Exoten-Haltung
Wenn ein Stück Wildnis ins Wohnzimmer einzieht

Ein artgerechter Lebensraum ist auch bei Schlangen und Echsen notwendig. | Foto: Martina Osmy/panthermedia
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Exoten zu halten liegt im Trend. Bei Unwissen kann dies verheerende Folgen haben – für Mensch und Tier.

URFAHR-UMGEBUNG. Ein 26-Jähriger aus Urfahr-Umgebung wurde vergangene Woche von einer westlichen Diamant-Klapperschlange gebissen. Er hatte zwei dieser Schlangen illegal in einem Kunststoffbehälter im Keller des Wohnhauses gehalten. Der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht. Entgegen ärztlicher Empfehlung hat er dieses nach der Behandlung auf Revers wieder verlassen. Der im selben Haushalt lebende Vater wusste bis zu dem Tag nichts von den Schlangen. "Dieser versuchte schließlich eine Unterkunft für die Schlangen zu finden. Er erhielt von irgendwo die Information, die Tiere entweder von einem Tierarzt einschläfern zu lassen, oder in die Tiefkühltruhe zu geben. Letztendlich sind die Tiere in der Tiefkühltruhe verendet", sagt Daniel Brandstetter von der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung.

In dieser Box wurden die Klapperschlangen gehalten. | Foto: Polizei OÖ
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Strafen bis zur fahrlässigen Tötung

"Leider kommt es immer wieder vor, dass exotische Tiere – auch giftige – illegal gehalten werden", weiß der stellvertretende Bezirkspolizeikommandant Erwin Pilgerstorfer. In Österreich besteht eine Meldepflicht für die Haltung eines Wildtieres binnen 14 Tagen bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde. Gemeldet werden müssen alle Arten der Reptilien, alle Arten der Lurche, Fische, die in Freiheit mehr als einen Meter lang werden, fast alle Wildtierarten der Säugetiere und fast alle Wildtierarten der Vögel. Bei Verstoß reicht das Strafmaß vom Verwaltungsdelikt bei Nichtmeldung bei der BH, bis hin zur fahrlässigen Tötung, sollte es beispielsweise zu einem tödlichen Biss kommen. "Wir hören öfters Gerüchte, dass hier und dort Exoten im Bezirk ohne Meldung gehalten werden", sagt Pilgerstorfer und appelliert an die Gemeinden, immer wieder auf die Meldepflicht aufmerksam zu machen. Nach Mitteilung der Haltung erfolgt eine inhaltliche Prüfung durch Amtstierarzt und Tierschutzombudsstelle. In speziellen Fällen wird vor Ort überprüft. "Passieren kann mit exotischen Haustieren immer etwas. Man ist aber auf der sicheren Seite, wenn das Tier gemeldet und fachgerecht gehalten wird", so der stellvertretendeBezirkspolizeikommandant. 


Lange Lebenserwartung

Die genauen Normen für Terrarien sind in der Tierschutzordnung zu finden. Informationen zur Haltung erhält man auch bei Reptilien-Vereinen oder aus Fachliteratur. "Vor der Anschaffung sollte man sich jedenfalls gut überlegen, ob man den Aufwand über Jahre betreiben will. Denn Schlangen werden teils sehr alt", sagt Cornelia Rouha-Mülleder, Tierschutzombudsperson in Oberösterreich.

Auf die richtige Haltung kommt es an

Bevor man sich ein Reptil zulegt, muss man sich ausreichend Wissen aneignen. "Spontankäufe sind besonders gefährlich, denn Unwissenheit ist der schlimmste Feind der Exotenhaltung und die häufigste Ursache für unnötiges Leiden", sagt Christian Buchner aus Gramastetten. Er führt einen zoologischen Großhandel und verkauft unter anderem Futterinsekten und Zubehör für Terrarien. Besonders bei der Haltung sollte man auf gute Beratung setzen. Oft wird irgend ein Terrarium im Internet gekauft, da beispielsweise Geckos und Echsen ruhig und umgänglich erscheinen. Diese Besitzer wissen aber häufig nicht, dass wechselwarme Tiere bei geringer Umgebungstemperatur außerhalb des Terrariums einfach ruhiger sind. "Außerdem muss jedes Terrarium an den natürlichen Lebensraum der Tiere angepasst sein. Manche Tiere sind nachtaktiv – auch das darf man nicht vergessen", sagt Buchner.

Spezielle Sicherheitsmaßnahmen bei giftigen Tieren

Bei giftigen Tierarten gibt es einige Sicherheitsmaßnahmen, wie beispielsweise ein Terrarium aus Panzerglas. "Eine Haltung in einer Plastikbox geht jedenfalls gar nicht – auch bei ungiftigen Tieren nicht. Bei Klapperschlangen ist es unter anderem notwendig, mehrere Futter- und Wasserstellen anzubringen, damit man nicht in der Nähe der Schlange hantieren muss", so der Experte. Eine Genehmigung für Klapperschlangen-Haltung bekomme man in Österreich aber sowieso nur sehr schwer.

Kommentar von Veronika Mair

Was für den einen das flauschige Kaninchen oder die schnurrende Katze, ist für den anderen die giftige Klapperschlange oder die riesige Boa constrictor. In puncto Lieblingstier scheiden sich die Geister. Die Haltung von Schlangen ist heute bei Weitem nicht mehr so exotisch wie vor 20 Jahren. Vor dem Kauf braucht man aber einiges an Vorwissen. Die Kriechtiere sind nicht unbedingt anspruchsvoller als andere Haustiere. Jedoch haben auch sie Bedürfnisse und müssen artgerecht untergebracht werden. Besonders beim Umgang mit giftigen Exemplaren ist eine vorhergehende langjährige Erfahrung mit Schlangen Voraussetzung. Der junge Urfahraner, der von einer Klapperschlange gebissen wurde, hatte Glück. Solche Tiere gehören jedenfalls nur in die Hände von Experten.

Ein artgerechter Lebensraum ist auch bei Schlangen und Echsen notwendig. | Foto: Martina Osmy/panthermedia
In dieser Box wurden die Klapperschlangen gehalten. | Foto: Polizei OÖ
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