Alkoholismus
Was übermäßiger Alkoholkonsum im Körper anrichtet

Alkoholkonsum geht nicht spurlos an der Gesundheit vorbei. Viele Tirolerinnen und Tiroler leben bereits mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. | Foto: unsplash/Anshu A (Symbolbild)
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  • Alkoholkonsum geht nicht spurlos an der Gesundheit vorbei. Viele Tirolerinnen und Tiroler leben bereits mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum.
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Alkoholkonsum geht nicht spurlos an der Gesundheit vorbei. Viele Tirolerinnen und Tiroler leben bereits mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum.

TIROL. Genaue Zahlen zu den Folgen von Alkoholkonsum sind nur schwer zu bekommen, da diese nur aus dem stationären Bereich zur Verfügung stehen. Im Jahr 2020 wurden in Österreich 1,4 Prozent aller Todesfälle explizit mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Allerdings dürfte hier die Dunkelziffer weit höher liegen. Dabei stehen Todesfälle bei Männern weit häufiger mit Alkohol im Zusammenhang als bei Frauen.

Darum geht's

  • Sterberate durch Alkohol erhöht
  • Alkoholmissbrauch ist eine häufige Todesursache
  • Ab wann Alkohol gesundheitsschädigend wird
  • Übermäßiger Alkoholkonsum und die Folgen für den Körper
  • Übermäßiger Alkoholkonsum und die Folgen für die Psyche
  • Weiterführende Links

Tirol – Alkohol und Todesrate

Neueste Zahlen aus Tirol zeigen, dass mindestens 2 Prozent aller Todesfälle pro Jahr auf Alkohol zurückzuführen sind. Zwischen 2009 und 2019 werden jährlich zwischen 1200 und 1600 Tirolerinnen und Tiroler aus einer stationären Krankenanstalt mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit entlassen. Zwischen 100 und 210 Personen erhielten die Diagnose Alkoholpsychose. Bei 1400 bis 2100 wurde Alkoholrausch bzw. Alkoholvergiftung festgehalten. Bei 300 bis 430 Personen mit Wohnsitz in Tirol wurde eine alkoholbedingte chronische Lebererkrankung diagnostiziert.

Im Jahr 2019 wurden 318 Personen im Straßenverkehr mit alkoholisierten Beteiligten verletzt. Das entspricht sieben Prozent aller Verletzten bei Straßenverkehrsunfällen. Drei Personen wurden im Jahr 2019 bei alkoholassoziierten Unfällen getötet

Alkohol am Steuer – 2022 ein Rekordjahr an Alkoholunfällen

Todesursache Alkoholmissbrauch

Im Jahr 2020 wurde bei rund 14.600 Personen im stationären Bereich eine alkoholassoziierte Hauptdiagnose gestellt. Das sind circa 0,2 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 15 Jahren. Die Hauptdiagnosen liegen bei chronischen Lebererkrankungen und Abhängigkeitsdiagnosen. Bei den Todesursachen, die explizit mit Alkoholkonsum in Verbindung stehen, stehen an erster Stelle, alkoholische Lebererkrankungen und Alkoholabhängigkeit. Danach folgen bei diesen Todesfällen als Ursachen die Diagnosen Alkoholpsychose und Alkoholmissbrauch. 

Nicht eindeutig aus der Statistik ablesbar sind jene Todesfälle, die indirekt mit exzessivem Alkoholkonsum in Verbindung stehen. Diese werden in der Statistik mit ihren eigentlichen Todesursachen geführt, da die Indizien für eine Alkoholverursachung fehlen. Darunter fallen Todesursachen wie Fibrose und Zirrhose der Leber, Erkrankungen des Verdauungstrakts wie Pankreatitis und sonstige Krankheiten des Pankreas, Gastritis, Entzündung des Zwölffingerdarms, Ösophagusvarizen (vergrößerte Venen in der Speiseröhre, die starke Blutungen verursachen können) oder auch Selbstmorde, die durch den Alkoholkonsum und dadurch entstanden psychische Krankheiten begünstigt wurden. Bei diesen Todesfällen gibt es keine verlässlichen Zahlen. 

