Boden in Tirol
Regenwurm, Maulwurf und Co. – Wer lebt im Tiroler Boden?

Was und wer kreucht und fleucht im Tiroler Boden? Hier erfahrt ihr es! | Foto: unsplash/Tabble (Symbolbild)
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Es kreucht und fleucht im Tiroler Boden. Doch welche Lebewesen dürfen wir erwarten, wenn wir uns ein paar Zentimeter oder gar Meter tief in die Erde bewegen? 

Über 200 Jahre kann es in Tirol dauern, bis sich 1cm Boden neu gebildet hat. Diese Zahl wirkt nochmal intensiver, wenn man sich klar macht, dass nur zwölf Prozent unserer Landesfläche als Dauersiedlungsraum geeignet ist. Boden ist nach den Ozeanen der zweitgrößte CO2-Speicher der Erde und: Boden ist Leben! Er ist Lebensraum für unzählige Mikroorganismen und Kleintiere. Welche davon in Tirol vorkommen, erfahrt ihr hier. 

Welche Schnecken leben im Tiroler Boden?

Eigentlich konzentriert sich der Wirkungsbereich der Schnecken meist auf die Bodenoberfläche. Es gibt nur wenige Schnecken, die in den Boden eindringen. 

  • Wegschnecken haben ein sehr variables Aussehen. Manche Arten kann man in Wäldern finden, die vor allem abgestorbenes Pflanzenmaterial bieten. Andere Arten leben im offenen Gelände. Eine Massenvermehrung einzelner Arten gibt es vor allem durch die eingeschleppte Spanische Wegschnecke. 
  • Die Wurm-Nacktschnecke hat zwar ein Gehäuse, dieses ist aber nur mehr als ein winziger Kalkrest und deswegen als solches kaum noch zu bezeichnen. Sie ist eine der Arten, die durch Regenwurmgänge tief in den Boden eindringen kann. Ihre Körperform ermöglicht ihr dies. Im Boden findet sie Nahrung wie verwestes Pflanzenmaterial aber auch Gelege anderer Schnecken.
  • Wer Glück hat kann in feuchten Bergwäldern eine seltene Rötliche Daudebardie finden. Sie hat nur noch eine rudimentäre Schale, die sie am Hinterende des Rückens trägt.
  • Häufiger kann man die ähnliche Glasschnecke finden, die ihre dünnschaligen Gehäusereste mit einem Mantellapen verdeckt.
  • Eine der häufigsten Schnecken die man auf den Tiroler Waldböden finden kann, ist die Gefleckte Schüsselschnecke

Die Gärtner unser Böden: Regenwürmer

Regenwürmer nehmen für unsere Böden eine Schlüsselstellung beim Abbau von organischem Material ein. Doch sie tragen nicht nur zur Bodenfruchtbarkeit bei, sie sind auch Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Berühmt sind die Würmer vor allem für ihre Fähigkeit, hintere Körpersegmente abzustoßen und sich wieder zu regenerieren. Eine Sache, die aber vielleicht nicht jeder weiß: Regenwürmer können ein erstaunlich hohes Alter von acht Jahren erreichen.

Regenwürmer sind nützliche und wichtige Bodenbewohner. | Foto: Pixabay/PortalJardin (Symbolbild)

In ganz Österreich gibt es ungefähr 60 Regenwurmarten. Die auffälligsten Arten sind zum Beispiel der Kompostwurm oder seine Verwandten, noch kontrastreicher geringelten Eisenia lucens. Eine seltene aber sehenswerte Regenwurmart ist der Smaragdgrüne Regenwurm. Er nimmt im dritten Lebensjahr eine strahlend grüne Farbe an und ernährt sich von verrotteten Buchenholz. In Tirol findet man ihn im Kaisertal. 

Die Gliederfüßer im Tiroler Boden

Die meisten Tiere gibt es von den sogenannten Arthropoden. Das sind Tiere deren Körper in Segmente gegliedert ist, die teilweise zu funktionellen Einheiten verschmolzen sind. 
Zu ihnen gehören zum Beispiel auch die Asseln. Sie gehören oft zu den wichtigsten Destruenten, die oft am Beginn der Humusbildung stehen. Die höchste Dichte an Asseln findet man in feuchten Wäldern und überall dort, wo Pflanzenbefall und genügend Versteckmöglichkeiten vorhanden sind. 
Die meisten von uns werden die Kellerassel kennen. Sie lebt in Gärten unter Steinen, Brettern aber auch in Komposthaufen. 
Im Wald unter der Rinde von Totholz können wir öfter die flache Mauerassel finden. 
Am resistentesten sind die Rollasseln. Sie rollen sich bei Trockenheit und unterbinden so den Wasserverlust an ihrer Unterseite. Deshalb besiedeln sie auch oft trockene Biotope.

Spinnentiere im Boden

Die Spinnenarten in Tirol sind vielfältig, allerdings gibt es nur eine heimische Klasse: die Cheliceraten. Sie umfassen mehrere, recht unterschiedlich aussehende Ordnungen. 

