"Pendler kaufen in Einkaufszentren"
Lackens einziges Lebensmittelgeschäft sperrt am 17. Jänner zu. Nahversorgung am Land wird schwieriger.
BEZIRK (reis/dur). Einerseits wird Lacken, ein nördlicher Ortsteil von Feldkirchen, durch Kindergarten, Volksschule, Musikkapelle, Feuerwehr und Stockschützen belebt.
Andererseits erlebt der Ort bei der Nahversorgung einen Niedergang. Ein Wirtshaus gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Zum gastronomischen Nahversorger ist die Hütte des Sportvereines geworden, die dreimal wöchentlich geöffnet hat. Um eine Kassenstelle für einen Allgemeinmediziner hat sich der Bürgermeister Franz Allerstorfer mehrmals vergeblich bemüht. Mit Jahresende hat die Lagerhausfiliale zugesperrt. Auf dem Areal vergrößert die Gemeinde den Pendlerparkplatz. Dadurch zeigt sich, dass Lacken ein reiner Pendlerort geworden ist, Arbeitsplätze gibt es nur wenige.
Petermüller sperrt zu
Am 17. Jänner schließt Ingeborg Petermüller das einzige Lebensmittelgeschäft in Lacken. „Mir ist der Entschluss nicht leicht gefallen. Ich wollte die Entscheidung zu einem Zeitpunkt treffen, an dem ich wirtschaftlich noch nicht unter Druck stehe. Aber der Trend geht eindeutig dorthin, denn die Pendler kaufen auf dem Weg von der Arbeit nach Hause in den Einkaufszentren ein. Jetzt bin ich noch in einem Alter, wo ich mir einen neuen Job suchen kann“, erklärt die Geschäftsfrau ihren Entschluss.
Als einziger Nahversorger bleibt die Filiale der Raiffeisenbank Feldkirchen-Goldwörth in Lacken übrig.
Konsumenten sind Problem
Dass Nahversorger zusperren, ist für Unternehmer Willi Ganglberger traurig, aber nachvollziehbar. "Das Geschäft wird nicht leichter. Je früher man die Handbremse zieht, bevor der wirtschaftliche Druck zu groß wird, desto besser. Es ist schwierig, ich bin seit fast 40 Jahren im Geschäft, die Änderungen sind enorm, die Anstrengungen werden immer mehr", erzählt er. Ganglberger betreibt zwei Nahversorgerläden in Hellmonsödt und Zwettl.
Zwar würden auch Unternehmer Fehler machen, Hauptproblem seien aber die Kunden, meint er: "In Umfragen wird Nahversorgung als sehr wichtig genannt, tatsächlich handeln die Konsumenten aber anders. Mein Appell an sie: Wenn sie Lebensqualität wollen, sollen sie bewusst vor Ort kaufen."
Über 30 Prozent seiner Kunden in Zwettl wohnen nicht dort. "Konsumenten sind flexible Schnäppchenjäger. Großmärkte locken mit niedrigen Preisen. Es braucht zusätzliche Aktionen", sagt der Unternehmer.
Mehrere Standbeine
Neben Lebensmitteln bietet Ganglberger in seinem Familienunternehmen mit 34 Mitarbeitern auch Floristik und Catering an. Diese Kombination ist ertragreich. "Beim Catering ist uns Qualität sehr wichtig, wir machen alles frisch. 99 Prozent der Kunden sind Firmen. Gerade im privaten Bereich sehen wir noch Chancen", so Ganglberger. In Zwettl wurde nach der Schließung der Trafik deren Warenverkauf übernommen. Dies tue dem Standort gut, meint er.
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