Geschichte
"Es gab auch ganz früher schon 100-Jährige"
Leben wir heute wirklich länger als vor Hunderten Jahren? Nicht unbedingt, aber viel hat sich geändert.
SALZBURG. Die Lebenserwartung beträgt in Österreich heute laut Statistik Austria 78,0 Jahre bei Männern und 83,3 Jahre für Frauen. Vor 100 Jahren waren es für Männer 40,6 Jahre und bei Frauen lag die Lebenserwartung bei 43,3 Jahren. "Die Statistiken sind nicht falsch, aber eben auch nicht zur Gänze richtig", erklärt Alfred Stefan Weiss, Historiker an der Universität Salzburg.
Kindern geht es besser
Ein wichtiger Unterschied sei, dass die Gesundheit der Kinder stark verbessert wurde. "Die Kindersterblichkeit war in der Vergangenheit sehr groß", so Weiss. In den Städten lag sie um 1800 oft bei bis zu 50 Prozent. Darum war die Lebenserwartung so niedrig. "Überlebte ein Mensch vor 200 Jahren das zehnte Lebensjahr, konnte dieser durchaus 60 oder 70 Jahre werden, wir kennen auch bereits 100-Jährige, wenn auch sehr selten."
Zivilisationskrankheiten
Ein wichtiger Unterschied war auch immer die soziale Stellung. "Es zeigt sich dasselbe Muster wie heute: Ärmere Menschen sterben tendenziell früher." Auch die sanitären Verhältnisse waren nicht mit den heutigen zu vergleichen. "Im 18. Jahrhundert war ein eigenes Krankenbett absoluter Luxus. Die Räume der Spitäler waren nach heutigen Maßstäben überfüllt." Da Wasser oft verunreinigt war, wurde es in der Regel abgekocht. Daneben wurde häufig Alkohol getrunken. "Der Alkoholgehalt war allerdings sehr gering, bei Bier zwischen einem und zwei Prozent. Die Getränke wurden oft verdünnt." Auch Kinder bekamen schon verdünntes Bier zu trinken, verbreitet war auch als Frühstück die Biersuppe.
Bei der festen Nahrung gab es ebenfalls große Unterschiede zu heute: "Viele Menschen litten unter Mangelerscheinungen, mussten von 1.400 bis 1.800 Kalorien pro Tag leben", erklärt Weiss. Heute dagegen nehmen immer mehr Menschen zu viele Kalorien zu sich. Die "Zivilisationskrankheiten" hätten mittlerweile die Mangelkrankheiten überholt, beispielsweise Übergewicht, Diabetes und Krebs.
Die früher häufige Bewegung und oft anstrengende körperliche Arbeit ist heute ins Gegenteil verkehrt worden: Zu wenig Bewegung, Augenkrankheiten und Haltungsschäden nehmen zu. Eine wichtige Trendwende macht Professor Weiss in den letzten Jahren aus: "Wir sprechen mittlerweile mehr über Gesundheit als über Krankheit. Das ist ein wichtiger Unterschied: Es muss darum gehen, gesund zu bleiben und rechtzeitig vorzubeugen. Sonst wird die Krankheit erst dann behandelt, wenn sie bereits akut ist."
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