"Noch nie gesehen"
Kuchler Waldrappe fliegen in die falsche Richtung
Ungewöhnliche Nachrichten aus der Salzburger Kolonie: Die Waldrappe flogen erstmals in den Norden statt Süden.
SALZBURG/KUCHL. Die Tiere stammen großteils aus der Kolonie am Georgenberg in Kuchl, teilweise aus Grünau (Oberösterreich). "Im Oktober fangen die Waldrappe üblicherweise an in die Toskana zu fliegen", erklärt Corinna Esterer vom Waldrappteam. Im März würden die meisten wieder zurückkehren, manche bleiben auch bis Juni dort. Mehr als 1.000 Kilometer legen die Vögel zurück, bis sie ihre Wintergebiete in der Toskana von Kuchl aus erreichen.
Doch dieses Jahr zieht es die Vögel zum ersten Mal in die andere Richtung: Insgesamt 31 Vögel sind derzeit unterwegs, alle Richtung Norden. Überrascht davon zeigt sich auch das Waldrappteam: "Das haben wir so noch nie gesehen, wir haben dafür noch keine Erklärung. Möglicherweise liegt es an den unterstützenden Südwinden, aber das wird noch geklärt", sagt Corinna Esterer vom Waldrappteam in Kuchl. Die Tiere haben sich mittlerweile in mehrere Gruppen aufgeteilt, sechs der Waldrappe sind aktuell in Schweden, zwei in Dänemark. Bislang sind drei der Tiere nach Salzburg zurückgekehrt. "Wir können nur hoffen, dass alle Tiere zurückkehren. Einen Winter in Skandinavien werden die Tiere wahrscheinlich nicht überleben."
Erfolgsgeschichte aus Kuchl
Der Waldrapp zählt heute zu einer der am meisten vom Aussterben bedrohten Vogelart weltweit. Haus- oder Kuscheltiere sind die Waldrappe nicht, aber jeder kann sie frei am Georgenberg besichtigen. Seit 2014 besteht die Kolonie in Kuchl, musste aber zeitweise wegen Uhu-Angriffen nach Burghausen umgesiedelt werden. "Die Vögel brüten in den Felsnischen und gehen dann auf Nahrungssuche in die Wiesen", erklärt Corinna Esterer.
Mit dem länglichen Schnabel picken die Tiere Insekten aus dem weichen Boden heraus. Friert der Boden in der Winterkälte zieht es die Vögel in wärmere Gefilde in die Toskana. Diese jährliche Tour beginnt mit dem Alter von einem Jahr, bis zum Einsetzen der Geschlechtsreife im Alter von drei Jahren bleiben die Jungvögel auch in der Toskana. Nicht alle Tiere überleben das. "Viele Vögel sind durch Wilderei umgekommen, auch Stromschläge sind eine Todesursache", erklärt Corinna.
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