Exklusivinterview mit Barbara Thaler
"Wir müssen weg von den Emotionen"

Barbara Thaler, Tirols EU-Parlamentarierin, sieht einem Vertragsverletzungsverfahren gelassen entgegen. | Foto: Hassl
  • Barbara Thaler, Tirols EU-Parlamentarierin, sieht einem Vertragsverletzungsverfahren gelassen entgegen.
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Tirols ÖVP-Europaabgeordnete Barbara Thaler will die Emotionen aus der Transitdiskussion herausnehmen.

Bezirksblätter: Kennen Sie die rumänische EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean persönlich?
Barbara Thaler: "Ja, ich habe sie bei den Hearings als Kommissar-anwärterin kennengelernt und auch eine Frage gestellt. Sie war ja früher Mitglied des EU-Parlaments und wir hatten so Kontakt. Es gibt einen Austausch, obwohl er durch die Vorkommnisse der letzten Tage etwas getrübt wurde."

Glauben Sie, dass die Dame weiß, wovon sie hier in Tirol gesprochen hat?
"Man muss anerkennen, dass sie sich gleich bei der ersten Dienstreise mit der Brennerthematik beschäftigt. Aber wenn man sich mit den brennenden Tiroler Transitproblemen nicht intensiv beschäftigt, kann man die Tragweite nur wenig einschätzen. Nur, es ist die Aufgabe einer Kommissarin, alle Länder anzuhören und gemeinsame europäische Lösungen zu finden."

Sie hatten vergangene Woche im Verkehrsausschuss in Brüssel eine Konfrontation mit Vălean. Kommt es zu einem Vertragsverletzungsverfahren?
"Sie hat es angedeutet. Prinzipiell ist ein solches Verfahren ein durchaus übliches in der EU. Ich würde mir wünschen, dass sie sich die Verspätungen beim Bau der Zulaufstrecken zum BBT genauso anschaut, weil auch da ein Vertragsverletzungsverfahren möglich scheint. Wir brauchen aber definitiv keine Angst davor zu haben."

Herbert Dorfmann ist ihr Südtiroler Kollege im EP. Gibt es hier eine Gemeinsamkeit in der Auffassung der Transitbelastung?
"Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeitsbasis und viele Überschneidungen in der Thematik. Aber natürlich vertritt er auch die regionalen Gegebenheiten Südtirols."

Fühlt man sich in der Transitfrage nicht von Europa im Stich gelassen und ist Ihre derzeitige Tätigkeit im EP nicht mehr Frust als Lust? Oder eine Herausforderung?
"Prinzipiell ist es beides, natürlich gibt es negative Momente. Aber ein Problem ist immer auch eine Herausforderung. Generell ist es aber so, dass die Kommission Teil der Lösung sein muss. Europa kann das Verkehrsproblem nicht allein auf Tirol abwälzen. Und: Europa muss für die Menschen funktionieren. Denn wenn die Belastungen zu groß werden, wird dieses gemeinsame Europa hinterfragt. Noch sind die Tiroler überzeugte Europäer, aber solche Aussagen wie von Vălean sind kontraproduktiv. Verhandlungen schauen für mich definitiv anders aus."

Ihre nächsten Schritte im Kampf gegen den Transit?
"Zuerst müssen wir weg von der emotionalen Ebene zurück zur Sachlichkeit. Dann wird es Gespräche auf allen Ebenen geben. Priorität hat die Verlagerung des Warenverkehrs auf die Schiene, die wettbewerbsfähig gestaltet und ausgebaut werden muss. Dazu gehören auch der Abbau der Bürokratie und der Ausbau des europäischen Zugleitsystems. Auch die „Eurovignette“, also die Wegekostenrichtlinie, wird von mir vorangetrieben. Hier werde ich die Verhandlungen für die EVP führen.“

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