  • Die Webspinne ist ein bedeutender Räuber an der Oberfläche und vor allem Nachts. Untertags versteckt sie sich in Hohlräumen im Boden.
  • Die Finsterspinne kann man in Wäldern unter loser Baumrinde oder unter Steinen finden.
  • Ein tagaktiver Jäger ist die Wolfsspinne
  • Auffällig gefärbt und ebenfalls tagaktiv sind die Springspinnen. Man kann sie vor allem an ihren großen Augen erkennen.
    Die Springspinnen sind vor allem für ihre großen Augen bekannt. | Foto: Pixabay/ROverhate (Symbolbild)
  • Die Zwerg-Baldachinspinne wohnt in feuchten Wäldern und Wegrändern und spannt ihren Fangteppich über Bodenvertiefungen. 
  • Auch eine Verwandte der gefährlichen Vogelspinne wohnt in Tirol: die Tapezierspinne.
  • Viele von uns kennen sicher auch die Weberknechte. Durch ihre langen dünnen Beine ist ihr Aktionsradius auf die Bodenoberfläche beschränkt.
  • In Süd- und Osttirol gibt es Alpenskorpione. Zum Glück sind unsere Skorpione für Menschen ungefährlich. Trotzdem kann ein Stich recht schmerzhaft sein.

Zu den Spinnentieren gehören auch Milben oder auch Tausendfüßer.

Welche Bodeninsekten kriechen noch im Boden herum?

Zu den Insektenarten, die im Tiroler Boden leben, gehören unter anderem Ohrwürmer. Sie sind nachtaktive Allesfresser, die sich allerdings nicht nur im Boden aufhalten, sondern auch auf Pflanzen klettern können. 
Bei den Grillen gibt es in Tirol die große Maulwurfsgrille. Sie ernährt sich hauptsächlich von Bodentieren. 
Verwandt und in Nordtirol zu finden sind die Singzikaden. Ihre Larven leben tief im Boden und saugen an den Wurzeln. 
Bei den Käfern sind vor allem die bodenlebenden Laufkäfer sehr artenreich. Die flinken Räuber sind hauptsächlich nachtaktiv und suchen sich tagsüber ein Versteck im Boden. Aber auch die Mistkäfer sind in Tirol stets aktiv. Sie tragen durch das vergraben der Kotballen zur Durchlüftung des Bodens bei.

Der Mistkäfer vergräbt Kotballen in der Erde trägt dabei zur Verteilung des Materials und zur Durchlüftung des Bodens bei.  | Foto: Pixabay/Peter_Bauer (Symbolbild)
  • Der Mistkäfer vergräbt Kotballen in der Erde trägt dabei zur Verteilung des Materials und zur Durchlüftung des Bodens bei.
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Stellenweise machen allerdings Ameisen bis zu 70 Prozent der Biomasse der gesamten Insektenpopulation aus. Die meisten Ameisen lieben Wärme und Trockenheit. Ameisen übernehmen in trockenen Habitaten oft die Arbeit der Regenwürmer, denn sie schichten das Bodenmaterial um. Aber auch zur Verbreitung von Pflanzensamen und zum Gleichgewicht im Ökosystem tragen sie als Räuber bei. 

Die Säugetiere, die im Boden leben

Doch nicht nur Insekten, Würmer und Spinnen leben im Boden. Auch Säugetiere nehmen Einfluss auf die Bodendurchlüftung. Zu den bekanntesten Säugetieren im Tiroler Boden gehört der Maulwurf.

Die charakteristischen Hügel-Hinterlassenschaften von Maulwürfen, treffen bei so manchem Landwirt und Hobbygärtner auf wenig Begeisterung. | Foto: Pixabay/Counselling (Symbolbild)
  • Die charakteristischen Hügel-Hinterlassenschaften von Maulwürfen, treffen bei so manchem Landwirt und Hobbygärtner auf wenig Begeisterung.
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Er ist perfekt an das Bodenleben angepasst und legt mit seinen Grabschaufeln ein unterirdisches Gangsystem an. Als Nahrung nimmt er Regenwürmer zu sich, allerdings nur das erste Segment. Der Rest des Regenwurms wird als lebende Konserve in Vorratskammern gelagert. 

Die bodenlebenden Nagetiere heißen in Tirol vor allem Schermaus und Feldmaus. Im Gegensatz zu "echten" Mäusen haben sie kürzere Ohren und Schwänze. 
Die Schermaus legt knapp unter der Oberfläche feuchter Böden ein Gangsystem mit Kammern an. Sie hinterlässt ebenfalls wie der Maulwurf kleine Erdhaufen, Scherhaufen genannt, doch sind diese flacher als die des Maulwurfs. Auch wenn sie kleiner sind, entstehen Schäden durch Fraß an den Wurzeln, Zwiebeln und Knollen. Neben jenen Schermäusen, die in feuchten Böden leben, gibt es auch jene, die ihre Bauten in Uferböschungen anlegen und sich von Wasserpflanzen ernähren, denn sie sind auch ausgezeichnete Schwimmer.

Die Feldmaus legt unterirdisch und oberirdisch Gangsysteme an. | Foto: Pixabay/SimoneVomFeld (Symbolbild)

Die Feldmaus ist nur halb so groß und lebt in großen Kolonien. Auch sie legt unterirdische Gangsysteme an aber auch oberirdisch, letzteres besonders unter einer Schneedecke. Feldmäuse ernähren sich hauptsächlich von Samen, Wurzeln und Kräutern.

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