu klingeln und 'griaßdi'  zu sagen. Wir haben den großen Vorteil dass uns die allermeisten schon kennen. Das nette ist, dass man irgendwann weiß, wie man die Leute anspricht. Wenn man richtigen Ton erwischt, wird es auch bei den Spenden dementsprechend mehr – mehr an Geld und mehr an Gesprächs-Zeit. Ich nehme mir auf jeden Fall immer gern die Zeit für das Gespräch.

Wie reagieren die Leute wenn ihr bei ihnen klingelt?

LONI: Jetzt nach Corona spürt man noch mehr als vorher dass die Leute einfach quatschen wollen. Sie wissen dass sie fragen und auch schimpfen dürfen. Die meisten sind sehr wohlgesinnt und spenden gerne - vor allem bei der Haussammlung, weil sie da wissen dass es in Tirol bleibt. Viele fragen ob in Tirol überhaupt Spenden gebraucht werden, weil "es uns ja eh gut geht". Was viele nicht wissen: In Tirol gibt es über 100.000 Menschen, die als armutsgefährdet eingestuft sind. Da merkt man wie wichtig wir sind. Logischerweise machen manche die Tür nicht auf, egal was passiert. Andere plaudern dagegen gern und stellen Fragen, z.B. wie es mit der neuen Caritas-Direktorin geht, usw. Leute sind interessiert. Caritas ist jedem ein Begriff und hat laut meinem Verständnis auch das Image der "großen Firma" in den Köpfen der Menschen verloren.

Wie oft gehst du im Schnitt sammeln?

LONI: Ich teile mir eigentlich immer mit meinem Mann das Dorf auf. Größtenteils gehen wir in den gleichen Gebiete, vor allem weil man die Leute kennt. Mag aber auch die neuen Häuser total gern und die neuen Familien. Der März ist immer der Haussammler-Monat und da sind wir schon ganz schön unterwegs. Wir gehen da immer am Wochenende und eher gegen Abend. Vormittag bin ich eher nur auf telefonische Vereinbarung unterwegs. Das ist super, da kriegt man auch mal einen Kaffe. Es kommt auch vor dass ich an einem Wochenende zwei oder drei mal zu einem Haus hingehe, weil beim ersten Mal keiner da war. Dann freuen sich die Leute oft besonders, dass sie ihren Beitrag leisten können.

Gibt es auch Häuser wo ihr aus Prinzip nicht hingeht?
Loni:
 Ja, es gibt Häuser wo man weiß, man braucht nicht hingehen. Aber manchmal hast du Glück, der jenige hat gerade einen Gast da und der spendet dann. Dann gibt es aber auch wieder Gebiete wo die Leute sagen, da brauchst du nicht hingehen – dann gehst du hin und es sind die nettesten Leute die gerne geben - was wiederum die anderen überrascht. Vorgefasste Meinungen muss man da einfach ignorieren. 


Wie sieht so ein Tag bei dir aus?
LONI:
So um 3-4 fangen wir an weil da viele Leute schon zu Hause sind. Wir gehen dann bis zu die Nachrichten kommen, weil danach ist es zu spät. Man musst sich schon wirklich auskennen im Dorf. Wie viele Häuser man schafft, kommt immer drauf an wo man wie lange bleibt. Manche sagen kannst du nochmal kommen? Manche machen dann eine Zeit aus. Die Möglichkeit mit dem Handy zu bezahlen fehlt uns leider noch. Ich hab auch schon mal Spenden ins Postkästchen gelegt bekommen, weil jemand kein Bargeld bei sich hatte. 

Wie lange machst du das schon und wie bist du überhaupt dazu gekommen?
LONI:
Hmm, seit ich angefangen habe sind auf jeden Fall schon mehr als 30 Jahre vergangen. Wahrscheinlich schon mehr. Das war eines der ersten Sachen die ich für die Gemeinschaft gemacht habe und das ist mir auch geblieben. Damit bin ich alt geworden könnte man sagen. Damals hat uns Pfarrer Schranz in Götzens angesprochen und gefragt ob wir da mitmachen wollen. Dann mussten wir nicht lange überlegen und haben mitgemacht.

