Suchterkrankung
Substitutionsbericht sieht Handlungsbedarf wegen Ärztemangel

Ein Ärzteteam des Referates für Suchtmedizin der Ärztekammer evaluierte die Versorgungslage drogenkranker Menschen in Tirol. Das Fazit: Der Ärztemangel in Tirol gefährdet die dauerhafte Substitutionstherapie. | Foto: Archiv
4Bilder
  • Ein Ärzteteam des Referates für Suchtmedizin der Ärztekammer evaluierte die Versorgungslage drogenkranker Menschen in Tirol. Das Fazit: Der Ärztemangel in Tirol gefährdet die dauerhafte Substitutionstherapie.
  • Foto: Archiv
  • hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Werner Pelz)

TIROL. Ein Ärzteteam des Referates für Suchtmedizin der Ärztekammer evaluierte die Versorgungslage drogenkranker Menschen in Tirol. Das Fazit: Der Ärztemangel in Tirol gefährdet die Versorgungslage.

Bericht zur Versorgungslage Drogenkranker

Im Jahr 2008 erschien ein Bericht des Referates für Suchtmedizin der Ärztekammer für Tirol über die Versorgungslage drogenkranker Menschen in Tirol. Dieser Bericht sei eine Grundlage für gesundheitspolitische Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Opioid-Substitutionsbehandlung (OST) und zur Verbesserung von Behandlungsangeboten für drogenkranke Menschen, so Ekkehard Madlung-Kratzer ( Psychiater und Oberarzt am psychiatrischen Krankenhaus in Hall), einer der Autoren des Berichtes.

Substitutionstherapie – ein Weg aus der Illegalität

Bei der Substitutionstherapie Opioidabhängiger handelt es sich um eine Drogenersatzbehandlung mit ärztlich verordneten Substanzen, die 1987 in Österreich eingeführt wurde, so Madlung-Kratzer. Seit 37 Jahren versuchen seither speziell für diese Behandlungsform ausgebildete Ärztinnen und Ärzte Drogenkranke aus der Illegalität der Drogenbeschaffung und des Drogenkonsums in ein strukturiertes und kontrolliertes Behandlungsregime ihrer Abhängigkeitserkrankung zu begleiten. Zusätzlich geht es auch um die Stärkung des allgemeinen Gesundheitszustands und die soziale sowie berufliche Reintegration. Durch diese Substitutionstherapie können Betroffene künftig ein Leben völlig ohne Drogen führen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine über Jahre gehende Dauersubstitution.

Zahl der Menschen mit Substitutionsbehandlung gestiegen

Im Jahr 2008 waren 30 Prozent der Opiatabhängigen in Tirol in einer Substitutionsbehandlung. Inzwischen sind es rund 56 Prozent. Die Zunahme der Patienten über 35 Jahren gibt einen deutlichen Hinweis darauf, dass die verbesserte ärztliche Versorgung auch mit einer Erhöhung der Überlebensrate einhergeht. In allen Bezirken Tirols leben Menschen, die eine Substitutionsbehandlung in Anspruch nehmen. Allerdings werden Substitutionsbehandlungen aktuell nur in fünf Tiroler Bezirken angeboten (Innsbruck Stadt, Innsbruck Land, Kufstein, Landeck und Lienz). Dort werden ca. 60 Prozent der knapp über 1 100 Tiroler Patientinnen und Patienten in Krankenhausambulanzen und etwa 40 Prozent durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte behandelt.

Wohnort der SubstitutionspatientInnen | Foto: GöG

Zahl der der substituierenden ÄrztInnen gesunken

Auf der einen Seite ist die Anzahl der Menschen in Behandlung gestiegen. Auf der anderen Seite ist im selben Zeitraum die Zahl der substituierenden Ärztinnen und Ärzten um 30 Prozent zurückgegangen. Besonders stark ging die Anzahl der ÄrztInnen im niedergelassen Bereich zurück. Hier ist die Zahl um 41 Prozent gesunken. Das Versorgungsdefizit konnte von den Ambulanzen, trotz ebenfalls angespannter Personaldecke, aufgefangen werden. Die neu hinzugekommenen Ambulanzen am KH Zams (2019) und im LKH Hall (seit 2013) trugen wesentlich dazu bei.

Behandlungsort der SubstituionspatientInnen | Foto: GöG
  • Behandlungsort der SubstituionspatientInnen
  • Foto: GöG
  • hochgeladen von Sabine Knienieder

Substitutionsbericht sieht Handlungsbedarf

Die abnehmende Zahl und die Altersstruktur der substituierenden Ärztinnen und Ärzte signalisiert dringenden Handlungsbedarf, so die Autoren des Berichtes. Schließlich liege das Durchschnittsalter im niedergelassenen Bereich bei 58 Jahren, wobei fast die Hälfte über 60 Jahre alt ist und in IBK Stadt lediglich 10 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, die Drogenersatzbehandlungen durchführen, unter 50 Jahren sind. Obwohl es gesundheitspolitisch wichtig wäre die Behandlungsquote von derzeit knapp 60 Prozent der an Opiatsucht erkrankten Menschen in Tirol zu steigern, lässt sich dieses Ziel aufgrund der beschränkten Personalressourcen derzeit nicht erreichen, begründen die Autoren ihre dringende Forderung nach Maßnahmen, zusätzliche Ärztinnen und Ärzte für die Opioid-Substitutionsbehandlung zu gewinnen.

Substituierende ÄrztInnen in Tirol (zum Stichtag 31.5.2021) | Foto: GöG
  • Substituierende ÄrztInnen in Tirol (zum Stichtag 31.5.2021)
  • Foto: GöG
  • hochgeladen von Sabine Knienieder

Weitere Themen

Hier gibt es den Substitutionsbericht für Tirol 2021 zum Download
Weitere Nachrichten aus Tirol

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.