Tirol sagt Ja zur EU
Nach Sternen greifen – Triste Zukunftsprognosen widerlegt

Im Rahmen der KLAR-Projekte gibt es im Bezirk Landeck gute Beispiele für gelungene Ortskernrevitalisierungen. | Foto: KLAR, Ulricke Totschnig
  • Im Rahmen der KLAR-Projekte gibt es im Bezirk Landeck gute Beispiele für gelungene Ortskernrevitalisierungen.
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Gerald JochumGerald Jochum, Geschäftsführer des Landecker Regionalmanagements regioL (Foto: Daniel Schwarz)
Der Bezirk Landeck hat alle Analysten Lügen gestraft. Das Gegenteil der tristen Zukunftsprognosen ist eingetreten. Der Bezirk floriert und er pulsiert. Auch dafür trägt das Regionalmanagement regioL einen entscheidenden Teil der Verantwortung. Und es trägt sie mit Freude. Klar doch.



„Wir haben echt wenige Gründe, uns über die EU zu beschweren. Sie leistet einen großen Beitrag dazu, innovative Projekte in unserer Region zu unterstützen“, stellt Gerald Jochum klar. Den Geschäftsführer des Landecker Regionalmanagements regioL mag eine derart positive Haltung nicht überraschen, sind diese Einrichtungen doch die Scharniere, wenn es darum geht, die europäischen Ziele in die einzelnen Regionen zu bringen.
Und ohne EU gäbe es die Regionalmanagements in der Form schlicht nicht. Jochum ist aber alles andere als EU- beziehungsweise betriebsblind, sind die Wirkungen der mit EU-Mitteln unterstützten Projekte in Tirols westlichstem Bezirk doch weithin spürbar und auf unterschiedlichste Weise sichtbar.

Dass sie auch bezifferbar sind, wurde erst Ende März 2019 deutlich. Im Rahmen der regioL-Generalversammlung war unter anderem festgehalten worden, dass mit den Projekten der aktuellen Förderperiode ein Investitionsvolumen von 58,6 Millionen Euro ausgelöst wurde, wobei die Fördermittel aus EU, Land und Bund lediglich mit 8,1 Millionen zu beziffern sind. „Wir wollen den Menschen in der Region ein Leben ermöglichen“, umschreibt Jochum das Ziel, das mit all den Aktivitäten angesteuert wird.
Das Investitionsvolumen zeigt, wie die heimischen Unternehmen dabei mitarbeiten und andere Zahlen zeigen, wie erfolgreich der Weg ist.

Die Arbeitslosenrate ist von 10,5 Prozent im Jahr 2014 auf 7,6 Prozent im Jahr 2018 gesunken, die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist in diesem Zeitraum von 19.054 auf 20.756 gestiegen. Dieser Trend widerspricht den früheren Prognosen, die mit Abwanderung, Arbeitslosigkeit und Perspektivenlosigkeit die pure Tristesse für den Bezirk prophezeiten, auf fast schon freche Weise. Ätsch.

Viel Herzblut

„Es steckt viel Basisarbeit dahinter“, weiß Jochum und macht in dem Zusammenhang auf zwei Schwerpunkte aufmerksam, mit denen sich der Bezirk von anderen unterscheidet. „Das Thema Ortskernrevitalisierung hat uns in den letzten Jahren stark begleitet“, spricht der regioL-Geschäftsführer ein langfristiges Projekt an, das vor Leben nur so strotzt. In Landeck ist gelungen, wovon viele Regionen Österreichs und Tirols, die unter dem Leerstand und der damit verbundenen punktuellen Leblosigkeit in den Dörfern nur träumen können. „Es wurden fast 3.000 Quadratmeter Wohnraum und knapp 1.000 Quadratmeter Geschäftsflächen in den zum Teil historischen Ortszentren wieder mit Leben gefüllt“, erzählt Jochum. Um dies zu bewältigen, wurde im Rahmen eines EU-Projektes ein Koordinator beauftragt, der mit viel Herzblut die ersten Schritte mit den Betroffenen geht. Sie, die Besitzer der Gebäude-Waisen, sind es schließlich, die ins Boot geholt werden müssen, das sie auch in die Zukunft steuern.

