Auf Leben und Tod: Wolf spaltet Region

ZENTRALRAUM. 160 Mutterschafe stehen auf der Koppel von Hannes Neidl, seines Zeichens Schafzüchter und Vorstandsmitglied des NÖ Landeszuchtverbandes für Schafe und Ziegen. Die Sorge, dass ihnen nichts passiert, ist derzeit jedoch groß: Wie die Bezirksblätter online berichtet haben, wurden Mitte Juni in der Region in Mauerbach zwei Schafe gerissen. Ein Wolf ist daran schuld, wie St. Pöltens Bezirkshauptmann Josef Kronister weiß: "Es wurde eine DNA-Analyse durchgeführt, die dies bestätigt".

Die Wogen gehen hoch: Sind die einen der Meinung, dass der Wolf in der Region Einzug halten soll, haben Schafzüchter nun ein massives Problem: Was tun, um die Tiere zu schützen? Tiere deswegen, weil Wölfe nicht nur Schafe und Lämmer reißen, auch Kälber würde er jagen. "Man müsste einen wolfssicheren Zaun errichten", so Neidl, und dass dies in unwegsamen Gelände, im Wienerwald und auch in Maria Gugging, nicht praktizierbar sei. "Das ist auch finanziell nicht leistbar", sagt er. Wird der Einsatz von Herdenschutzhunden angedacht? "Ich war bei einem Betrieb in Deutschland, das Problem der Hunde ist, dass diese, wenn Wanderer mit Hunden vorbeigehen, die Vierbeiner anfallen", schließt Vater Franz auch diese Möglichkeit aus.

Großer Schaden

War ein Wolf einmal in der Herde, dann sind die Tiere gestört, was auch Claudia Radbauer bezeugt, deren Schafe vom Wolf gerissen wurden. "Ich habe meine restlichen Schafe jetzt natürlich auf den Hof geholt, sie stehen immer noch unter Schock und verlassen deshalb kaum den Stall". Die Hoffnung, dass es sich im Wienerwald um ein einzelnes Tier gehandelt haben muss und dass der Wolf durchgezogen ist, bleibt. Denn schließlich macht Isegram bei Schafen und Rehen leichtere Beute, als "etwa bei einem Wildschwein", so Neidl. Es könne kein friedvolles Miteinander zwischen Wölfen und Menschen geben, wenn man bedenkt, wie leidvoll die gerissenen Tiere verenden. Menschen würden sich vor den Wölfen fürchten, das sei falsch. "Die Sache ist erst in Ordnung, wenn sich die Wölfe vor den Menschen fürchten“, fordert Hermann Schultes, Präsident der NÖ Landwirtschaftskammer die Erlaubnis zum Abschuss.

Ab in den Stall

Für alle Schafe, Kälber und Lämmer in der Region würde ein Wolf, der sich hier ansiedelt, negative Folgen bringen: "Wir müssten alle Tiere im Stall halten, Wiesen und Streuobstflächen könnten nicht mehr gepflegt werden", so Neidl. So bleibt nun die Frage ungeklärt, ob und wie man weitertue. Auch ein Hirte sei aufgrund der Personalkosten nicht leistbar, so Neidl abschließend.
Ihre Meinung ist gefragt: Schicken Sie uns Leserbriefe und begründen Sie, warum der Wolf bleiben oder abgeschossen werden soll: tulln.red@bezirkblaetter.at

Richtiges Verhalten im Wald

Landeskammerrat Daniel Heindl empfiehlt: "Bitte die Hunde unbedingt an die Leine nehmen", denn ein Kampf zwischen Wolf und Bello endet "traditionell tödlich". Ruhig bleiben, lautet die Devise – ob er (Heindl) dies könne, wisse er nicht. Keinesfalls jedoch solle man versuchen, ein Selfie mit dem Wolf aufzunehmen. Die Kinder sollten bei der Familie bleiben. Dass man Wölfe nicht mit Essen locken solle, verstehe sich von selbst, doch Wanderer aufgepasst: "Auch liegengebliebene Jausenreste locken Wölfe an".

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