Sexismus im Alltag
Studie – 80 Prozent waren bereits selbst betroffen

Drei Viertel der über 1.000 TeilnehmerInnen der Tiroler Studie „Sexismus im Alltag“ haben bereits Erfahrungen mit Sexismus gemacht – sei es im privaten Umfeld, dem öffentlichen Raum oder in sozialen Medien. | Foto: Pixabay/surdumihail (Symbolbild)
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  • Drei Viertel der über 1.000 TeilnehmerInnen der Tiroler Studie „Sexismus im Alltag“ haben bereits Erfahrungen mit Sexismus gemacht – sei es im privaten Umfeld, dem öffentlichen Raum oder in sozialen Medien.
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Im Rahmen einer Studie zum Thema "Sexismus im Alltag" nahmen über 1.000 TeilnehmerInnen an einer Online-Befragung teil. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass über 80 Prozent der Frauen bereits persönliche Erfahrungen zu diesem Thema machen mussten.

TIROL. Sexismus im Alltag ist leider noch sehr weit verbreitet. Im privaten Umfeld, im öffentlichen Raum und in sozialen Medien machten drei Viertel der Studien-TeilnehmerInnen bereits Erfahrungen mit Sexismus. 

Was umfasst die Studie alles?

Die vom Land beauftragte Studie hat ein Budget von rund 50.000 Euro, das aus dem Gleichstellungspaket 2020-2023/Handlungsfeld 1 – Gewaltprävention entnommen wird. In der Online-Umfrage wurden TirolerInnen zu ihrer Meinung über Benachteiligung aufgrund des Geschlechts und ihren persönlichen Erlebnissen im Zusammenhang mit Sexismus befragt. 
Am Montag wurden die Ergebnisse der Studie von Frauenlandesrätin Gabriele Fischer, Claudia Sorger von L&R Sozialforschung und Lukas Kerschbaumer vom MCI präsentiert.

V.li: Lukas Kerschbaumer, MCI, LRin Gabriele Fischer und Claudia Sorger, L&R Sozialforschung | Foto: © Land Tirol/Krepper
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„Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass Sexismus in Tirol nach wie vor existent ist und sowohl der Großteil der Frauen wie auch der Männer damit zu tun hat: Wenn nicht als selbst Betroffene oder Betroffener, dann als Zeugin oder Zeuge. Wir müssen daher weiterhin aktive und passgenaue Schritte setzen, um überholte Rollenbilder und Stereotype abzubauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie voranzutreiben“,

betont dazu LRin Fischer.

Sexismus im Alltag – auch in Tirol

Laut der Studie haben über 75 Prozent der Teilnehmenden, mit Sexismus Erfahrung gemacht. Dabei haben deutlich häufiger Frauen diese Erfahrung mit Männern als Täter gemacht.
Über eine eigene Betroffenheit berichteten über 80 Prozent der Teilnehmerinnen und rund zehn Prozent der Teilnehmer.
Am häufigsten erlebten oder beobachteten die StudienteilnehmerInnen Sexismus im öffentlichen Diskurs.

„Allem voran wurden Fälle von sexistischen Darstellungen oder verbaler und körperlicher sexueller Belästigung bzw. Gewalt in der Werbung, der medialen Berichterstattung, den sozialen Medien, in Aussagen von Personen des öffentlichen Lebens sowie im öffentlichen Raum identifiziert. Aber auch am Arbeitsplatz, in der Vereinstätigkeit, in der Ausbildung und im privaten Umfeld hat laut der Studie jede dritte Frau Erfahrungen mit Sexismus gemacht“,

berichtet Sorger.

LRin Fischer (Mitte) stellt mit den StudienleiterInnen Lukas Kerschbaumer und Claudia Sorger die Studie "Sexismus im Alltag" vor.  | Foto: © Land Tirol/Krepper
  • LRin Fischer (Mitte) stellt mit den StudienleiterInnen Lukas Kerschbaumer und Claudia Sorger die Studie "Sexismus im Alltag" vor.
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Kerschbaumer erläutert weiterhin:

„Aus den Fokusgruppen wurde ersichtlich, dass auch Frauen geschlechterspezifische Vorurteile und patriarchale Strukturen verinnerlicht haben und diese weitergeben. Die Fokusgruppen definierten Sexismus als eine über Jahrhunderte gewachsene Struktur und damit ein strukturelles Problem, das sich durch alle gesellschaftliche Schichten zieht. Vor allem der ländliche Raum mit einem männerdominierten Brauchtum und traditionellen Rollenbildern wurde von den Teilnehmenden als besonders betroffen eingeschätzt.“

HIER geht es zu allen Ergebnissen der Studie

Förderung der Gleichstellung

Im Gleichstellungspaket sind auch zahlreiche Initiativen und Projekte verankert, die bereits bei jungen Menschen ansetzen, um sie für das Thema sexualisierte Gewalt zu sensibilisieren. 
Für Mädchen und junge Frauen werden Workshops zu Catcalling, Sexting und Cybergewalt angeboten, ein Beratungsangebot sowie ein Selbstverteidigungskurs zielen auf die Förderung ihres Selbstbewusstseins und der Körperwahrnehmung ab. Burschen und junge Männer erlernen über spezifische Anti-Gewalt-Trainings alternative Handlungsmuster zur Gewalt. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Gleichstellungspakets unter anderem 2021 eine Gewaltpräventionsstelle des Landes als zentrale Drehscheibe geschaffen.

Zum Aufbrechen von traditionellen Rollenbilder und Stereotypen muss – ähnlich wie bei der Gewaltprävention – möglichst früh angesetzt werden. So wird im Gleichstellungspaket ein Projekt gefördert, das Basisbildungsangebote in Schulen und elementarpädagogischen Einrichtungen, aber auch Bildungshäusern, Kulturinitiativen und weiteren Institutionen anbietet. 

Eine der bekanntesten Sensibiliserungsmaßnahmen ist der Girls' Day. Dieser findet 2022 bereits zum 21. Mal statt. Beim Girls‘ Day – der als Girls‘ Day Mini auch für Volksschulklassen angeboten wird – haben Mädchen die Gelegenheit, die Bandbreite handwerklicher, technischer und naturwissenschaftlicher Berufe kennenzulernen. Dieses Jahr gab es auch eine neue Webseite zum Girls' Day. Sie macht die Inhalte der geschlechtersensiblen Berufsorientierung noch einfacher zugänglich.

Für erwachsene Frauen, die sich in vermehrt in öffentlichen Gremien, Vereinen oder Institutionen einbringen möchten, gibt es den Kompetenzlehrgang "Nüsse knacken – Früchte ernten".

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