Wegen der Förderung alleine, die Pi mal Daumen 10 Prozent der Kosten ausmacht, stürzt sich niemand in dieses aufwändige Vergnügen und Jochum weiß: „Diese Förderung gibt es ja in ganz Tirol, doch es passiert nur dort etwas, wo die Leute dahinterstehen, das zum Thema machen und überzeugen.“

Auf exakt dieser Basis ist es in Landeck auch gelungen, die EU-Förderungen für einen wirkungsvollen Dienst am Klima zu nutzen. So wurden beispielsweise Photovoltaik-Anlagen für den Eigenverbrauch angestoßen, die fast 900.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen und fossile Energieträger für weit über 200 Haushalte dorthin schicken, wo sie über lange Wege herkommen: in die Wüste.

Die Sterngucker

Weil im rund 44.000 Einwohner zählenden Bezirk der Tourismus ein kraftstrotzender Wirtschaftsfaktor ist, der Sommer daran mit „einem Viertel“ aber noch einen relativ kleinen Anteil hält, liegt ein Augenmerk der regioL-Aktivitäten in der Attraktivierung des sommerlichen Angebotes. Der umfangreiche Ausbau der Radwege ist in dem Zusammenhang ein Attraktivierungs-Motor, der durch die grenzüberschreitende Arbeit mit den Partnern im Vinschgau auf Südtiroler Seite und dem Engadin auf Schweizer Seite wahrlich europäische Dimensionen füllt. Terra Raetica nennt sich die Plattform, auf der im Rahmen des Interreg-Programmes zum gemeinsamen, nationalstaatliche Grenzen feierlich ignorierenden Zusammenspiel geladen wird. „Im Rahmen dieser Förderperiode haben wir ein eigenes Budget bekommen, mit dem wir kleine und mittelgroße Projekte direkt fördern können“, erklärt Gerald Jochum.

Der jüngste Beschluss, der auf dieser Plattform getroffen wurde, wird die Region dem Himmel ein Stück näherbringen. Im Rahmen von „Terra Raetica unter Sternen“ wird am Venet, diesem eindrucksvollen Bergstock, eine Sternwarte errichtet, wo unter anderem nächtliche Sternen-Führungen stattfinden sollen. Allein die Vorstellung, von diesem felsigen Naturschauspiel aus in die Sterne „zu gucken“, löst ein leicht überirdisches Prickeln aus. Übernachtungsmöglichkeiten sind dort oben bereits vorhanden, sodass dem Griff nach den Sternen nichts im Wege steht. Das können sie richtig gut – im Tiroler Westen.
(Von Alexandra Keller)

Fakten
Regionalmanagement Landeck RegioL
Die LAG RegioL – Regionalmanagement Bezirk Landeck ist aus dem im Jahr 1992 gegründeten Regionalentwicklungsverein MIAR (Mittelfristige Initiative für eine angepasste Regionalentwicklung im Bezirk Landeck) hervorgegangen. Im Zuge der LEADER-Bewerbung 2007-2013 kam es zu einer Umbenennung in regioL. Die LAG regioL –- Regionalmanagement Landeck hat ihren Sitz in der Bezirkshauptstadt Landeck und ist für die Regionalentwicklung aller 30 Gemeinden des Bezirks Landeck zuständig. Mit dem Ende 2007 gegründeten Interreg-Rat Terra Raetica werden die Regionen im Dreiländereck Österreich, Schweiz, Italien über grenzüberschreitende Kooperationen erfolgreich miteinander verzahnt.

Weitere Infos unter: www.regiol.at

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