Insgesamt geht man davon aus, dass 2020 in Österreich 91.599 Personen im Zusammenhang mit exzessivem Alkoholmissbrauch verstorben sind. Unabhängig von der Todesursache zeigt sich auch, dass Menschen, die viel Alkohol konsumieren, deutlich früher sterben, als jene, mit einem risikoarmen Konsum. 

Wie viel Alkohol ist zu viel?

Die Probleme durch Alkoholkonsum resultieren hauptsächlich aus der toxischen Wirkung des chronischen Missbrauchs, der durch den Konsum großer Mengen Alkohol über einen längeren Zeitraum oder die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit entsteht. Diese Probleme betreffen in erster Linie erwachsene Personen aufgrund der Latenzzeit dieser Erkrankungen. In Österreich sind seit vielen Jahren Grenzwerte festgelegt, die einen deutlich erhöhten Gesundheitsrisikofaktor für gesunde erwachsene Personen darstellen, nämlich ein täglicher Konsum von 40 Gramm Reinalkohol  für Frauen bzw. 60 Gramm Reinalkohol für Männer. 40 Gramm entsprechen ungefähr zwei großen Bier (jeweils 0,5 Liter) oder etwas weniger als einem halben Liter Wein. Analog entsprechen 60 Gramm drei großen Bier (jeweils 0,5 Liter) oder einer Flasche Wein (0,7 Liter).

Nur wenige Gramm Alkohol täglich reichen aus, um die Gesundheit längerfristig zu schädigen | Foto: GÖG
  • Nur wenige Gramm Alkohol täglich reichen aus, um die Gesundheit längerfristig zu schädigen
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Die Grenzmengen dienen dabei eher als Orientierungshilfe. Durch diese soll das Risiko, das für einen besteht, besser eingeschätzt werden können. Der Konsum von Alkohol kann bereits in Mengen, die von vielen Menschen als völlig unbedenklich oder normal betrachtet werden, erhebliche Belastungen oder Schäden für verschiedene Organsysteme verursachen. Dies begünstigt maßgeblich die Entstehung schwerwiegender Erkrankungen. Die gute Nachricht: Viele der körperlichen Erkrankungen bessern sich deutlich bei längerer Alkoholabstinenz. Teilweise ist auch eine gänzliche Heilung möglich.

Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum

Im Zusammenhang mit (exzessivem) Alkoholkonsum treten unterschiedliche Erkrankungen gehäuft auf. Das heißt, übermäßiger Alkoholkonsum kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Dies hat sowohl Einfluss auf die Lebensqualität als auch auf die Lebenserwartung. Alkohol ist ein Zellgift, das Körperorgane und Nervenzellen schädigt. Übermäßiger Alkoholkonsum ist verantwortlich für über 200 verschiedene Krankheiten und Störungen.

  • Leber: Der Alkoholabbau beeinflusst den Stoffwechsel negativ. Daher kommt es durch übermäßigen Alkohol zu Fettablagerungen in der Leber. Dies begünstigt die Entstehung einer Fettleber. In Folge kann es zu einer alkoholischen Hepatitis (Leberentzündung) kommen. Durch die Kombination von Fettleber und Hepatitis sterben immer mehr Leberzellen ab und es entsteht Leberzirrhose oder Leberkrebs.
  • Schleimhäute: Alkohol reizt die Schleimhäute, mit denen er in Berührung kommt: Dies begünstigt Entzündungen: Speiseröhre, Hals, Mund, Magen-Darm-Trakt
  • Endokrines System (jene Organe, die Hormone freisetzen und zahlreiche Körperfunktionen regulieren): Veränderung des Sekrets der Bauchspeicheldrüse, was auf Dauer zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen kann. Veränderung der Insulinausschüttung und des Fettstoffwechsels, wodurch die Entstehung von Diabetes mellitusTyp II, Arteriosklerose, Übergewicht, Gicht oder Neuropathie (Nervenkrankheit) begünstigt wird. Es kann zu Störungen des weiblichen Zyklus und des Sexualtriebs kommen.
  • Krebs: Die Entstehung zahlreicher Krebsformen ist auf einen erhöhten Alkoholkonsum zurückzuführen: Führend dabei sind Karzinome der Speiseröhre, des Magen-Darm-Traktes, der Bauchspeicheldrüse, des Hals-Rachen-Raums, der weiblichen Brust und der Leber.
  • Immunsystem: Dieses kann geschwächt werden und Heilungs- und Genesungsfähigkeiten verlangsamen.
  • Schädigungen des Nervensystems und des Gehirns.
  • Entstehung von alkoholbedingten Herzmuskelerkrankungen sowie des alkoholinduzierten Muskel- und Knochenschwunds.
  • Psyche: Entstehung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Eifersuchtswahn, Psychosen.

