Direktor
"Ich gehe auch mit fast 60 noch immer gerne in die Schule"

Heimo Senger ist Informatiker und seit 1. August 2023 Direktor des BG/BRG St. Martin.  | Foto: MeinBezirk.at
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Seit August 2023 ist Heimo Senger der neue Direktor des BG/BRG St. Martin in Villach. Im Interview spricht er über die Schule heute, Chat-GPT oder das Sitzenbleiben.

Wie haben Sie Ihre eigene Schulzeit in Erinnerung?
Heimo Senger. Ich habe im Peraugymnasium meine Matura gemacht und habe die Zeit in guter Erinnerung. Schule war damals aber natürlich anders – gerade hatte ich Maturajubiläum und meine MitschülerInnen nach 40 Jahren das erste Mal wiedergetroffen. Ich bin dankbar für die Ausbildung, die ich da bekommen habe, wenngleich ich auch froh bin, dass die Schule heute anders ist als damals.

Was sind die großen Unterschiede?
Aus meiner Sicht ein offeneres Verhältnis Lehrkräfte-SchülerInnen, die Schulgemeinschaft wird viel partizipativer gelebt und wir haben etwa im Bereich der Sprachen andere Bildungsangebote. Mir haben die Nachbarsprachen gefehlt. Schulen haben heute auch mehr Spielraum, Angebote gestalten zu können. Auch ist die Verzahnung zwischen den Fächern wesentlich stärker geworden, das Interdisziplinäre wächst. Was mir wichtig ist – der sanftere Übergang von der Volksschule ins Gymnasium, ich fühlte mich damals anfangs im Peraugymnasium verloren. Wir haben heute etwa in der ersten Woche keinen Unterricht, es gibt eine Einführungsphase mit Schnitzeljagd um das neue, große Gebäude kennenzulernen.

Was es immer Ihr Wunsch, Lehrer zu werden?
Meine Mutter war Volksschul-Direktorin, dann gibt es in meiner Familie weitere Lehrkräfte. Es war für mich immer klar, dass ich das machen möchte. Mit jungen Menschen arbeiten zu dürfen, ist ein Privileg. Ich gehe auch heute, mit knapp 60 Jahren, immer noch gerne in die Schule. Ich bin Informatiker und Computernetzwerker und war im BG St. Martin auch dafür zuständig, die Schule mit Computern auszustatten. Auch die Pandemie war für uns spannend, es war viel Arbeit den ganzen Betrieb von einem Tag auf den anderen digital zu stemmen, auch wenn wir gut aufgestellt waren.

Wie hat sich die Schule verändert?
Digitalisierung ist ein großes Thema, ebenso wie die Demokratieentwicklung in der Schule. Wir haben dazu seit vielen Jahren einen Schwerpunkt im Haus, das beginnt beim leben der Demokratischen Strukturen. Schule war viel hierarchischer da hat sich zum Glück viel verändert. Auch der Beruf des Lehrers, der Lehrerin ist anders geworden. Lehrkräfte haben verstärkt eine lernbegleitende Funktion und unterstützen die SchülerInnen in ihren Kompetenzen. Schule war früher ein Ort der Wissensvermittlung, heute sind wir mehr. Vor allem auch ein Ort, wo soziale und kulturelle Begegnung stattfinden.

Wie sehen Sie das Thema ChatGPT und Schule?
Ich sehe das sehr gelassen. Wir als digitale Schwerpunktschule arbeiten seit 20 Jahren mit digitalen Werkzeugen. Ich halte nichts davon, technische Neuerungen zu verbieten, sie müssen vernünftig eingebettet werden. Da wird es Anpassungen geben müssen. Bei Abschlussarbeiten rückt der Präsentationsaspekt stärker in den Fokus. Es ist auch wichtig, dass die jungen Leute digitale Werkzeuge nicht vollkommen unreflektiert übernehmen.

Anderes Thema: Ist Sitzenbleiben noch zeitgemäß?
Das muss man differenziert betrachten. Es gibt viele Fälle, wo es andere Modelle gibt, die besser sind, ich würde mir da schon eine Weiterentwicklung wünschen. Eine Wiederholung ist nicht wirklich einzusehen, wenn jemand in den meisten Fächern positiv abschließt. Es gibt aber schon heute Modelle, die da greifen. Wir schauen gemeinsam mit den Eltern, was für das Kind die beste Lösung wäre. Manchmal bekommt das Kind an einer anderen Schule eine bessere Förderung.

Wird der Stellenwert der Matura kleiner?
Es gibt ja aktuell die Diskussion, ob die Matura abgeschafft werden soll. Ich bin davon überzeugt, dass es am Ende der Sekundarstufe 2 einen Abschluss braucht. Ob die Matura in dieser Form beibehalten werden soll, das braucht einen längeren Prozess. Es wird heute die Matura auch nicht mehr als alleinige Aufnahmevoraussetzung akzeptiert, etwa im Medizinstudium. Für mich gibt es da zwei Denkschulen. Entweder die Matura wird wieder zu dem, was sie war, das heißt, mit der Reifeprüfung hat man Universitätsreife. Oder die aufnehmenden Organisationen entscheiden selbst, unter welchen Bedingungen sie Leute aufnehmen, dann braucht es eine klare Kommunikation von diesem Modell und eine Weiterentwicklung. Vor allem mit der Säule der vorwissenschaftlichen Arbeit ist die Matura aber ein Gewinn.

Welchen Eindruck haben Sie von der „Jugend von heute“?
Sie ist nicht so schlecht, wie sie immer wieder diskutiert wird. Man sieht immer nur die Sorgenfälle. Ich werde in ein paar Jahren aber mit gutem Gefühl in Pension gehen können. Wir haben tolle, junge Leute die mich beeindrucken und auf die bin ich stolz.

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