„Prost!“, aber ohne Maß und Ziel

Wenn der Alkohol das Leben beherrscht, muss man unbedingt professionelle Hilfe suchen. | Foto: Symbolfoto: Gettyimages
  • Wenn der Alkohol das Leben beherrscht, muss man unbedingt professionelle Hilfe suchen.
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HALLEIN (tres). „Alkoholiker bleibt man sein Leben lang“, erklärt Andreas aus Hallein. Er ist seit 30 Jahren trockener Alkoholiker: „Alkoholismus ist eine Krankheit, die nie ganz weg geht, die man nur mit viel Konsequenz zum Stillstand bringen kann.“ Es ist ein täglicher Kampf gegen die Sucht.

Rund 330.000 Österreicher ab dem 16. Geburtstag sind als „chronische Alkoholiker“ zu klassifizieren, ein Viertel davon sind Frauen, drei Viertel Männer. Im Laufe des Lebens werden zehn Prozent der Österreicher alkoholkrank, sie sterben im Durchschnitt 20 Jahre früher. Zwei Tennengauer, die es geschafft haben, vom Alkohol loszukommen, berichten hier über ihre Erfahrungen.
Andreas aus Hallein und Rudolf aus Golling (Namen der Redaktion bekannt) sind seit ihrer Jugend alkoholkrank, allerdings seit über 30 Jahren zählen beide zu den „trockenen“ Alkoholikern.

Plötzlich ging es nicht mehr ohne
Begonnen haben beide Männer aus denselben Gründen: „Wir waren jung, so um die 15 Jahre, als wir begonnen haben Alkohol zu konsumieren. Schnell stellte sich heraus: Man ist lustiger drauf und speziell bei den Mädels traut man sich mehr, die Schüchternheit verfliegt. So haben wir eben immer mehr und immer schneller getrunken.“ Und plötzlich ging es nicht mehr ohne Alkohol. Andreas zog mit 23 Jahren die Notbremse: Er ging zuerst auf Entwöhnungskur in die Schweiz, anschließend schloss er sich den Anonymen Alkoholikern (AA) in Hallein an. Seit 1969 gibt es diese Einrichtung in Hallein, gegründet wurden die AA 1935 in den USA. Rudolf ist seit 1973 Mitglied.

Auch Rudolf suchte und fand Hilfe bei den AA in Hallein, nachdem seine Ehe wegen seines Alkoholkonsums in die Brüche ging und er auch „durch‘s Saufen“ sein Haus verlor.

Wer ist Alkoholiker?
„Viele wollen sich nicht eingestehen, dass sie selbst Alkoholiker sind“, erklärt Rudolf: „Sie sagen Dinge wie: Ich kann jederzeit aufhören!“ oder „Ich trinke nur, weil es mir schmeckt!“ Aber Tatsache ist: Wenn du dich ohne Alkohol nicht mehr wohl fühlst, dann bist du Alkoholiker. Und wenn du nicht weißt, ob du einer bist, dann hör‘ zu trinken auf. Wenn es nicht geht, dann weißt du, dass du Alkoholiker bist!“

Dass die Krankheit Alkoholismus keine ungefährliche ist, wissen die zwei Tennengauer: „Viele Freunde von uns, die auch Alkoholiker waren, es aber nicht geschafft haben aufzuhören, sind gestorben, oft schon mit 35, 40 Jahren, z. B. an Leberzirrhose. Viele landeten auch in der Nervenklinik und kamen nicht mehr heraus. Sie wurden verrückt: Alkohol macht auf Dauer dein Hirn kaputt.“

Ein täglicher Kampf
Wichtig sei es, aus eigenem Antrieb mit dem Trinken aufhören zu wollen, „sonst geht es nicht.“ Wer glaubt, dass ein Alkoholiker je ganz geheilt wird, der irrt: „Es ist ein täglicher Kampf. Der Rückfall beginnt mit dem ersten Schluck. Man kann nicht sagen: Ich trinke einfach nur mehr ab und zu z. B. ein Seidel Bier. Das geht nicht! Man ist sofort wieder drin im Alkoholismus.“

Beiden hat die AA-Gruppe sehr geholfen: „Es ist ein Freundeskreis, wo jeder versucht dem anderen zu helfen und dabei hilft man sich selbst. Man merkt, man ist nicht allein. Und das ist ein gutes Gefühl, weil Alkoholismus in unserer Gesellschaft immer noch als „unanständige“ Krankheit gilt. Unsere Sitzungen sind absolut anonym, jeder kennt nur den Vornamen des anderen. Bei uns sitzen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten: Ärzte, Rechtsanwälte, Straßenkehrer ... Wir sind bunt gemischt“, sagt Andreas.

Anonyme Alkoholiker in Hallein
Jeden Freitag, um 20.00 Uhr, trifft sich die AA-Gruppe Hallein im Tiefparterre des Halleiner Seniorenheims, Parkstraße 1, um sich gemeinsam Kraft und Hoffnung zu geben und Erfahrungen auszutauschen. Jedes neue Mitglied ist herzlich willkommen: Einfach vorbei schauen, es ist keine telefonische Anmeldung nötig! Die Teilnahme ist kostenlos.

Info: Anonyme Alkoholiker - Die Meetingliste Salzburg
Jeden Montag:
>> Genesungsheim Lehen, Ignaz-Harrer-Straße 90, 5020 Salzburg; Beginn: 19.30 Uhr; gleichzeitig an jedem 1. Montag im Monat: Meeting für Angehörige (in eigenem Raum, um 19.30 Uhr)
>> Pfarrhof St. Johann/Pg., Wagrainerstraße 10, 5600 St. Johann/Pg.; Beginn: 19.30 Uhr; gleichzeitig an jedem 1. Montag im Monat: Meeting für Angehörige (in eigenem Raum, um 19.30 Uhr)
Jeden Dienstag:
>> Christian Doppler-Klinik, Ignaz-Harrer-Straße 79, 5020 Salzburg/Lehen, Psychiatrie I, Patientencafé, 3. Stock; Beginn: 19.30 Uhr
Jeden Mittwoch:
>> Pfarrzentrum „St. Benedikt“, Maximiliangasse 1, 5020 Salzburg; Beginn: 19.00 Uhr
Jeden Freitag:
>> HOSI Salzburg, Gabelsbergerstraße 26, 5020 Salzburg; Beginn: 17.30 Uhr
>> Katholischer Pfarrhof Zell am See, Bahnhofstraße 1, 5700 Zell am See; Beginn: 19.30 Uhr
>> Seniorenheim Hallein, Parkstraße 1, 5400 Hallein, im Tiefparterre; Beginn: 20.00 Uhr
>> Pfarrgemeindezentrum Saalfelden, Loferer Straße 15, 1. Stock, 5760 Saalfelden; Beginn: 20.00 Uhr; gleichzeitig an jedem 2. Freitag im Monat: Meeting für Angehörige (in eigenem Raum, um 20.00 Uhr)
Jeden Samstag:
>> Genesungsheim Lehen, Ignaz-Harrer-Straße 90, 5020 Salzburg; Beginn: 19.00 Uhr
Jeden Sonntag:
>> Pfarrgemeindezentrum Saalfelden, Loferer Straße 15, 1. Stock, 5760 Saalfelden; Beginn: 19.30 Uhr (im Winter: 18.00 Uhr)

Anonyme Alkoholiker Salzburg: Tel. 0662/8889-1800; Tonband-Info: Tel: 0662/435218; Email: selbsthilfe@salzburg.co.at

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