Gratis-Stunde für Schwangere
Bitte warten: Beratung für werdende Mütter trotz Ministerbeschluss noch nicht umgesetzt.
BEZIRK TULLN / Ö. Das Baby im Bauch wächst heran. Bald schon ist die Mitte der Schwangerschaft und damit der perfekte Zeitpunkt für ein Beratungsgespräch mit einer Hebamme erreicht. Und dieses sollte seit dem 1. November – laut Ministerratsbeschluss – gratis sein.
"Ich habe bereits einige Anfragen junger Mütter erhalten", erzählt Martina Kreuzinger von der Hebammen-Praxis Absdorf. "Aber ich kann die Info-Stunde nicht anbieten, weil ich nicht weiß, an wen ich die Rechnung schicken soll", fügt sie hinzu.
Frauen zwischen der 18. und 22. Schwangerschaftswoche können eine einstündige Beratung bei einer Hebamme in Anspruch nehmen. Das wurde beschlossen. Doch an der Umsetzung hapert’s derzeit noch.
"Bereits im Juni haben wir den Hauptverband der Sozialversicherungsträger um Verhandlungen gebeten, abgehalten wurde die erste jedoch erst am 29. Oktober – und das, obwohl wir mit der Aktion am 1. November starten sollten", kritisiert die NÖ Landes-Hebammen-Chefin, Brigitte Theierling.
Gerade für Frauen unter 30 Jahren, die alleinerziehend sind, wäre dieses Angebot besonders wichtig, da "auch eine psychosoziale Beratung geboten wird", so Theierling. Diese könne von den Ärzten nicht in demselben Ausmaß durchgeführt werden. "Hebammen haben Ärzten gegenüber einfach einen gewissen Vertrauensvorsprung", ist sie überzeugt.
In einem sind sich alle Hebammen einig: "Der Termin ist perfekt gewählt. Denn genau in der Mitte der Schwangerschaft tauchen viele Fragen auf, die die Frauen beantwortet haben möchten", sagt Kreuzinger. Dem stimmt auch Hebamme Christine Rotschädl aus Neusiedl bei Tulln zu und betont, dass "die Beratung der Schwangeren gar nicht zu früh sein kann". Hebammen würden eben die gesamte Schwangerschaft über den werdenden Müttern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Zur Sache
Da es bisher zwischen den Hebammen und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger zu keiner Einigung gekommen ist, müssen die werdenden Mütter die Kosten tragen, wobei 80 Prozent refundiert werden. Das sind beim Tarif Hausbesuch 28,56 Euro, bei einem Besuch in der Hebammenordination werden 20,40 Euro refundiert. Die Hebammen fordern einen Stundenlohn von 62 Euro brutto, zwei Drittel werden vom Familienlastenausgleichsfonds übernommen, ein Drittel sollte vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger übernommen werden.
Meinung: Jetzt hapert’s noch
an der Umsetzung
Schwangere freuen sich über den Beschluss, eine Gratis-Beratungsstunde bei einer Hebamme in Anspruch nehmen zu dürfen (siehe Artikel Seiten 6/7). Doch bekanntlich ist ja die Vorfreude auch die schönste Freude – und so heißt es derzeit "Bitte warten", weil die Kosten noch nicht ausverhandelt wurden, obwohl per 1. November gestartet werden sollte.
Mit der Aktion erhofft man sich die Senkung der Kaiserschnittrate einerseits und die Stärkung des Gesundheitsbewusstseins werdender Mütter andererseits.
Eine gute Sache grundsätzlich. Doch es braucht mehr als nur einen Beschluss: Die ausführenden Organisationen müssen entsprechend früh handeln, um Aktionen wie diese termingetreu umzusetzen.
Karin Zeiler, 0664 80 666 5640
Zum Artikel: Gratis-Beratung für Schwangere: Trotz Ministerbeschluss auch im Dezember keine Umsetzung:
http://www.meinbezirk.at/tulln-an-der-donau/chronik/gratis-beratung-fuer-schwangere-frauen-d773790.html
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