Digitale Lerneinheiten ermöglichen
"Green-Jobs" sind stark im Kommen

Digitale Lerneinheiten würden die Lehre der Entsorgungs- und Recyclingfachkraft attraktiver machen. | Foto: Mathias Brabetz Photography
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Heimische Entsorger-Betriebe wollen Lehre ihrer Fachkräfte mit digitalen Lerneinheiten attraktiver machen.

REGION. Seit Mai 2021 gibt es den neu überarbeiteten Lehrberuf „Entsorgungs- und Recyclingfachkraft“, der vom Ausbildungsweg „Abwassertechnik“ abgekoppelt wurde. Seitdem bildet die österreichische Entsorgungswirtschaft Lehrlinge als „Ressourcenmanager von morgen“ aus. Die Ausbildungsdauer des „neuen“ Lehrberufes beträgt drei Jahre, inklusive 9-11 Wochen in der Berufsschule Linz 3. Um künftig mehr Absolvent:innen anzulocken, fordert Harald Höpperger, WK-Fachverbandsobmann Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, und Ingeborg Freudenthaler, Vizepräsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB), eine Hybride Unterrichtsform, also die Einführung eines digitalen Fernunterrichts. Somit müssten die Lehrlinge nicht mehr zehn Wochen nach Linz reisen und könnten den Lehrbetrieben in dieser Zeit erhalten bleiben. Aktuell gibt es 900 potentielle Ausbildungsbetriebe in Österreich.

WK-Fachverbandsobmann Harald Höpperger. | Foto: Bernhard Stelzl Photography
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Für Harald Höpperger und Ingeborg Freudenthaler sind Green-Jobs stark im Kommen:

„Als Entsorgungs- und Recyclingfachkraft hat man die Möglichkeit, sich täglich für den Klimaschutz einzusetzen und für eine bessere Umwelt zu arbeiten. Ein spannender Beruf mit vielen Perspektiven. Um die Ausbildung attraktiver zu gestalten, sollte eine hybride Unterrichtsform eingeführt werden.“

Momentan müssen die Auszubildenden geblockt zwischen neun und elf Wochen in der Berufsschule Linz 3 ihren theoretischen Teil absolvieren. Für den Tiroler Recyclingunternehmer Harald Höpperger stellt dies eine große Eintrittshürde dar:

„Die Coronazeit hat bewiesen, dass ein digitaler Unterricht funktioniert. Die technische Ausstattung der Schule ist gegeben. Es bräuchte lediglich eine Gesetzesänderung seitens des Bundes.“

Eine verkürzte Anwesenheitszeit an der Berufsschule Linz 3 würde den Lehrberuf attraktiver gestalten.

„Momentan müssen Schüler:innen aus ganz Österreich bis zu elf Wochen in Oberösterreich verbringen. Mit einem digitalen Unterricht könnte dieser Aufenthalt mindestens auf drei bis vier Wochen verkürzt werden. Nur die praktischen Lehreinheiten im Labor müssen vor Ort abgehalten werden. Die Lehrkräfte sind zudem schon erprobt mit digitalem Unterricht. Wir erhielten positive Signale von der Berufsschule“,

informiert Ingeborg Freudenthaler. Für die Implementierung digitaler Lerneinheiten, benötigt es eine Gesetzesänderung. Deshalb fordern die beiden Recyclingexperten eine Prüfung dieses Vorhabens seitens der zuständigen Bundesministerien.

Foto: VOEB-Vizepräsidentin Ingeborg Freudenthaler. | Foto: Freudenthaler
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Lehrlinge sind begeistert

Die Tätigkeiten der jungen Menschen sind breit gefächert: Wertstoffe und Reststoffe werden von Kund:innen entgegengenommen, gewogen und registriert, High-Tech Maschinen gesteuert und Förderbänder, Krananlagen oder Transporteinrichtungen bedient. Im Labor können ausgebildete Fachkräfte zudem Abfallanalysen durchführen, Abfallstoffe klassifizieren und chemische Proben erstellen. Und in der Verwaltung werden Kundenaufträge abgewickelt oder Abfallwirtschaftskonzepte für Unternehmen erarbeitet. Die Lehrlinge sind begeistert von dem abwechslungsreichen Tätigkeitsfeld, wie der Tiroler Lehrling Laurens Pregenzer bestätigt:

„Der Beruf ist sehr interessant, weil er so vielfältig ist. In der Anlage habe ich viel mit Technik und Elektrik zu tun. Dann gibt es die Beschäftigung im Lager, bei der ich überwiegend mit den Händen arbeiten kann. Mich hat es schon immer interessiert, was mit dem ganzen Abfall passiert. Auch die Arbeit mit chemischen Reaktionen in der Anlage, in der Säuren und Laugen behandelt werden, ist spannend. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, das ist einfach lässig.“

Green Jobs

Seit 2014 absolvierten mehr als 200 junge Menschen den „grünen“ Lehrberuf, der bis zum Jahr 2021 mit der Fachrichtung „Abwasserfachkraft“ gekoppelt war. Die Arbeitsplätze von Entsorgungs- und Recyclingfachkräften befinden sich in Labors, Büro- bzw. Verwaltungsgebäuden sowie auf Deponien und in Sortieranlagen von Entsorgungsunternehmen. Die Tätigkeiten finden weitestgehend in der frischen Luft statt. Der Lehrberuf bietet Einblicke in alle Bereiche der Abfallwirtschaft.

Abfallbeauftragte ab 100 Mitarbeiter:innen Pflicht

Das Berufsbild der „Entsorgungs- und Recyclingfachkraft“ wird auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Denn mit steigender Verantwortung gegenüber der Umwelt wächst auch die Notwendigkeit des umfangreichen Ressourcenmanagements. Firmen ab 100 Mitarbeiter:nnen sind dazu verpflichtet, eine abfallbeauftragte Person zu ernennen. Dies soll der Lehrberuf mit umfangreichen Fähigkeiten und Kenntnissen abdecken und nachhaltiges Arbeiten ermöglichen. Teil der Ausbildung ist es, den chemischen, biologischen und thermischen Umgang mit Abfallprodukten zu erlernen, Entsorgungspläne zu entwickeln, aber auch die ordentliche Handhabung gefährlicher Abfälle sicherzustellen.

„Die Wiedergewinnung wertvoller Rohstoffe aus dem Abfall liegt in der Verantwortung der nächsten Generationen. Mit diesen Green Jobs leisten die künftigen Recyclingprofis einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit in unserem Land“,

erklärt WK-Fachverbandsobmann Harald Höpperger.

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