Was sind die positiven und auch negativen Aspekte dieser Tätigkeit?
LONI: 
Für mich ist ganz wichtig dass ich vom Glauben her motiviert bin und die Freude am Glauben weitergeben möchte. Man kommt oft auf Kirche und Glaube zu sprechen. Es ist eine gewisse Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Freude am Glauben dabei. Es tut mal gut von den harten Alltagsthemen wegzukommen und zu sehen, es gibt auch noch etwas anderes – das möchte ich transportieren. Ich will zeigen dass man helfen und zusammenhalten kann. ich würde mir wünschen dass es immer mehr werden die bei der Haussammlung mitmachen  aber das ist auch nicht unbedingt negativ. Natürlich sind manche der Meinung 'das braucht es nicht' und sind unfreundlich aber das gehört halt dazu. Dann ist es auch eine Aufgabe die Menschen zu überzeugen und sie über die vielfältige Not im Land zu überzeugen – vor allem aber auch über die Hilfemöglichkeiten die die Caritas bietet. Manchmal erschreckt es mich dass die Leut keine Ahnung haben wieviel Not es in Tirol auch gibt. Auf wenn Not oft versteckt ist. Da muss man wirklich genau hinschauen. Viele haben Null Ahnung auch wie sie sich selbst helfen können wenn sie selbst in Not sind. Sie haben oft keine Ahnung was wir alles tun.

Eine besondere Anekdoten aus deiner Zeit bei der Caritas Haussammlung?
LONI:
Man könnte ein Buch schreiben darüber! Wir waren bei einer Pensionisten die 100 Euro geschrieben hat auf den Spendenzettel. Wir dachten sie irrt sich und meint 10 Euro. Aber nein, sie sagte: "ich hab jetzt zusammengesammelt für einen Hunderter". Da kannst du Überraschungen erleben da kannst du nur staunen. Eine weitere Geschichte ist mir besonders hängen geblieben. Einmal kam ich zum Haus einer Familie und klingelte. Als die Mama die Tür aufmachte, bat sie mich, kurz zu warten. Nach einer kurzen Weile kamen fünf Kinder zur Haustür hinaus, jedes einzelne mit einem 5-Euro Schein in der Hand. Jedes Kind wollte mir die Spende persönlich übergeben und die Freude war den Kindern und auch der Mama die hinterdrein kam, deutlich ins Gesicht geschrieben. Da geht mir wirklich das Herz auf, wenn ich daran denke.

Wofür wird das gesammelte Geld verwendet?
LONI:
 Für allerhand Projekte in Tirol. 10% bleiben sogar in der jeweiligen Pfarrgemeinde. Familienhilfe und Schnellhilfe sind dabei ganz groß geschrieben. Wenn wirklich Not ist musst du schnell helfen und das geht bei uns dann ganz unbürokratisch. Diese schnelle Hilfe ist toll. Wenn man bei der Caritas anruft, kommt sofort jemand der die erste Katastrophe mal abfedert. Zunächst wird geholfen und dann gemeinsam Hilfe gesucht, wie langfristig geholfen werden. Nicht umgekehrt! Weiters gibt es LernCafes statt Nachhilfe – welche ein tolles Angebot für Familien sind, die sich die teure Nachhilfe nicht leisten können. Z.B. gibt es auch eine Auszeit für Pflegende - der kann mal urlaub machen und Caritas kümmert sich um die Angehörigen und die Urlaubskosten. Alles Dinge die total Praxisnahe sind. Unterstützungen vom Land ist komplizierter bis da mal was kommt. Wenn ich Schwierigkeiten hätte würde ich mich selbst sofort bei der Caritas wenden. Weil ich weiß dass man da auf alle Fälle Hilfe bekommt.

Wenn du zurückblickst, würdest du es wieder machen?
LONI:
Ich möchte garnicht damit aufhören! Ich möchte das so lange machen wie ich kann weil ich das so wichtig finde. Die Frage stellt sich nicht ob ich das wieder anfangen würde. Ich würde mir wünschen, noch mehr jüngere Leute zu begeistern da mitzuhelfen. Im Gespräch mit den jungen zu bleiben ist mir ganz wichtig.

Loni und Franz Hofinger engagieren sich seit über 30 Jahren für die Haussammlung der Caritas. | Foto: Lair
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