Ein Denkmal zerrüttet die Gemüter

- Das umstrittene Haider-Denkmal vor dem Gurker Dom.
- Foto: Peter Kowal
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Das Jörg Haider-Denkmal in Gurk ist gar nicht förderlich für eine harmonische Städtepartnerschaft zu Hallein
In Halleins Partnergemeinde Gurk wurde vor wenigen Wochen auf Initiative von Bgm. Siegfried Kampl (FPK) das umstrittene Haider-Denkmal enthüllt. Ein Grund für Halleins SPÖ-GV Walter Reschreiter die Partnerschaft mit Gurk erneut in Frage zu stellen. Auch Halleins Bgm. LAbg. Christian Stöckl (ÖVP) sieht die Verbindung mit Gurk nicht unkritisch. Der Gurker Bürgermeister hingegen ist stolz auf die Beziehung mit Hallein.
HALLEIN/GURK (tres). „Dieser befremdende Personenkult um Jörg Haider ist für mich ein Anlass, die Partnerschaft mit diesem kleinen Kärntner Wallfahrtsort, der gerade einmal 1.300 Einwohner zählt, grundsätzlich zu hinterfragen“, äußert sich Walter Reschreiter, SPÖ-Stadtparteivorsitzender von Hallein, das rund 20.000 Einwohner zählt.
Kritik am Haider-Denkmal
Das Haider-Denkmal, eine Skulptur mit so genannten „verbindenden Händen“, die ursprünglich im Eingangsbereich zur (schlecht besuchten) Haider-Ausstellung im Klagenfurter Bergbaumuseum aufgestellt war, wurde Ende Jänner auf einem Grundstück der Gemeinde Gurk vor dem Dom enthüllt: „Trotz der ablehnenden Haltung von Diözesanbischof Alois Schwarz“, wie Reschreiter betont: „Eingefädelt wurde diese Übersiedlung vom Gurker Bürgermeister, einem der treuesten Anhänger Jörg Haiders.“
Umstrittene Äußerungen Kampls
Was ihm schon seit längerem sauer aufstößt: „Kampl bezeichnet sich selbst als „sehr heimatverbunden“ und „national“ und war wegen umstrittener Äußerungen zur NS-Zeit schon mehrmals in die öffentliche Kritik geraten. 2005 hatte Kampl in einer Rede im Bundesrat Deserteure im Zweiten Weltkrieg teilweise als „Kameradenmörder“ bezeichnet und von „brutaler Naziverfolgung“ durch die Besatzungsmächte in der Nachkriegszeit gesprochen“, so Reschreiter. Diese Aussagen sind zuviel für den Halleiner SPÖ-Mann: Er schlägt vor, dass sich die Stadtgemeinde Hallein „elegant aus der Partnerschaft mit Gurk verabschieden“ oder die Partnerschaft zumindest stilllegen soll.
Verkühlte zwei Jahre ...
Bgm. Stöckl zeigt sich verwundert über Reschreiters Kritik, „immerhin geht die Partnerschaft mit Gurk auf den ehemaligen Halleiner SPÖ-Bürgermeister Franz Kurz zurück - und Reschreiter lobt die Ära Kurz ja immer so.“ Er selbst habe diese Städtepartnerschaft nur „geerbt“, sagt Stöckl: „Ich sehe alle Städtepartnerschaften mit einer gewissen Kritik, weil sie selten etwas bringen - gerade im vereinten Europa.“ Zwei Jahre habe es wegen Äußerungen von Bgm. Kampl im Bundesrat schon einmal „eine sehr unterkühlte Partnerschaft zu Gurk gegeben, „aber Kampl wurde ja von allen nationalsozialistischen Anschuldigungen freigesprochen.“
Die Errichtung des Gurker Haider-Denkmals verstehe er auch nicht, meint Bgm. Stöckl weiter: „Dafür fehlt mir jede Einsicht.“ Auflösen möchte Stöckl die Partnerschaft mit Gurk aber nicht: „Das ginge auch nur mit einem Landtags-Beschluss.“
Gurk ist mit Hallein zufrieden
Der Gurker Bürgermeister ist froh über die Partnerschaft mit Hallein: „Ich denke, sie hat auch für Hallein Vorteile, z. B. machen wir für die Stadt auf unseren Prospekten und im Schriftverkehr Werbung.“ Er hoffe natürlich, „dass Hallein auch für uns Werbung macht“. Bgm. Kampl: „Es kommen immer wieder Halleiner nach Gurk. Unsere Gemeinde ist ja interessant, wir haben den Dom, den jährlich über 200.000 Menschen aus aller Welt besuchen.“
Dass die Partnerschaft zwischen Gurk und Hallein in Hallein momentan nicht unumstritten ist, sei ihm neu: „Auch der Name und die Person Walter Reschreiter ist mir nicht bekannt.“ Bgm. Kampl fügt aber an, dass schon einmal kritische Stimmen aus Hallein laut wurden: „Weil die SPÖ und die Grünen im Bundesrat einen Antrag für Deserteure mit dem Verlangen, dass alle noch lebenden Deserteure eine hohe Auszeichnung der Republik Österreich und von 1945 bis 2004 eine Pensionsnachzahlung erhalten sollten, eingebracht haben. Diese habe ich, ohne Prüfung für jeden einzelnen, in Frage gestellt. Die Aufregung hat sich aber gelegt und viele Halleiner haben sich dann bei mir entschuldigt.“ Das Haider-Denkmal ist für ihn „ein Denkmal wie z. B. auch das von den Heimatvertriebenen. Wir bewerben es nicht in Prospekten“.
„Brauchen Handschlagqualität“
Bgm. Kampl führt weiters aus, dass die Haider-Skulptur außerhalb des Domes auf öffentlichem Grund steht: "Auf diesem öffentlichen Grund befinden sich auch die Gedenkwappen der Heimatvertriebenen und das Kudlich-Denkmal. Auch alle öffentlichen Veranstaltungen - wie die 1. Mai-Feier mit Maibaum, das Aufstellen des Weihnachtsbaums oder auch die großen Osternester - werden dort für unsere Gemeindebürger jährlich veranstaltet", so Bgm. Kampl: „Die Aufstellung wurde im Dezember 2009 einstimmig im Gemeindevorstand beschlossen. Das Denkmal besteht aus acht Paar Händen, ohne Haider Darstellung jeglicher Art!“ Zum kritisierten „Haider-Kult“ meint er: „Jörg Haider hat in seiner zehnjährigen Tätigkeit als Landeshauptmann in Kärnten für unsere Gemeinde große, bleibende Verdienste erbracht. Ich bin der Meinung, dass wir verbindende Hände - so wie durch das Denkmal dargestellt - und Handschlagqualität in unserer Zeit sehr notwendig hätten.“ Er lässt ausrichten, er lade „den Stadtparteiobmann der SPÖ aus unserer sehr geschätzten Partnerstadt Hallein gerne einmal nach Gurk ein“.





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