Neue Chancen für Urfahraner Bauern
In den vergangenen 20 Jahren hat sich ein Strukturwandel in der Urfahraner Landwirtschaft vollzogen.
BEZIRK (fog). Seit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 hat sich die Zahl der aktiven Bewirtschafter von landwirtschaftlichen Flächen in Urfahr-Umgebung halbiert.
Waren es 1995 noch 3.020 Förderantragsteller bei der Bezirksbauernkammer, so sind es 2016 nur mehr 1.772. Bezirksbauernobmann Josef Gossenreiter kennt die Gründe. Die fortschreitende Mechanisierung spiele eine Rolle: "Weniger Leute bewirtschaften mehr Fläche." Zudem gibt es weniger Nebenerwerbsbauern. "Arbeiten und daneben einen Hof bewirtschaften, tut sich nicht jeder an", weiß Gossenreiter. Darüber hinaus wird von Jahr zu Jahr das EU-Fördergeld weniger, aber die Urfahraner Bauern müssen sich dem weltweiten Konkurrenzkampf stellen. Der Milchpreis ist seit dem Ende der Quotenregelung und dem Russland-Embargo im Keller und die Weltmarktpreise beim Getreide werden durch die aktuell niedrigen Energiepreise mit nach unten gezogen. Auch die zunehmenden Rahmenbedingungen des Natur-, Tier- und Anrainerschutzes würden die Landwirtschaft einschränken. Der Bezirksbauernobmann fasst es zusammen: "Wir kommen an die Grenze, was ein Familienbetrieb leisten kann."
Neue Chancenfelder
Aber: Neue Möglichkeiten taten sich in den letzten zwei Jahrzehnten auf. Die Zahl der Biobetriebe, derzeit sind es schon mehr als 400, ist im Steigen. Der Konsument wünscht sich hochwertige Lebensmittel und bekommt sie auch.
Erfreulich ist die Entwicklung bei den Direktvermarktern, welche durch die Stadtnähe profitieren. 285 Direktvermarkter, das ist Rekord unter den oö. Bezirken. Chancen hätten, laut Gossenreiter, Urfahraner Bauern mit hochwertigen Produkten und in Nischen. Urlaub am Bauernhof oder etwa der Lamahof mit dem Bauernhofcafé der Familie Weixlbaumer in Eidenberg seien Beispiele dafür. "Das kann nicht jeder machen, aber für ein paar passt es." Ein anderes Beispiel von Innovation ist der Koeglerhof in der Koglerau (Gemeinde Gramastetten) mit seiner modernen Mostschänke und der Schaupresse. Ein paar Landwirte verkaufen ein schon verloren geglaubtes Lebens- und Naturgefühl mit. Alte, oft vergessene Sorten werden wiederentdeckt und teilweise wieder angebaut. Der Regionalitätsboom macht es möglich.
Gleichzeitig steigt die Gefahr, dass durch die sinkende Zahl der Bauern früher oder später Flächen brach liegen und quasi verwalden werden. Gossenreiter: "Der Erhalt der Kulturlandwirtschaft wird Landwirten zuwenig abgegolten."
Zahlen & Fakten
• Die Zahl der "Mehrfachantragsteller" bei der Bezirksbauernkammer, das sind Betriebe mit mehr als 2 Hektar Grundstücksfläche, hat sich von 3.020 Betrieben im Jahr 1995 auf 1.772 im Jahr 2016 halbiert.
• Im Jahr 2013 waren 395 Biobetriebe in UU registriert.
• Betriebsformen (Stand 2013):
132 Forstbetriebe
323 Marktfruchtbetriebe
2 Gartenbaubetriebe
7 Dauerkulturbetriebe
1.360 Futterbaubetriebe
35 Veredelungsbetriebe
121 Gemischtbetriebe
• Tiere in UU (Stand 2014):
40.558 Rinder
18.580 Schweine
4.824 Schafe
1.426 Ziegen
1.587 Pferde, Ponys & Esel
930 Zuchtwild
(Quellen: Gemeindedatenbank; Bundesanstalt für Agrarwirtschaft)
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