Betretungsverbote: Zahl steigt

Foto: Polizei

Im Bezirk geht die Kurve nach oben. Die coronabedingte Nähe daheim ist aber nicht zwingend Ursache.

BEZIRK TULLN (mt). Der zweite Lockdown. Viele befinden sich erneut wie im Frühjahr die meiste Zeit des Tages in den eigenen vier Wänden. Leben mehrere Personen unter einem Dach, kann das zu Konflikten führen. Die Bezirksblätter sprachen mit der Bezirkspolizeikommandantin Sonja Fiegl über die Situation im Bezirk und Themen wie Präventivmaßnahmen und Unterstützung für Betroffene.

Wie sieht es im Bezirk aus?
SONJA FIEGL: Wir können dieses Jahr ein Ansteigen der Betretungsverbote im familiären Bereich beobachten, wobei ein Anstieg auch in den vergangenen Jahren erkennbar war. Somit muss die Ursache dafür nicht unbedingt an den derzeitigen herausfordernden Umständen liegen. Das bedeutet, dass die Gewalt an Frauen nicht abgenommen hat. Seit dem zweiten Lockdown konnten wir keine Steigerung familiärer Streitigkeiten wahrnehmen. Ein Großteil der Familien meistert die herausfordernde Situation gut. Tatsache ist, dass es zumeist Männer sind, die mit ihrer Aggression, ihrer Dominanz nicht umgehen können. Grundsätzlich spreche ich von Menschen, wenn es um Täter oder Opfer geht. Wir können aber nicht von der Hand weisen, dass ein Großteil der Gewalttaten von Männern begangen wird.

Welche präventiven Maßnahmen kann die Polizei setzen?
Wir nehmen uns für Opfer von Gewalttaten Zeit und versuchen zu ermutigen und zu unterstützen. Wir haben im Bezirk Tulln ein ausgezeichnetes Netzwerk. Prävention ist nur möglich, wenn wir es schaffen zu den Familien ein Vertrauen aufzubauen, daher steht in unserer Arbeit Sensibiliät und ein wertfreies Einschreiten im Vordergrund. Unsere Polizisten leisten in diesem Bereich eine schwierige, aber hervorragende Arbeit, auf die ich besonders stolz bin. Hilfsbereite Gespräche mit Opfern, Beratungsgespräche mit Gefährdern, das bedeutet viel Arbeit und persönliches Engagement, was im Allgemeinen nicht gesehen wird. Sie führen diese Gespräche aber auch mit vielen Jugendlichen, die den legalen Weg verloren haben, oft hoffnungslos sind. Es kommt nicht selten vor, dass wir Jugendliche über einen längeren Zeitraum begleiten, die uns anrufen, wenn sie in Not sind. Das berührt und stärkt uns zugleich, da es neben den Schattenseiten dieser Arbeit auch ein wertvolles Miteinander gibt und Dankbarkeit.

Wo gibt es noch Ausbaumöglichkeiten?
In Zeiten wie diesen brauchen viele eine begleitende Lebenshilfe.
Des Weiteren ist es wichtig, dass gewaltbereite Menschen Unterstützung bekommen und zwar in Form einer leistbaren Therapie. Eine gut verfügbare Männerberatung wird in Zukunft wichtig sein, auch für straffällige junge Männer. Ich denke viele Menschen spüren, dass sie Hilfe brauchen, ob Lebenshilfe oder Therapie. Das Problem ist, dass Therapie teuer ist, sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche. Gewaltfreie Kommunikation sollte in allen Ausbildungsstätten verstärkt thematisiert werden und jeder Form der Gewalt ist konsequent entgegenzutreten. Jeder kann helfen und Zivilcourage zeigen, ein achtsames und aufmerksames Miteinander kann Leben retten. Nicht zu unterschätzen ist unsere Vorbildfunktion und unsere innere Einstellung zu Gewalt.

Zahlen und Fakten:
Betretungsverbote im Bezirk 2020: 135, 2019: 125.
Beratungsstellen: Hilfswerk Tulln (059 2497 7311), www.gewaltschutzzentrum-noe.at, www.ratundhilfe.net/beratungszentren/tulln

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