Die Ortschefs standen unter Strom
Skepsis und Ärger bei 380 kV-Info zur Grobtrasse der Salzburgleitung – Verbund setzt auf Kommunikation
Beim Verbund-Infoabend zur Grobtrasse der 380 kV-Salzburgleitung in der Halleiner Salzberghalle war den anwesenden Tennengauer Bürgermeistern der Ärger über die Projektleitung wieder einmal anzumerken. Halleins Bgm. LAbg. Christian Stöckl erschien sogar - in eigenen Worten - „geladen“ zur Projektvorstellung.
TENNENGAU (tres). Geladen deswegen, weil er sich ein wenig übergangen fühlte. „Der Verbund Austrian Power Grid hat den Termin des Infoabends nicht mit mir abgestimmt“, ärgert sich Bgm. Stöckl: „Im Tennengau ist es normalerweise üblich, sich bei einer so wichtigen Projektpräsentation mit den Bürgermeistern über den Termin abzusprechen. Diese Öffentlichkeitsarbeit ist kein guter Stil!“
„Der Termin passt mir gar nicht“
Birgit Breiter vom Verbund (Kommunikation Salzburgleitung) reagierte auf Stöckls Kritik verwundert: „Ich habe ihn telefonisch nie erreicht und ihm daher vergangene Woche ein Mail geschrieben, wo ich den Termin bekannt gegeben habe.“ „Normalerweise gibt man bei so etwas aber mindestens zwei Terminvorschläge bekannt. Der Termin heute passt mir gar nicht: Ich habe gleich im Anschluss noch die Präsentation des Hochwasserschutzprojektes für die Halleiner Altstadt, der schon vor Monaten fixiert wurde“, erklärt Stöckl seinen Ärger. Er fordert für den Tennengau „jene Variante, wo am wenigsten Bürger betroffen sind.“ Und eine Kabelvariante müsse unbedingt miteinbezogen werden, dies sei ja offenbar auch in der Schweiz Stand der Technik.
Eine Verkabelung kommt für den Projektbetreiber aber nach wie vor nicht in Frage. Beim Infoabend war wieder einmal ersichtlich: Im Tennengau werden zwei Grobtrassen - neben der Trasse im Expertenkorridor, der Westvariante, auch jene im Ostkorridor - für die weiteren Untersuchungen herangezogen, nicht aber jene Ost-Ost-Variante, die die Tennengauer Bürgerinitiative „Nein zur 380 KV Ostvariante“ ausgearbeitet hat. Die Unterschriftenliste der Initiative zur Prüfung ihrer Trasse liegt zwar beim Land auf, die Chancen, dass aber ernsthaft geprüft wird, stehen, laut Stöckl, eher schlecht: „Es gibt mittlerweile so viele Bürgerinitiativen im Land und so viele Unterschriftenlisten. Außerdem ist es keine Lösung, wenn Bürger Varianten vorschlagen, die dann die Nachbargemeinden betrifft, wenn sich die Bürger also gegenseitig ausspielen.“
Nichts Neues für Kuchl
„Nichts Neues“, meint Kuchls Bgm. Andreas Wimmer zum Infoabend: „Das kenne ich alles schon. Es sollte endlich einmal Klartext gesprochen werden, ob nun die Ost-Ostvariante der Initiative überprüft wird oder nicht. Überprüft werden sollte sie nämlich auf alle Fälle, immerhin haben hier viele Menschen Zeit und Geld investiert. Land und Verbund müssen die Bürgerinitiativen ernst nehmen.“ Auf die Frage, welche der vorgestellten Varianten - Ost oder West - für ihn das geringere Übel wäre, meint er: „Ein geringeres Übel gibt es nicht. Kuchl ist von beiden Trassen voll betroffen.“ Weitere Reaktionen: Gollings Bgm. Anton Kaufmann ist zornig: „Es werden einige Fixvereinbarungen mit dem Verbund, z. B. dass eine Wasserfallquerung erst 1000 Meter über dem Stollenmund geschehen soll, plötzlich nicht mehr aufgeführt. Da muss ich mit den Zuständigen noch ein intensives Gespräch darüber führen!“ Auch für Golling gibt es kein geringeres Übel, sagt Kaufmann.
Blaues Auge für St. Koloman
Der St. Kolomaner Bgm. Willi Wallinger hätte gern die Westvariante: „Da sind wir mit einem blauen Auge dabei.“ Für Adnets Bgm. Wolfgang Auer kommt nach wie vor nur eine Verkabelung in Frage und er ist ordentlich verärgert, weil „ich beim Infoabend mit einer Trasse durch Adnet konfrontiert wurde, die ich bis dato noch nicht kannte. Einen Tag vor dem Infoabend wurde mir vom Verbund der Trassenvorschlag zugeschickt, aber der ist komplett anders als der, der tags darauf in der Salzberghalle präsentiert wurde. Und da heißt es vom Verbund immer, die Gemeinden würden informiert!“ Krispls Bgm. Peter Fuschlberger ist die Ost- oder Westtrasse egal: „Nur die Ost-Ost-Trasse der Bürgerinitiative will ich nicht haben.“
Zumindest für Bad Vigaun gab es Neuigkeiten zu erfahren: „Der gesamte Kurbereich, der eigentlich überspannt werden sollte, wird von der jetzigen Trasse verschont. Das wäre zwar gut, andererseits ist plötzlich der „Broswirt“ betroffen: 84 Meter entfernt soll die Trasse verlaufen. Das geht nicht! Für Bad Vigaun ist klar: Wenn ein Mindestabstand von 200 Metern zu Wohnobjekten nicht eingehalten werden kann, muss verkabelt werden“, betont GV Michael Neureiter.
Der Verbund setzt indes weiter auf Kommunikationsbereitschaft: „Große Infrastrukturprojekte wie die Salzburgleitung können nur im Dialog mit der Bevölkerung realisiert werden“, betont APG-Projektleiter Wolfgang Hafner.
Lesen Sie den Kommentar "Klarheit muss her" von Theresa Kaserer
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