Villach/ Villach Land
"Normal Besetzung auf den Stationen schon Luxus"
Die Menschen werden immer älter. Dadurch steigt auch der Bedarf an medizinischer Betreuung und Versorgung. Mit dem aktuell vorherrschenden Mangel an Pflegekräften und Ärzten stellt sich jedoch die Frage, wer die benötigte Hilfestellung in Zukunft leisten wird.
VILLACH. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen betrifft nicht nur das Pflegepersonal, aktuell wird auch ein Mangel an Ärzten in den unterschiedlichen Fachbereichen verzeichnet. Das Landeskrankenhaus in Villach bleibt von diesem Mangel nicht ausgenommen. Die WOCHE hat dazu mit Dr. Elke Schindler, medizinische Leitung des LKH Villachs und Dr. Jean Theis, erster Oberarzt der Inneren Medizin, gesprochen.
WOCHE: Wie ist die aktuelle Lage im LKH Villach?
Dr. Elke Schindler: Bedauerlicherweise ist ein Ärztemangel in ganz Österreich zu verzeichnen, das LKH Villach bzw. Kärnten ist davon leider nicht ausgenommen.
Welche Fachrichtungen sind im LKH Villach aktuell am meisten betroffen?
Dr. Jean Theis: Prinzipiell kann man das nicht auf eine Fachrichtung beziehen. Der Ärztemangel ist im gesamten Haus spürbar und wechselt sich in den einzelnen Abteilungen ab. Es gibt Phasen da spüren wir es mal mehr und mal weniger.
Was könnte Ihrer Meinung nach ein Grund für den Ärztemangel sein?
Dr. Jean Theis: Das hat unter anderem mit den wenigen Plätzen für das Medizinstudium zu tun. Es ist im Vorfeld festgesetzt, wie viele Studenten an den einzelnen Universitäten sein dürfen. Auf Grund der geringen Studentenanzahl und dem Faktor, dass einige nach der Ausbildung nicht in Österreich bleiben, sondern abwandern, führt dazu, dass es zu einem Ärztemangel kommt.
Welche Maßnahmen trifft das LKH, um eine Versorgung aller Patienten nach wie vor zu gewährleisten?
Dr. Elke Schindler: Um Engpässen entgegen zu wirken, arbeiten wir in Kärnten sehr eng mit dem Klinikum Klagenfurt zusammen und können daher die Situation gut bewältigen. Unser Glück sind die vorhandenen Mitarbeiter. Diese sind trotz sehr hoher Belastung und sehr hohem Patientenaufkommen äußerst motiviert und leben ihren Beruf als Berufung. Ihnen ist der größte Dank geschuldet, dass wir auch schwierige Situationen meistern können.
Spüren Sie persönlich den Ärztemangel im LKH Villach?
Dr. Jean Theis: Es gibt Monate da spüren wir den Personalmangel mehr und dann wieder Monate da spüren wir es weniger. Das ist immer eine Frage der Nachbesetzung. Aktuell haben wir einen sogenannten Luxusmonat mit ausreichenden Ärzte. In vier Monaten, wenn der Turnus dann aber wieder vorbei ist, verlassen uns die aktuellen Basisärzte und dann müssen wir die gleiche Arbeit mit weniger Fachpersonal durchführen. Übrigens nennen wir das heutzutage Luxus, wenn wir auf den Stationen normal besetzt sind.
Die Zukunft
Der Ausblick auf die Zukunft des Gesundheitssystems bleibt weiterhin schwierig. Dr. Jean Theis erwähnt, während des Interviews, jedoch einen ersten Zugang, um künftig gegen den Ärztemangel vorgehen zu können. „Ich bin jetzt schon seit 30 Jahren in der Medizin tätig. Um mehr promovierte Ärzte halten zu können, ist es enorm wichtig den Zusammenhalt und den Erhalt der positiven Kollegialität weiterhin zu stärken.“ Ein gesundes Arbeitsumfeld könnte also ein guter erster Ansatz sein, um den Zuwachs an Ärzten und an Pflegefachkräften in Zukunft zu fördern.
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