"Es muss immer wer vor Ort sein"

Auch Mitarbeiter legen sich ins Zeug und machen viel selber, z. B. Hauswirtschafterin Anita Krispler. "Danke!", sagt Weissenberger.
  • Auch Mitarbeiter legen sich ins Zeug und machen viel selber, z. B. Hauswirtschafterin Anita Krispler. "Danke!", sagt Weissenberger.
  • hochgeladen von Theresa Kaserer-Peuker

HALLEIN (tres). "Bitte schreibt in den Bezirksblättern ganz fett 'Danke' an die Leute aus der Region. Für die Sachspenden und Geldspenden und für so viel freiwillig erbrachte Arbeitsleistungen", bittet Doris Weissenbeger, Leiterin des Halleiner Frauenhauses "Haus Mirjam".

Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Frauenhaus bei der Bevölkerung so gut ankommt: "Fotografieren kann man uns nicht gescheit und eine niedliche Sache sind wir ja auch nicht", meint Weissenberger.

Viel Ehrenamtlichkeit

Genauer anschauen darf man sich das Halleiner Frauenhaus nicht: Das Gebäude ist alt, auch die Möbel sind es und immer gibt es etwas zu tun. Wer glaubt, die Landesregierung zahlt, wenn z. B. die Waschmaschine den Geist aufgibt, der irrt. Das Halleiner Frauenhaus bekommt zwar ein Budget vom Land Salzburg, davon gehen aber mindestens 90 % für Personalkosten drauf. Für die Instandhaltung des Gebäudes gibt es nichts extra.
Das Budget wurde im Jahr 2010 von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller gekürzt und seitdem nicht mehr angehoben. Das bedeutet, dass die angestellten Teilzeitkräfte seitdem auch keine Gehaltserhöhung (außer "Indexanpassung") mehr bekommen haben. Auch nicht Anita Krispler. Sie ist Hauswirtschafterin im "Haus Mirjam" und verbringt viele ehrenamtliche Stunden zusätzlich damit, das Frauenhaus wohnlich zu gestalten: Sie streicht u. a. Wände bunt oder das Gartenhäuschen neu, damit sich die Frauen heimelig fühlen. Und das ist bitter nötig.

Frauen erleben Schreckliches

Jede vierte bis fünfte Frau in Österreich ist Opfer von Gewalt in der Familie. Und das Halleiner Frauenhaus ist immer ziemlich voll. "Heuer war es besonders schlimm", berichtet Weissenberger: "Frauen bleiben immer länger zuhause, auch wenn sie Opfer von massiver Gewalt sind. Aber die meisten sehen sich nicht darüber hinaus, es alleine zu schaffen, weil derzeit die Mieten so hoch sind und es gerade für Frauen mit Kindern schwer ist am Arbeitsmarkt. Wenn die Frauen dann so weit sind, dass sie zu uns flüchten, sind sie meistens schwer traumatisiert." Diese Frauen kommen aus allen Gesellschaftsschichten, mit und ohne Migrationshintergrund.

Was haben sie dann z. B. mitgemacht? "Über körperliche Gewalt rede ich jetzt gar nicht, das kann sich jeder vorstellen, was damit gemeint ist", sagt Weissenberger: "Aber es gibt auch viel psychische Gewalt. Man glaubt gar nicht, wie viele Männer einen Kontrollwahn haben. Frauen werden mit ihren Kindern zuhause eingesperrt und dürfen das Zimmer nicht verlassen. Oder es werden Türen und Fenster zugeklebt, damit der Mann, wenn er von der Arbeit kommt, genau sieht, welche Tür, welches Fenster die Frau geöffnet hat."

Schwerste Traumata

Jetzt will die Landesregierung beim "Haus Mirjam" weitere 15.000 Euro pro Jahr kürzen. Der Vorschlag: Es soll nicht mehr rund um die Uhr jemand da sein, sondern es soll in der Nacht eine Rufbereitschaft geben. "Ich arbeite hier aber keinen Tag ohne Nachtschicht!", erklärt Weissenberger, die diesbezüglich auf Einsicht bei Landesrätin Martina Berthold hofft: "Man kann die Frauen nicht nachts alleine lassen. Immer wieder kollabieren welche und es braucht nur im Garten draußen ein Marder rascheln und einige schreien vor Angst."

Laut Landesregierung soll das Geld für den Nachtdienst vom Team des Frauenhauses über Spenden gesammelt werden. Halleins ÖVP-Stadträtin Eveline Sampl-Schiestl hat nun an Bürgermeister Gerhard Anzengruber appelliert, mit dem Land Salzburg über die Angelegenheit zu sprechen. Auch SPÖ-Stadtrat Alexander Stangassinger pocht darauf: "Es muss jemand vor Ort sein, auch in der Nacht! Es kann nicht sein, dass hilfesuchende Frauen nachts von anderen Bewohnerinnen des Frauenhauses betreut werden müssen."

>> Kontakt Frauenhaus Hallein: www.frauenhaus-hallein.at, Tel. 06245 80 261 oder frauenhaus.hallein@aon.at. Spendenkonto: Salzburger Sparkasse, Kolpingfamilie Hallein „Haus Mirjam“, AT 98 2040 4060 0901 0844.

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