Lehre
Über den Dächern von Villach
Franz Steiner und sein Team kraxeln auf Villachs Dächern. Der Rauchfangkehrer sucht Nachwuchs.
VILLACH (nic). Seit über 30 Jahren ist Franz Steiner Rauchfangkehrermeister, Dutzende Lehrlinge hat er seither ausgebildet, doch die Suche nach dem Nachwuchs wird immer schwieriger. "Leider mussten wir auch schon Bewerber nach Hause schicken, weil unser verändertes Berufsbild viel technisches Verständnis und gute Schulleistungen erfordern," sagt der Handwerker.
Erinnerungen an früher
Wenn ich mich an meine eigene Lehrzeit erinnere, muss ich zugeben, dass es nicht Liebe auf den ersten Blick war," erinnert sich der gebürtige Mölltaler. "Vielmehr kam der Vater heim und sagte, der örtliche Rauchfangkehrer nimmt dich als Lehrling."
Heute sagt der 55-Jährige, der in seinen Betrieben in Villach/Wernberg bzw. im Gailtal elf Mitarbeiter beschäftigt (darunter drei Meister), ganz klar, dass Rauchfangkehrer sein Traumberuf ist. Auch wenn das händische Reinigen der Kamine und Feuerstellen längst nur noch ein Teil der Arbeit ist. Technische Messungen und Prüfungen, viel Know-how über Heizungsanlagen oder Brandschutz-Verordnungen bestimmen vielmehr den Alltag des Rauchfangkehrers.
Im Kontrast dazu stehen Erinnerungen an die eigene Lehre: "Damals musste mann bestimmte Kamine von innen reinigen. Dazu stieg man im unteren Teil in den nur 60 mal 60 Zentimeter großen Schornstein und stieg unter dem Einsatz von Füßen und Ellbogen sowie dem Reinigungsgerät auf der Schulter nach oben," erinnert sich der Villacher.
Einmal war der Ausstieg kompliziert, weil eine Tür verschlossen war und es galt den ganzen Weg retour zu klettern. Auch nach vielen Jahren keine angenehme Erinnerung.
Ein Glückssymbol
Gern würde Franz Steiner wieder an einen jungen Menschen sein Berufswissen weitergeben, doch noch gilt es den passenden Lehrling zu finden.
Auch nach vielen Berufsjahren freut sich der Meister auch heute noch, wenn ihn in seiner Berufskleidung Menschen auf der Straße ansprechen, ob sie mal an einem Jackenknopf drehen dürfen. Schliesslich ist und bleibt der Rauchfangkehrer auch ein Glückssymbol.
Zur Sache: Beruf hat sich verändert
• Früher war der Beruf des Rauchfangkehrers in erster Linie mit der Reinigung der Kamine und Überprüfung der Feuerstellen verknüpft.
• Moderne Brandschutz- und Umweltschutzbestimmungen haben den Beruf sehr techniklästig weiterentwickelt.
• Aufklärung, technisches Wissen über Heizungsanlagen, Beratung von Kunden und natürlich technische Überprüfungen machen das Berufsbild sehr viel komplexer.
• Neben handwerklichen Anforderungen muss ein Lehrling daher auch in der Berufsschule Leistung erbringen. Der Blockunterricht findet zwei Monate im Jahr in Murau statt.
• Neben der regulären Lehre in drei Jahren, ist auch eine Lehre mit Matura in fünf Jahren Ausbildungszeit möglich.
• Der Beruf des Rauchfangkehrers ist für Mädchen und Jungen geeignet. In Kärnten hat einige Rauchfangkehrerinnen.
Mehr zu unserem Lehre-Schwerpunkt:
www.meinbezirk.at/lehre
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