Zusätzlich erhöht übermäßiger Alkoholkonsum (wie jede andere berauschende Droge auch) die Wahrscheinlichkeit bei einem Unfall verletzt zu werden.

Was übermäßiges Trinken mit der Psyche macht

  • Alkoholdelir, Delirium tremens: Dieses entsteht, wenn die Alkoholmenge reduziert wird. Dabei handelt es sich um eine Form der Entzugserscheinungen. Es macht sich im Vorfeld unter anderem durch unruhige Träume und Schlafstörungen sowie Schwitzen und Zittern bemerkbar. Beim Delirium können Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen auftreten. Körperliche Symptome wie Blutdruckentgleisungen können einen lebensbedrohlichen Zustand darstellen. Etwa 5 Prozent aller Alkoholkranken machen ein Alkoholdelir durch.
  • Alkoholhalluzinose: Diese kommt bei chronischem Alkoholismus im Vergleich selten auf. Hierbei handelt es sich vor allem um optische Halluzinationen. Diese kann aber Wochen, ja sogar Monate andauern.
  • Organisches Psychosyndrom (OPS): Hierbei handelt es sich um Umformungen im Gehirn, die zu Veränderungen des Denkens, Fühlens und Handelns führen. Dieses findet man sehr häufig bei Alkoholikerinnen und Alkoholikern: Wesens‐ und Leistungsveränderungen, Störungen des Langzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, eine Herabsetzung der Aufmerksamkeit, gesteigerte Ermüdbarkeit, Abnahme der Urteils‐ und Kritikfähigkeit, gesenkte Konzentrationsleistung, gesteigerte Beeinflussbarkeit, Verlust von Interessen, Unzuverlässigkeit, Affektlabilität oder Stimmungsschwankungen, Eifersuchtswahn.
  • Alkoholische Kleinhirnatrophie: Schrumpfung des Kleinhirns und Verlust der Zellsubstanz. Diese zeigen sich vor allem bei Problemen der Bewegungskoordination. Typische Symptome der Erkrankung sind Rumpfataxie (Störung der Körperhaltung bzw. Haltungsinnervation), Tremor und Stand- und Gangunsicherheit.
  • Wernicke‐Korsakow‐Syndrom: Das Wernicke-Korsakow-Syndrom ist eine Form der Demenz, die vor allem nach regelmäßigen und übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst wird und zu irreversiblen Schäden des Gehirns führen kann. Erst sind es Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen, dann erste Sprachschwierigkeiten, bis die Betroffenen nur noch in der Vergangenheit leben.
  • Alkoholische Polyneuropathie: Sie ist die häufigste neurologische Folgeerkrankung des chronischen Alkoholismus und betrifft zwischen 25 und 66 Prozent der chronisch Alkoholkranken. Hierbei handelt es sich um Schädigungen des Nervensystems. Es kommt es zu sensomotorischen Ausfällen, Schwächen, Schmerzen und Parästhesien (Fehlempfindungen bzw. Missempfindungen, die sich in Form von Brennen, Kribbeln, Ameisenlaufen, Nadelstichgefühl sowie pelzigem Gefühl äußern können) in den Beinen und zu einer Gangunsicherheit.
  • Krampfanfälle: Diese treten sind eine schwere Form der Entzugserscheinungen, die zwischen sieben und 48 Stunden nach Absetzen des Alkohols auftreten können.

Du bist dir nicht sicher, ob du ein Alkoholproblem hast, dann gibt es mehrere Seiten für einen ersten Selbstcheck:
Externer Link: www.stepcheck.at
Externer Link: www.dialogwoche-alkohol.at/selbsttest/

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