Um 41 Prozent mehr
„Auffallend viele Lehrstellensuchende im August“
216 Personen und damit um 41 Prozent mehr als 2019 suchten im Bezirk Villach im August eine Lehrstelle. Dringend gesucht werden Plätze im Handel, der Elektronik und Dienstleistungsbereich.
VILLACH. Die Situation am Lehrlingsmarkt blieb bis zuletzt angespannt. Allein im August waren um 41,2 Prozent mehr Lehrstellensuchende als im August des Vorjahres vorgemerkt. Was in absoluten Zahlen ein Plus von 63 Personen (in Summe 216 Suchende). AMS Bezirksstellenleiter Josef Zeichen spricht von "auffallend hohen Zahlen", ergänzt aber, "wichtig ist es nun den September und Oktober abzuwarten, da sich hier erfahrungsgemäß noch einiges tut". Positiv: Dem gegenüber standen im August 123 offene Lehrstellen, was einem Plus von vier Stellen gegenüber dem Vorjahres-August 2019 bedeutet.
Erstes Halbjahr im Vergleich
Rückblickend auf das erste Halbjahr 2020 sagt der Bezirksstellenleiter: "Was wir mit Sicherheit sagen können, ist dass sich der Lockdown wesentlich ausgewirkt hat. So gab es einen abrupten Anstieg an Lehrlingen, die eine Stelle suchten. Im Schnitt waren es ab März um 41 Prozent mehr als im Halbjahr 2019. Dagegen steht im Jänner und Februar ein Minus von fünf Prozent. Zum Vergleich: Im Jänner und Februar gab es sogar einen Rückgang, von im Schnitt fünf Prozent.
Weniger Lehrstellen
Gleichzeitig gab es im Bezirk Villach zu einem Einbruch am Lehrstellenmarkt, im Schnitt waren von Jänner bis August um sieben Prozent weniger verfügbare Lehrstellen vorgemerkt als 2019. "Auffallend groß", erläutert Zeichen, sei der Rückgang der Lehrstellen in den Bereichen Metall und Elektroberufe sowie im Fremdenverkehr. Allein bei Metall/Elektro gab es in Villach um 30 Lehrstellen weniger, im Fremdenverkehr waren es minus 24 Stellen.
Aktuell hat sich die Situation stabilisiert und man steht bei einem geringen Plus an Lehrstellen.
Handel und Metallbranche
Besonders dringend gesucht werden Lehrplätze in den Bereichen Handel, persönliche Dienstleistungen sowie in der Metallbranche. Weiter bestehen und bestärken würden sich auch, so Zeichen, die Besetzungsschwierigkeiten im Tourismus. "Hier fehlt es offensichtlich an Attraktivität."
Klassische Rollenverteilung
Nach wie vor merkbar wäre zudem die klassische Rollenverteilung, Zeichen: "Nach wie vor gibt es die Tendenz der Mädchen hin zu eher klassischen Frauenberufen und Burschen hin zu typischen Handwerkstätigkeiten".
Die Unternehmerseite
Dabei sieht Maximilian Oberwalder, Lehrlingsstelle Wirtschaftskammer Kärnten, hier die große Stärke der Lehrlingsausbildung."Für lehrinteressierte Jugendliche bieten sich hervorragende Aussichten, inbesondere wenn man sich intensiv mit seiner Berufswahl auseinandersetzt und entsprechend seines Interesses auch Berufe abseits der klassischen in Betracht zieht".
Tatsächlich werden heute in Villach weniger Lehrlinge ausgebildet als noch vor zehn Jahren, "was auch auf die geburtenschwachen Jahrgänge, die in den letzten Jahren die Pflichtschule beendet haben, zurückzuführen ist", erläutert Oberwalder der WKK.
Aufgrund des Mangels an Jugendlichen stünden darum viele Unternehmern vor der Herausforderung ihre Stellen nicht besetzen zu können. Die Anzahl der ausbildenden Lehrbetriebe in Villach sei im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. "Besonders in Metall- und Elektroberufen und im Fremdenverkehr gibt es viele offene Lehrstellen."
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Zahlen und Fakten
• Mit Stand 31. August befanden sich in Villach und Villach Land 1.421 Lehrlinge in einem Lehrverhältnis. 484 Lehrbetriebe bildeten aus, die Anzahl der Lehrbetriebe ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
• Am beliebtesten waren 2019 die Lehrberufe Einzelhandel, Metalltechnik, Elektrotechnik. Kraftfahrzeugtechnik und Koch/Köchin.
• Zum Vergleich: ein Dachdecker verdient im 1. Lehrjahr min. 924 Euro, ein Gartengestalter 557 Euro, im Handel startet man mit 700 Euro. Die Lehrlingsentschädigungen sind kollektivvertraglich geregelt.
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