Wenn Gewichtsverlust zu einem Zwang wird
Besonders häufig von Magersucht, der Anorexia nervosa betroffen sind Mädchen in der Pubertät.
BAD LEONFELDEN (dur). Die körperliche Entwicklung verunsichert die Mädchen, sie fühlen sich dick und haben Angst, so Rainer Steinmaßl, Leiter des EXIT-sozial in Bad Leonfelden. Die statistisch gefährdetste Bevölkerungsgruppe ist weiblich, zwischen 10 und 25 Jahren. Auch traumatische Gewalts-, Missbrauchs- oder Frustrationserlebnisse durch Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis sowie unkontrollierte Diäten können Ursachen sein.
Viele Warnsignale
Ein klares Signal ist drastischer Gewichtsverlust ohne körperliche Ursachen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Nahrungsmittelunverträglichkeit. Ungewöhnliches Kälteempfinden und zunehmende Körperbehaarung sind weitere Anzeichen. Viele Magersüchtige verleugnen ihren Hunger, schränken das Essen, vor allem von Fett und Kohlehydraten, ein und entwickeln eigenartige Gewohnheiten, wie herumstochern oder das Zerteilen in ganz kleine Stücke. Betroffene treiben oft zwanghaft Sport und entwickeln eine verzerrte Körperwahrnehmung. Perfektionismus und sozialer Rückzug können auftreten. Erkennen Eltern Magersucht bei ihren Kindern, sollten sie sich bei Beratungsstellen informieren. Auf das Ansprechen des Problems reagieren die Betroffenen meist abwehrend. Wichtig ist, ihnen nicht zu versprechen, die Essstörung geheimzuhalten. Ein Gespräch soll einfühlsam und wertfrei sein. Ist der Betroffene zu einer Therapie bereit, helfen Beratungsstellen, wie das EXIT-sozial in Bad Leonfelden. Steinmassl empfiehlt eine ärztlich begleitete ambulante Therapie in einer Beratungsstelle oder einer therapeutischen Praxis. Dadurch bleibt das soziale Umfeld mit Familie, Schule oder Arbeit erhalten. Nur bei sehr starkem Gewichtsverlust oder Ablehnung von Hilfe rät er zum Krankenhausaufenthalt.
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