Zwentendorfer Polizeiposten "ausgehungert"
Beamte werden ab Juli ihren Dienst in Atzenbrug versehen; Bürgermeister und Bezirkspolizeikommandantin luden zu "Sicherheit in unserer Gemeinde".
ZWENTENDORF/BEZIRK TULLN. "Vorausgesetzt, der Schranken in Moosbierbaum ist offen, fährt man etwa zehn Minuten", erzählt ein Bürger der Gemeinde Zwentendorf.
Beim sogenannten Sicherheitsstammtisch, der heute, 29. Jänner 2014, Abend im Zwentendorfer Donauhof stattgefunden hat, drehte sich alles nur um eine Frage: Wie steht’s um die Sicherheit in der Gemeinde, wenn – wie die aktuelle Schließungsliste der Polizeistationen, auf der auch Zwentendorf angeführt ist – die hiesige Inspektion geschlossen wird?
"Wenn ich nicht daran glauben würde, dass es funktioniert, würde ich heute nicht vor ihnen stehen", beteuerte Bezirkspolizeikommandantin Sonja Fiegl, die betont, dass "künftig nicht weniger Beamten vor Ort sind".
Der Vorteil der Zusammenlegung des Postens Zwentendorf zu Atzenbrugg liege darin, dass drei bis vier Beamte gemeinsam Dienst haben und damit auch zwei Streifen bestückt werden können. Zudem weist Fiegl auf die Sicherheitsmängel bei den Räumlichkeiten am hiesigen Posten Zwentendorf hin: "Da gibt es keine Sicherheitsschleuse".
Postenneubau wurde nicht genehmigt
Die Inspektion sei ausgehungert worden, heißt es aus dem Publikum – Posten nicht nachbesetzt. Das bestätigte auch Bürgermeister Kühtreiber: "Wir wollten einen Neubau, aber der ist uns vonseiten des Ministeriums nicht genehmigt worden". Die geringe Einsparung, die mit der Postenschließung einhergeht liege bei etwa 300 Euro – und zwar für die Miete der Räumlichkeiten, in der sich die Inspektion jetzt befindet. "Dass wir mit der Schließung nicht zufrieden sind, wissen alle", fordert er, dass auch künftig die Schulwege gesichert werden und die Beamten vor Ort – auch in den Industriebetrieben – sind.
Kritik über fehlende Information
Kühtreiber informiert, dass er zu einer Besprechung (30.1.) nach St. Pölten zitiert wurde. Bisher habe er keine Benachrichtigung über die Auflösung erhalten – lediglich über die Medien davon erfahren. Er kritisiert: "Was soll das noch bringen, hinterher die Information zu erhalten?"
Durch die Zusammenlegung werde sich auch intern etwas verbessern: "Dann fährt nicht mehr nur ein Polizist auf Steife – es sind immer zwei", sagt Karl Koll, Postenkommandant von Atzenbrugg.
Aha-Erkenntnis durch Gespräch am Land NÖ
"Die Schließung des Polizeipostens in Zwentendorf ist unwiderruflich", informiert Bürgermeister Hermann Kühtreiber (SPÖ).
Freitag wurde er nach St. Pölten zitiert, wo "jene Bürgermeister, deren Inspektionen geschlossen werden, im Halbstunden-Takt abgefertigt wurden", erinnert sich Kühtreiber. Keinerlei Argumente ließ man gelten, doch spricht er ein "Aha-Erlebnis" an: Nicht alle Beamten, die derzeit in Zwentendorf ihren Dienst ausüben, kommen nach Atzenbrugg, auch in Tulln soll aufgestockt werden. "Fiegl hat nicht ganz die Wahrheit erzählt – ein Zubau in Atzenbrugg ist ausgeschlossen, was so viel bedeutet, dass nicht alle Polizisten dort ihren Dienst versehen", erfuhr Kühtreiber.
Meinung
Nicht viele von uns hätten den Mumm gehabt, Donnerstag Abend mit überzeugender Einstellung vor die Masse an Menschen im Donauhof zu treten, um die neuen Ziele der Polizei zu erläutern. Und das mit ausdauernder Freundlichkeit.
Dass nun der Posten doch gesplittet werden soll, kommt überraschend. Doch – in großen Organisationen – wie wir alle wissen, wird oft top down entschieden. Die Mühlen mahlen langsam, die Informationen kommen tröpfchenweise.
Es scheint, als hätte man zwar eine Idee, man wisse was grundsätzlich zu tun ist, doch an der Kommunikation von der Zentrale bis in die Region scheint’s zu hapern.
Zur Sache
Im Bezirk wird es künftig anstatt neun – per Juli – nur mehr 8 Polizeiinspektionen geben.
Hier geht’s zum Interview mit Bürgermeister Hermann Kühtreiber:
Hier geht’s zum Artikel: Fühlen uns überhaupt nicht sicher
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